Einer gegen alle – aus Frust?

Muss das sein? Das war wohl die Mehrheitsmeinung am Ratstisch gestern Abend in Tegernsee. Denn es war nur eine Formalie. Aber Marcus Staudacher von den Grünen machte aus einer Abstimmung einen persönlichen Angriff gegen den örtlichen Feuerwehrchef.

Der Bau des neuen Feuerwehrhauses ist in vollem Gange

Schon am 5. Januar 2022 wählten die Feuerwehrler in Tegernsee ihre Spitze. Wolfgang Winkler wurde “mit absoluter Mehrheit”, wie es in der Beschlussvorlage hieß, zum 1. Kommandanten gewählt. Als 2. Kommandanten wählten sie Christian Müller. Eine gute Wahl, so schien es. Denn auch der Kreisbrandrat Anton Riblinger hatte sich im Vorfeld positiv zu dieser Wahl geäußert.

Gestern Abend musste der Stadtrat noch dieser Wahl zustimmen. Eine Formalie, dachte man – nicht für Marcus Staudacher von den Grünen. Er hob vor der Wahl die Hand und erklärte, dass er “Winkler fachlich zwar nichts absprechen könne, im Gegenteil.” Aber die hohen Kosten für das neue Feuerwehrhaus seien auch auf die Forderungen des Kommandanten Wolfgang Winkler zurückzuführen. Insofern wolle er der Wahl nicht zustimmen. Kopfschütteln bei den meisten im Saal.

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Ratsherr Andreas Obermüller von den FW war fassungslos. “Dieser persönliche Angriff ist nicht akzeptabel.” Am Ratstisch solle ein Mindestmaß an Höflichkeit und Respekt herrschen. Dies sei kein Platz für unnötige persönliche Angriffe, schnaufte er via Online-Übertragung aus seinem Wohnzimmer.

Was muss man dazu wissen?

Marcus Staudacher führt seit Jahren einen zum Teil erbitterten Kampf gegen das neue Feuerwehrhaus. Zum einen war es ihm wichtig, dass das alte Gebäude erhalten bleibt, zum anderen schien ihm und auch seiner Fraktion die Dimensionen des neuen Heims der Feuerwehrler viel zu überdimensioniert.

In der Tat ist der Bau selbst für hiesige Bedürfnisse als teuer einzuschätzen. Ging man zu Beginn der Planung noch von 7 Millionen Euro Kosten aus, war man Ende 2019 schon bei 10-, um im März 2021 bei 14,5 Millionen Euro angekommen, was wohl auch nicht die Zahl der Endabrechnung sein wird. Nur: Damit hat der Kommandant recht wenig zu tun.

Winkler, bei der Berufsfeuerwehr in München tätig, hat immer einen schlüssigen und transparenten Anforderungskatalog erstellt. Tegernsee hat aufgrund vielfältiger Bedingungen (Hanglage, Verantwortung für Ufer/See etc.) schlicht eine andere Kostensituation. Zudem ist aufgrund der langwierigen Abstimmungen im Rat wertvolle Zeit verstrichen, in der Baukosten immens gestiegen sind.

Die Pandemie hat diese Situation noch verschärft. Kein Ratsmitglied dürfte über die hohen Kosten glücklich sein, aber dem Gremium ist da wohl wenig vorzuwerfen, am allerwenigsten dem Kommandanten. Aber der Frust darüber, als einsamer Rufer gegen das Projekt dazustehen, nagte am Grünen Staudacher. So schien die zweifellos unnötige Ablehnung in der Abstimmung zustande gekommen zu sein.

Unverständnis bei den Ratskollegen

Bürgermeister Hans Hagn stieg jedenfalls die Röte ins Gesicht. “Ich werde hier nichts sagen, weil mir sonst der Kragen platzt”, presste er mit größter Anstrengung heraus. Auch andere Räte stießen in das Horn, lehnten Angriffe gegen Wolfgang Winkler ab, fanden die Aussagen von Staudacher mindestens fehl am Platz.

Lediglich Ratsherr Florian Kohler von der Bürgerliste sprang dem gescholtenen Grünen bei. Er teile nicht die Position Staudachers, “aber es müsse schon möglich sein, solche Aussagen hier am Tisch zu treffen”, versuchte er sich als Mittler. Aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Staudachers Ratskollegin Dr. Ursula Janssen war zu diesem Zeitpunkt online nicht mehr anwesend. Die Abstimmung verlief erwartungsgemäß – mit einer Gegenstimme wurden die Wahl der Kommandanten vom Stadtrat angenommen.

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