Einheimische sollen’s kostenlos kriegen

Gratis oder günstig Bus- und Schifffahren? Das war bisher nur den Touristen möglich. Doch die SPD fordert, dass auch Einheimische den öffentlichen Nahverkehr im Tal kostenlos nutzen dürfen. In Tegernsee stand man der Sache skeptisch gegenüber. Was denken die Wiesseer?

Mit einer Talkarte sollen Einheimische überzeugt werden, vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.

Seit Jahren dürfen Touristen die Busse und Schiffe am Tegernsee mit der Gästekarte kostenlos nutzen. Das Tegernseer Tal soll schließlich für Gäste attraktiv bleiben. Dafür entstehen den Tal-Gemeinden jährlich Kosten von rund einer halben Million Euro. Um diese Kosten zu stemmen, werden die Ticketpreise über die Kurabgabe querfinanziert. Was für Touristen also schon seit Jahren funktioniert, wird nun auch für Einheimische gefordert.

Touristen fahren gratis, Einheimische müssen zahlen

Die SPD will das Projekt anpacken. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass das Tegernseer Tal verkehrstechnisch vollkommen überlastet ist. Zwischen 20.000 und 30.000 Autos fahren in der Spitze pro Tag auf den Straßen rund um den See. Um die Straßen zu entlasten, ist die Politik daher schon lange auf der Suche nach einem einheitlichen Verkehrskonzept. Dazu gehört auch der ÖPNV.

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Doch bisher fehlt gerade unter Einheimischen oft die Bereitschaft, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Den meisten sind Bus- und Schifffahrtstickets schlicht zu teuer. Zudem werden häufig die unregelmäßigen Fahrzeiten bemängelt. Ein Problem, dem sich die talweite SPD angenommen hat. Nach Tegernsee, soll nun auch Bad Wiessee in der kommenden Gemeinratssitzung über den Antrag für einen besseren öffentlichen Nahverkehr diskutieren. Wiessees SPD Ortsvorsitzender Robert Kühn macht deutlich:

Um den Ziel- und Quellverkehr deutlich zu reduzieren, brauchen wir ein gemeinsames ÖPNV-Konzept und den politischen Willen aller Talgemeinden. Es ist nicht vermittelbar, unseren Bürgerinnen und Bürgern kostengünstigen Nahverkehr vorzuenthalten, den wir unseren Gästen zur Verfügung stellen.

In ihrem Antrag fordert die SPD den Wiesseer Gemeinderat dazu auf, zu prüfen, mit welchen Möglichkeiten eine Talkarte für Einheimische für die Bus- und Seenschifffahrt zu finanzieren wäre. Zudem sei mit dem RVO über eine Intensivierung und engere zeitliche Taktung zu verhandeln. Auch die Schifffahrt müsse andere Fahrzeiten anbieten und somit „von einer Ausflugsdampferlinie zu einer echten Alternative im ÖPNV werden.“

Die SPD ist überzeugt, dass durch einen besseren ÖPNV der private Straßenverkehr im Tegernseer Tal reduziert werden kann: „Für Gäste wurde bereits ein erfolgreicher Einstieg gemacht. Dies muss auch für Einheimische gelingen.“ Neben einer Talkarte für Einheimische soll jedoch auch die E-Mobilität weiter gefördert werden. Dazu fordert die SPD: „Die Einrichtung von auch tagsüber buchbaren Bürgerautos (E-Mobile) und eines nicht-kommerziellen E- Bikeverleihs seitens des E-Werks Tegernsee oder eines anderen Anbieters für Wiesseer Bürger und Unternehmen.“

Keine Aussicht auf Erfolg?

Im Tegernseer Stadtrat wurde bereits über den Antrag diskutiert. Zwar nahm man sich vor, Gespräche mit dem RVO aufzunehmen, um die Kosten einer Talkarte für Einheimische zu ermitteln. Dennoch stand man der ganzen Sache eher skeptisch gegenüber. Bereits vor vier Jahren lehnten die Tal-Bürgermeister eine Einheimischen-Karte ab mit dem Argument: nicht finanzierbar. Auch Bürgermeister Johannes Hagn machte in seiner Stellungnahme klar, dass die Ergebnisse der Vergangenheit sehr mau waren: „Keiner will mit dem Bus fahren.“

Ein erster Erfolg war in diesem Jahr das Gibmir5-Ticket. Mit diesem Angebot fahren Gruppen mit bis zu fünf Personen für neun Euro und Einzelpersonen für sechs Euro – den ganzen Tag im gesamten Landkreis. Realisiert werden konnte die Aktion nur mit der finanziellen Unterstützung des Landkreises. Das Fazit nach dem ersten Jahr: Seit Beginn der Kooperation im Oktober 2017 wurden 10.500 Einzeltickets und 5000 Gruppentickets verkauft. Das ist weit mehr als erwartet, hieß es vor rund zwei Wochen von Seiten des Landratsamtes.

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