Gmund will Floß behalten

Viele Gemeinden im Tal zogen vergangenes Jahr die Notbremse, wenn es um Kreuze und Badeflöße ging. Gmund will es anders machen. Eine Badeaufsicht soll her.

Gmund wird den Steg und auch das Floß behalten

Kreuz weg – Leben wird sicherer. Das war bereits letztes Jahr ein Thema im Tal. Im Juli 2019 verschwanden nach und nach immer mehr Badekreuze, Stege und Flöße aus dem Tegernsee. Den Grund dafür lieferte ein Urteil des Bundesgerichtshofs von 2017 sowie der tragische Unfall eines 12-jährigen Mädchens.

Von nun an sollen Gemeinden für Unfälle an ihren Badestränden haften – es herrscht eine umgekehrte Beweislast. Die Gemeinden müssen beweisen, dass sie nichts hätten tun können, um den Unfall zu vermeiden. Daraufhin setzten die Tal-Gemeinden auf Risikominimierung und zogen ihre Badeinseln und Kreuze kurzerhand aus dem Wasser. Was Stege angeht, waren sich viele Gemeinden jedoch noch unsicher. Wie sieht es ein Jahr später aus?

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Das Kreuz am Hubertus in Wiessee wurde bereits abgebaut – der Steg darf bleiben

Nachdem sich Juristen den Kopf darüber zerbrochen haben, ob das “Freibad Abwinkl” nun eine Badestelle oder ein Naturbad ist, kam man zu dem Schluss, dass es sich hier um eine Badestelle handelt und keine Aufsicht nötig ist. Maximilian Macco vom Ordnungsamt Bad Wiessee erklärt nun:

Ähnlich wie in anderen Städten und Gemeinden mit Seezugängen und derartigen Anlagen haben jedoch auch wir das Holzkreuz ersatzlos entfernt. Eine Sperrung oder Beseitigung des ebenfalls im Bereich des Freibades Abwinkl befindlichen Stegs wurde gemäß der Stellungnahme aber nicht als erforderlich erachtet.

Bei Badestegen handle es sich, so Macco, zwar insoweit um eine bädertypische Einrichtung, auskunftsgemäß erfüllt der vorhandene Steg jedoch augenscheinlich den Zweck, den Einstieg in den See zu erleichtern. Er diene damit ausschließlich der Sicherheit der Badegäste und nicht als Sprunganlage.

Bademeister gesucht

In Gmund werden die Stege auch erhalten bleiben, bestätigt der Geschäftsführer Florian Ruml. Über das Floß hat man sich ebenfalls viele Gedanken gemacht. Während die Gemeinde Rottach vergangenes Jahr bereits klarstellte, dass ein Bademeister keine Möglichkeit sei, wagt man in Gmund trotzdem den Schritt Richtung Badeaufsicht. Ruml gibt bekannt: “Die Gemeinde sucht derzeit Aufsichtspersonen (Qualifikation Rettungsschwimmer).”

Doch wie soll das funktionieren? Der Zugang zum Floß ist grundsätzlich zu jeder Uhrzeit möglich. Muss der Bademeister das Floß zum Feierabend wieder aus dem Wasser ziehen? “Solange keine Aufsicht da ist, darf das Floß nicht im Wasser sein”, klärt der Geschäftsführer der Gemeinde auf.

Wie schätzt die Wasserwacht das Risiko ein?

Der Vorsitzenden der Wasserwacht, Hans Mielke, sagt dazu: “Es obliegt uns keine Risikoeinschätzung, ob die Stege und Badeinseln sicher sind oder nicht. Es handelt sich hier um eine Rechtsfrage für die die jeweiligen Besitzer verantwortlich sind.”

Auch er weiß vom EUGH Urteil, dass die Lage weiter verschärft hat. “Basierend auf diesem Urteil wurde für kommunale Besitzstände von Stegen oder Badeinseln eine Aufsichtspflicht gefordert, was für viele nicht umsetzbar ist”, weiß Mielke. An Stegen sei es immer wieder mal zu Einsätzen gekommen, die Ursachen dafür seien der Wasserwacht aber nicht bekannt. “Ob dies aber ein Verschulden des Besitzers, des Verunfallten oder eines Dritten war ist uns nicht bekannt”, erklärt er.

Und was stellt aus Sicht der Wasserwacht das größte Risiko beim Baden im Tegernsee dar? “Da kann ich nur allgemein sagen, dass das Bädersterben ein großes Risiko für alle ist. Kinder bekommen keinen Schwimmkurs mehr, haben damit nicht die Sicherheit am und im Wasser”, betont Mielke. Der Urlaub am See, Meer sei aber das besondere und man möchte natürlich unbeschwert seinem Spaß und Gaudi nach gehen. Da falle so etwas gerne mal außer acht.

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