Frank H. ist Gastronom, jahrelang tätig für das Bachmair am See und Betreiber einer Catering-Firma. Nun soll der Schwiegerpapa von Fußball-Star David Alaba zur Reichsbürgerszene gehören. Eine Spurensuche.
Am Mittwoch wurde eine deutschlandweite Razzia gegen ein vermeintlich terroristisches Netzwerk aus Reichsbürgern und Verschwörungsideologen durchgeführt. Auch am Tegernsee wurde zugeschlagen: Zwei Hausdurchsuchungen in Gmund und zwei verhaftete Personen.
Bislang war wenig bekannt über die beiden Verdächtigen Maximilian E. und Frank H., lediglich, dass sie in Italien und Österreich festgenommen wurden und angeblich aus dem Landkreis Miesbach stammen. Inzwischen sickern immer mehr Informationen über das Netzwerk und die mutmaßlich Beteiligten durch.
So soll Maximilian E., ehemaliger Bundeswehr-Oberst, dem Führungsstab des militärischen Arms im Reichsbürger-Netzwerk angehört haben. Bereits in den vergangenen Jahren sorgte E. in Zusammenhang mit der Querdenker-Szene immer wieder für Aufsehen. Wie der BR berichtet, trat er in Militäruniform auf zahlreichen Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen auf und rief bereits dort zum Umsturz auf: „Man müsste das KSK mal nach Berlin schicken und hier ordentlich aufräumen, dann könnt ihr mal sehen, was die können.“
Wie und ob überhaupt eine Verbindung zum Landkreis Miesbach besteht, ist bislang nicht klar. Als sein Wohnort wird Eppenschlag im Landkreis Freyung-Grafenau genannt, dort fand auch die Durchsuchung seines Anwesens statt. Festgenommen wurde er in Italien.
Gmunder Gastronom festgenommen
Frank H. hingegen ist kein Unbekannter im Tegernseer Tal. Der Starkoch, der das Restaurant Sra Bua im Kitzbüheler Kempinski Hotel führt und dort auch verhaftet worden sein soll, kochte in der Vergangenheit unter anderem auch für das Luxus-Hotel Bachmair am See in der Rottacher Seestraße. Auch ist er als Geschäftsführer einer Catering Firma und einer Tegernsee Holding UG in Gmund geführt.
Der Schwiegervater von Fußball-Star David Alaba sollte laut Medienberichten für den „Nachschub des militärischen Arms der Reichsbürger“ sorgen. Nach dem mutmaßlich geplanten politischen Umsturz sollte er die Kantinen des neuen deutschen Reichs übernehmen.
Nicht die erste Reichsbürger-Durchsuchung im Landkreis
Natürlich stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage: Wie viel wussten unsere örtlichen Politiker? Schließlich ist es kein Geheimnis, dass es im Landkreis Miesbach nicht gerade wenige Personen gibt, die zur sogenannten Reichsbürgerszene gezählt werden können. Zu nennen sei hier beispielsweise Martin Beilhack, Hauptmann der Waakirchner Gebirgsschützen und Kreistagsmitglied der Bayern Partei.
Beilhack wird seit einigen Jahren verdächtigt, mit der Reichsbürger-Szene zu sympathisieren. Das Landratsamt Miesbach entzog ihm bei einer Kontrolle im Januar 2017 sämtliche Waffen und Waffenscheine. Auslöser war, dass Beilhack gleich zweimal einen Staatsangehörigkeitsausweis nach dem Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz von 1913, den sogenannten Gelben Schein, beantragt hatte.
Beilhack nannte zudem einen Mann aus Otterfing, dessen Waffen-Entzug das Gericht kurz vorher wegen seiner Nähe zur Reichsbürger-Szene bestätigte, als engen Vertrauten und Unterstützer bei der Antragstellung. Beilhack klagte gegen den Waffenentzug, verlor jedoch die Gerichtsverhandlung.
Landrat erhält Nachrichten aus der Szene
Auf Nachfrage bei Landrat Olaf von Löwis (CSU), was er zu den aktuellen Ereignissen bezüglich der Reichsbürger-Szene und dem vermeintlichen Netzwerk sagen kann, zeigte er sich entsetzt darüber, „dass zwei im Rahmen der Razzia Festgenommene aus unserem Landkreis kommen“. Löwis bestätigt, dass auch er hin und wieder Nachrichten aus der so genannten Reichsbürger-Szene erhalte, die meist abstruse Forderungen enthalten.
Diese sind in Zukunft ernster zu nehmen. Man darf diese Leute nicht einfach nur als Spinner abtun, man muss jetzt Farbe bekennen. Da gibt es null Toleranz. Landrat Olaf von Löwis, 08.11.2022
Zwar wusste Löwis eigenen Angaben nach nichts von der Razzia vor zwei Tagen, doch bereits in der Vergangenheit habe er die Behörden über vermeintliche Reichsbürger und Querdenker im Landkreis Miesbach und deren Nachrichten informiert. In einem TS-Gespräch im September 2021 betonte Löwis: „Wir wenden uns in solchen Situationen immer sofort an den Staatsschutz, der dann auch ermittelt.“
Alfons Besel (FW), Bürgermeister von der Gemeinde, in der die Razzia stattgefunden haben soll, wurde im Vorfeld nicht über den Polizeieinsatz informiert. „Auch die genannten Personen sind mir nicht bekannt.“ Generell mache der Vorfall aber erneut bewusst, „wie wichtig es ist, für Demokratie und Freiheit tagtäglich einzutreten“, so der Gmunder Rathaus-Chef abschließend.
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