Hammer statt Böller

Himmel, ich soll etwas über Silvesterböllerei schreiben. Sagt der Chef. Klar, der stammt aus Osteuropa. Da finden die alles dufte, was laut ist und komisch riecht. Aber nun gut, schauen wir uns dann das Phänomen einmal näher an.

Eine Kolumne von Martin Calsow

Es sind ja gern Männer in allen Altersschichten, die eine kindliche Freude an Explosionen haben. Es ist dunkel, man zündet etwas an, und es geht in die Luft. Toll. Dumm nur, dass es wie Hölle stinkt, die Umwelt versaut und andere den Müll wegräumen dürfen. Es gibt einfach keinen logischen Grund, Krach und Dreck zu machen. Aber das muss es ja auch nicht. Es soll ja auch Menschen im Tal geben, die für eine Kugel Eis einmal um den See mit einem Cabrio fahren – am Sonntagnachmittag. Oder die Maschinenpistolen in Italien kaufen. Nicht logisch, aber man hat dann eben eine Uzi daheim.

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Frauen wissen: Wenn Männer Dreck und Krach machen, verdreht man die Augen und sitzt mit ihnen, wenn Gliedmaßen in Mitleidenschaft gezogen wurden, in der Notaufnahme in Agatharied. Sind halt Männer. Aber wenn es nur dabei bliebe. Wer je Tiere, ob Hund oder Katze, gesehen hat, die bei der Ballerei völlig verängstigt unter die Couch kriechen, wimmern und danach kaum zu beruhigen sind, weiß, dass jeder kluge Tierfreund den Böllerblöden eine von fehlgezündeten Raketen verbrannte Jacke wünscht. Mindestens.

Mein Lieblingsargument: Wollt ihr jetzt alles verbieten? Das zeugt von einem dermaßen überschaubaren Rechts- und Rücksichtsverständnis, dass es eigentlich nur Männer vorbringen können. Woanders geht es ja auch. Sylt leistet sich das aus Brandschutzgründen. Keiner hat sich je beschwert oder sich in seinem verfassungsrechtlich garantierten Freiraum eingeschränkt gefühlt. Es ist nicht gutmenschenoberlehrerhaft, den Unsinn einzuschränken. Es ist schlicht die schiere Vernunft. Wer es gern krachen lassen will, möge doch einfach einen handelsüblichen Hammer nehmen und auf seinen Kopf schlagen. Macht weniger Dreck und sorgt auch für Sterne und Lichtblitze.

PS: In Neukölln, quasi das Tegernseer Tal Berlins, feiert man auch gern mit Dreck und Krach.

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