Ein Schwarzbau? Oder ein nötiges Gastro-Angebot in Tegernsee-Süd? Darf die Hütte am Golfplatz “Birdie” bleiben? Darüber beriet der Stadtrat Tegernsee gestern und einige zogen als schlechtes Beispiel die Saurüsselalm vom Westufer heran.
Der Ledererweg ist ein reines Wohngebiet. Lediglich ein kleiner, familiärer Golfplatz lockert die Bebauung auf. Hier steht eine Holzhütte mit einer Terrasse. Sie wird von den Mitgliedern, aber auch von der Öffentlichkeit genutzt.
Die letzten fünf Jahre hatte der Koch Dieter Maiwert die Golfhütte betrieben, der kurze Golfplatz läuft noch bis Ende des Jahres unter seiner Regie. Inzwischen hat Maiwert an der Seestraße das Lokal Au lac 51 eröffnet. Nun soll ein Nachfolger für den Gastrobetrieb gesucht werden.
Schön, aber nie genehmigt
Kleiner Schönheitsfehler: Sowohl Hütte als auch die öffentliche Nutzung geschah über Jahre ohne Genehmigung. Das galt sowohl für die baulichen Veränderungen (die Terrasse war erweitert und die Gastrofläche in der Hütte durch einen Anbau auf der Ostseite mit einem abgeschleppten Dach vergrößert worden), als auch für das Gastro-Konzept. Der Eigentümer wollte nun im Nachhinein die Neuerungen mit einer neuen Genehmigung legalisieren.
2023 hatte das Landratsamt diesem Antrag eine erste Abfuhr erteilt. 2024 verwies die Miesbacher Behörde den Fall an die Verwaltung in Tegernsee. Für die An- und Umbauten, die neue Raumaufteilung und die öffentliche Nutzung müsse ein Bauantrag eingereicht werden. Der lag gestern vor, stieß aber auf Widerstand im Stadtrat.
Den Anfang machte Thomas Mandl von der SPD. Er sei fassungslos, wie man erst einmal etwas baut und etabliert, um dann nachzufragen, ob das auch legal sei. Wie sehr diese Methode auch in Tegernsee um sich greife, besorge ihn. Er könne hier nicht zustimmen. Sowohl Markus Schertler von der CSU als auch Peter Hollerauer von den Freien Wählern waren nicht so streng. Man könne, so Schertler, “doch ein so ambitioniertes Gastro-Konzept nicht einfach verbieten.” Hollerauer verwies auf die Schwierigkeiten des Piesenkamer Golfplatzes. Man müsse schon die Probleme der Betreiber verstehen. Beim Nachbarn Waakirchen kriselt der Stöckchen gegen Bällchen Spielort: Weil dort der Golfplatz Piesenkam nicht profitabel ist, will Betreiber Karl-Heinz Krutz ihn verkleinern, einen Teil zum Solarpark machen. Die Gemeinde stellt sich quer. Der Betreiber hat zum Jahresende den Verpächtern gekündigt. Das wolle man doch in Tegernsee nicht erleben, so einige Räte gestern Tegernsee. Lukrativ sei so ein Platz nur, wenn mit einer Gastro für Jedermann zusätzliche Erlösquellen entstünden.
Haslberger-Fall am Ostufer vermeiden
Und überhaupt: Ein weiteres Gastro-Angebot könne für die Region Tegernsee-Süd doch nur gut sein. Könne man nicht eine Regelung finden, die nicht dann als Präzedenzfall wirkt? Bürgermeister Johannes Hagn schüttelte den Kopf. Er fürchtet Nachnahmer: Was, wenn “die Kommune hier ‘Ja’ sagt, und andere Bauwerber für ihre nicht genehmigten Bau- und Nutzungsveränderungen grünes Licht haben wollen?”, fragte er in die Runde. Er habe lange mit sich gerungen. Aber man müsse hier schon ehrlich sein und von einem ‘Schwarzbau’ sprechen. In das gleiche Horn stieß sein Stellvertreter Michael Bourjau von den FW: “Das ist das Haslberger-Prinzip. Man baut etwas und kommt hinterher ins Rathaus oder zum Landratsamt und will das genehmigt haben.”
Auch die Saurüsselalm habe keine Baugenehmigung und würde dennoch weiterbetrieben. Das könne er hier nicht zulassen. Er werde gegen eine nachträgliche Genehmigung stimmen. Und so geschah es auch: Mit drei Gegenstimmen verweigerte der Stadtrat Tegernsee gestern die nachträgliche Genehmigung. Folge: Die Hütte muss zurückgebaut werden, eine gastronomische Erweiterung wird es nicht geben.
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