Steuererhöhung trifft heimische Gastro massiv
Komisch still im touristischen Tal

Zum 1. Januar steigt die reduzierte Mehrwertsteuer auf Speisen im Restaurant wieder auf 19 Prozent. Das trifft uns hier im Tal direkt und indirekt. Aber von Widerstand gegen diesen Plan der Bundesregierung – nichts zu sehen. Komisch.

Die Pandemie hatte alles durcheinander gerüttelt. Monatelang blieben bei uns Wirtshäuser, Cafés, Clubs und Hotels geschlossen. In einer touristischen Gegend wie dem Tegernseer Tal, dem Oberland war das für einige Betriebe der Todesstoß. Andere mussten nach Auslaufen der Corona-Hilfen Kredite aufnehmen, um höhere Personalkosten und vor allem absurd gestiegene Energiekosten zu bezahlen. Man konnte das zynisch als Reinigungsprozess einer Branche abtun. Aber über 30 Prozent der hiesigen Wirtschaftsleistung speist sich direkt aus dem Tourismus, also eben der Branche, die vom nächsten Jahr an wieder auf Speisen und Getränke zwölf Prozent mehr an den Staat zahlen zu haben.

Ist das gerecht? Klar, man kann das Bild einer sehr satten Zunft malen, die für Deutschland eh nicht systemrelevant ist, wie beispielsweise die Stahlindustrie. Und überhaupt: Sollen die Leute halt daheim essen. Das Geld wird anderswo gebraucht.

Einige Anmerkungen dazu: Speziell heimische Gastronomen haben in der Flüchtlingskrise wie auch zu Beginn des Ukraine-Kriegs unterstützt, haben Menschen Arbeit und Lohn gegeben, haben Zimmer für Flüchtlinge bereitgestellt. Trotz erheblicher Personal-Engpässe konnten sie für Gäste weiterhin attraktiv bleiben.

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Ja, die Preise waren hoch. Höher als in anderen Teilen des Oberlands. Nur: Das gilt eben auch für die Pacht, für die Personalkosten. Diverse Betriebe, kleine wie große, haben auf Drängen der kommunalen Politik massiv in Personalwohnungen investiert, um den Druck auf den heimischen Wohnungsmarkt etwas zu dämpfen. Gleichzeitig konnten ausgerechnet die Gastronomie nicht von der abgesenkten Stromsteuer profitieren.

Und wer glaubt, dass nur die Gourmetfreunde unter der Erhöhung leiden: Auch Kitas, Schulen, Krankenhäuser und Pflegeheime sind von einer Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie betroffen.

Es wäre nur recht und billig, wenn sich heimische Politiker, ob Bär, Radwan, Aigner oder von Löwis wesentlich lauter, stärke rund nachhaltiger gegen die Pläne zur Rückkehr der 19 Prozent Mehrwertsteuer bemerkbar machten.

Denn an der Gastro hängen viele andere Branchen auch indirekt: Ob der Handwerker, der in 2024 und folgenden Jahren angesichts hoher Zinsen deutlich weniger Aufträge zu erwarten hat. Der Bauer, der seine Produkte doch sehr gerne hier im Tal an den Gast bringen möchte. So wie man sich über Auswüchse von Einzelnen der Branche erregen kann, sollten die aktuellen Nöte und Ängste vor einem neuen, wirtschaftlich schweren Jahr in der Gastronomie von uns allen ernst genommen werden. Das Tegernseer Tal und sein Umland braucht den Tourismus. Er ist essenziell, für uns systemrelevant.

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