Bergradler sind keine Heuschrecken

Ein Biker-Überschuss im Tegernseer Tal? Bleiben Sie auf dem Unterholzboden, liebe Frau Häußinger, möchte unsere Kommentatorin da in den Wald hineinschreien. Stattdessen schreibt sie lieber auf, was ihr gehörig gegen die Bikerwadl geht.

Biker sind keine Heuschrecken, findet unsere Kommentatorin.

Ein Kommentar von Nicole Kleim:

Es scheint als seien Mountainbiker im Tegernseer Tal die Heuschreckenplage des 21. Jahrhunderts: In Schwärmen kommen sie aus der Stadt, breiten sich in den heimischen Wäldern aus und machen Mensch und Tier das Waldleben zur Hölle. Sie seien „überall“, schreibt TS-Kommentatorin Nina Häußinger über die rasend-radelnde Spezie. Deshalb müsse man als Wanderer „Angst um sein Leben“ haben.

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Eine Aussage, bei der jedes Bikerwadl automatisch anspannt, und sich der bayerische Himmel just in diesem Moment unweigerlich am helllichten Tag verdunkelt. Es mag sein, dass der sportliche Appetit und das Tempo der Mountainbiker dem ersten Anschein nach unheimlich wirkt. Aber nur, weil die ein oder andere Staubwolke auf den Waldwegen zu sehen ist, müssen Wanderer noch lange nicht panisch ins Gehölz ausweichen.

Nein, die surrenden Artgenossen sind nicht in Schwärmen organisiert. Es sind auch keine Heuschrecken. Es sind Menschen, deren Körper Bewegung fordern, und die einfach nur die Natur auf Drahteseln genießen wollen. Dafür strampeln sie sich den Berg hinauf und verzichten aufs Auto.

Rücksichtnahme neu definiert

Wer bemängelt, ein Mountainbiker würde abseits der Wege fahren, der hat noch nie einen zerplatzen Reifen mitten im Gestrüpp reparieren müssen. Ein Mountainbiker muss auf von Fußgängern ausgelatschten Pfaden fahren, wenn er nicht einen Platten riskieren oder im Totholz ins Straucheln geraten will.

Doch bleiben wir auf dem Unterholzboden. Die Frage ist, warum es überhaupt Wege im Wald gibt? Keinesfalls hat man bei deren Entstehung an Mountainbiker gedacht. Wohl eher an riesige Forstfahrzeuge. Sie sind es doch, die gewaltige Schneisen und massive Spuren im Wald hinterlassen, nicht der Mountainbiker. Liebe Frau Häußinger, Mountainbiker sind kein Problem, das man lösen muss. Mountainbiker sind auch keine Plage. Zum Glück fressen sie auch keine Bäume. Oder Blätter.

Sie fahren in das vom Bauboom verschonte letzte Tegernseer Grün, um es zu genießen. Und keinesfalls wird es ihr Bestreben sein, Hunde samt Herrchen geschweige denn in die Jahre gekommene Wanderer zu jagen. Die “Cowboys” des 21. Jahrhunderts zahlen genug Schmerzensgeld für die Erkenntnis, dass es – aufgrund der Intoleranz einiger Mitmenschen – selbst auf Nebenstrecken für sie ständig „High Noon“ ist.

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