Reisen zum Zweitwohnsitz in Krisenzeiten verbieten?

Heute vor zwei Wochen hat der Ministerpräsident die erste Ausgangsbeschränkung für Bayern nach dem Krieg ausgerufen. Vieles hat sich seitdem für die Gemeinden und ihre Bürger im Tal verändert. Wir haben die Bürgermeister gefragt, wie sie diese 14 Tage im Ausnahmezustand erleben.

Auch für die Tal-Bürgermeister ist diese Krise eine Herausforderung

Normal würde er sich über das schöne Wetter über Tage freuen. Aber normal ist gerade nichts. Es ist Corona-Zeit. Bürgermeister Christian Köck ahnt, dass auch an diesem Wochenende viele Menschen in seinen Ort, in das Tal reisen wollen – trotz Ausgangsbeschränkung, trotz des Brandbriefes, den er und seine Kollegen an Ilse Aigner geschrieben hatten und dafür medial viel Prügel einstecken mussten.

Die Osterfeiertage stehen unmittelbar bevor. Darum würde ich begrüßen,… dass Reisen zu den Zweitwohnsitzen im gesamten Alpenvorland in Krisenzeiten verboten werden. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um die Gewährleistung der medizinischen Versorgung vor Ort und im Landkreis. Ich wünsche mir ein klares Signal aus München!

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Die Bürgermeister sind angespannt. Die ersten zwei Wochen der Beschränkung hat viele von ihnen vor völlig neue Situationen gestellt. Johannes Hagn aus Tegernsee ließ die Arbeit beim Bauhof weitgehend einstellen, „um die Wasserversorgung sicherstellen zu können.“

Sein Kollege aus Kreuth, Josef Bierschneider, hatte noch zu Beginn den Eindruck, „dass die Ausgangsbeschränkung noch nicht von vielen eingehalten wurde, aber dann hat man schon gemerkt, dass es bei allen „angekommen“ ist, dass wir alle zusammen gefordert sind.“ Er hat, recht leise und wenig bemerkt, Wanderparkplätze schlicht stilllegen lassen.

Die Gemeinde Kreuth hat ihre Wanderparkplätze gesperrt.

Entspannt wirkt lediglich Peter Höß, der kurz vor dem Ende seiner Amtszeit noch mit einer Krise „belästigt“ zu werden scheint. Er findet: „Die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen werden eingehalten. Gott sei Dank waren im näheren Umfeld keine Neuinfektionen zu verzeichnen.“ Eine recht mutige Betrachtung angesichts der Abläufe im Wiesseer Medical Park und den dortigen Corona-Infizierten. Wiessee und Gmund haben die mit Abstand höchsten Zahlen im Landkreis, liegen beide bei über 30 Infizierten. Nur Fischbachau hat ähnliche Zahlen.

Unaufgeregt und professionell

Aber der Gmunder Bürgermeister will das Positive sehen: „grundsätzlich nehme ich wahr, dass wir in Gmund über ein intaktes soziales Netz verfügen. Die Hilfen aus Familie und Nachbarschaft funktionieren außerordentlich gut. Zudem wird das gemeindliche Telefonangebot unserer Sozialsachbearbeiterin Heidi Huber gerne angenommen. Viele Senioren suchen hier das Gespräch. Unsere Bürgerinnen und Bürger gehen besonnen mit der gegenwärtigen Situation um. Zu sehen, wie einander geholfen wird und die Menschen untereinander solidarisch sind, ist eine große Freude.“

Letztlich zeigt sich auch hier, dass unsere Bürgermeister auf eine unaufgeregte, aber professionelle Art, diese Krise meistern. Aber es sind auch erst zwei Wochen der Ausgangsbeschränkung vorbei. Und Ostern kommt noch. Vielleicht schiebt sich ja ein großes, regenreiches Tief über Tage in das Tal. Manch einen der Kommunalpolitiker würde es freuen.

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