Rosstag bringt kein Geld mehr

Die Rottacher Bergwacht ist unzufrieden mit der Entwicklung des Rosstags. Immer weniger Besucher kommen auf den Festplatz – das bedeutet weniger Einnahmen für die Retter. Vor allem, weil auch viele andere mittlerweile ein Stück vom Kuchen wollen.

Großer Unmut bei der Bergwacht: Weil die Gespanne schon in der Seestraße vorgestellt werden, kommen immer weniger Besucher auf den Festplatz. / Archiv

Der Unmut der Bergwacht Rottach-Egern ist groß. Seit mehreren Jahren steigt der Aufwand am traditionellen Rosstag, ob finanziell oder personell, kontinuierlich an. Auf der anderen Seite gehen seit geraumer Zeit die so wichtigen Einnahmen stetig zurück.

Am kommenden Sonntag, 27. August, ist es wieder so weit: Zum 49. Mal kommen tausende Pferdebegeisterte an den Tegernsee, um Reiter und Rösser zu bewundern. Früher war das ein wichtiger Tag für die Bergwacht. Wie der Merkur berichtet, zeigen bereits die Aufzeichnungen von 1968, dass der komplette Reinerlös einzig der Bergwacht zugute kam.

Anzeige

Weniger Besucher – weniger Einnahmen

Doch inzwischen ist es anders, wie Daniel Merone, stellvertretender Bereitschaftsleiter, gegenüber der Zeitung erklärt: „Nichts ist festgelegt, vieles geschieht nur aus Gewohnheit.“ Und die hat sich verändert. Die Beteiligung am Eintritt ist inzwischen auf zwei Drittel geschrumpft. Zwar kann die Bergwacht noch auf die Einnahmen aus der Bewirtung des Festplatzes zurückgreifen, doch auch da hapert es.

Denn immer weniger Besucher finden den rund fünf Kilometer langen Weg von der Seestraße zum Festplatz in Enterrottach. Der Grund: „Die Gespanne werden schon vorne vorgestellt. Früher gab es das nur am Festplatz“, so Merone. Weniger Besucher bedeutet also auch weniger Erlös durch die Bewirtung. Eine genaue Zahl kann Merone zwar nicht nennen, aber so viel verrät er: „Im Vergleich zu früher schenkt die Brauerei nur noch ein Viertel Bier aus.“

Neben dem sinkenden Erlös durch den Eintritt und die Bewirtung, kommt noch hinzu, dass auch andere am Rosstag verdienen wollen. Viele Vereine und Wirte betreiben deshalb einen Stand am See. Merone ist unzufrieden mit dieser Situation:

Wir stehen inzwischen beispielsweise in Konkurrenz zu verschiedenen Vereinen in der Seestraße. Wir sind aber kein Verein, sondern eine Rettungsorganisation. Wir machen das ja nicht zum Vergnügen.

Während die Einnahmen für die Bergwacht also von Jahr zu Jahr schrumpfen, steigt gleichzeitig der Aufwand. Auch, weil die Retter nicht mehr nur am Berg im Einsatz sind, sondern zunehmend auch zu Verkehrsunfällen im Tal gerufen werden. Die Zahl der Einsätze hat sich laut Merkur deshalb beinahe verdoppelt. Laut Merone lasse sich das alles nur mit Spenden finanzieren – und nicht zuletzt mit den Einnahmen durch den Rosstag.

Rottachs Bürgermeister Christian Köck kennt die Problematik und die Unzufriedenheit, sieht aber keine Möglichkeit, den Bergwachtlern unter die Arme zu greifen. Zwar habe es Überlegungen gegeben, den Rosstag am Festplatz zu starten, doch das sei verkehrstechnisch nicht möglich.

„Jammern auf hohem Niveau“

Außerdem hält Köck die Vorstellung der Gespanne in der Seestraße ohnehin für „unschädlich“. Gespräche mit der TTT hätten zusätzlich gezeigt, dass sich der Ablauf in der jetzigen Form bewährt habe. „Das ist schon Jammern auf hohem Niveau“, sagt der Bürgermeister bezüglich der Unzufriedenheit der Bergwacht. „Wir schauen eh, dass jeder mitkommt.“

Die Gemeinde startete beispielsweise im vergangenen Jahr unter den Wirten einen Spendenaufruf zugunsten der Bergwacht. Allerdings ziemlich erfolglos, wie Merone dem Merkur verrät. Knapp 600 Euro seien so zusammengekommen. Eher ein kleiner Trost, der für die Umsatzeinbußen nicht wirklich entschädige.Für die diesjährige Ausgabe haben Merone und seine Kollegen daher die Konsequenzen gezogen. Wenn die Besucher nicht nach hinten kommen, kommt die Bergwacht eben nach vorne.

Die Bergwachtler werden dieses Jahr erstmals mit zwei Ständen in der Seestraße vertreten sein. Allzu viel davon erwartet Merone allerdings nicht und denkt dabei an die Erfahrungen vom Seefest. „Da haben wir zu zweit je eine Woche Urlaub investiert und gerade einmal 700 Euro eingenommen.“ Einen Ausstieg hält Merone und die Bergwacht aber für falsch: „Solange es den Rosstag gibt, werden wir als Bergwacht alles dafür tun.“

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner