Lange Zeit hatte der Bauunternehmer Haslberger viele Wohlmeinende im Wiesseer Gemeinderat. Aber ein erneuter Schwarzbau, eine Brücke über den Söllbach, ärgert die Politiker von der Westseite des Sees besonders.
Einige Besucher der gestrigen Bauausschuss-Sitzung in Bad Wiessee wähnten sich im falschen Film. Die TS hatte es schon angekündigt: Die Räte sollten – wieder einmal – nachträglich einen Bauantrag für ein Haslberger-Projekt durchwinken.
Wandert man vom Söllbachtal-Parkplatz Richtung Schwarzentenn, passiert der ahnungslose Erholungssuchende zuerst eine umfangreiche Überwachung an einer Schranke. Haslberger-Land beginnt. Hier wird überwacht. Wenig später gelangt man an eine flache Furt. An dieser Stelle wurde das Bachbett mit großen Steinen befestigt, wurden schon Betonfundamente, sogenannte Widerlager, für eine Brücke errichtet. Bauherr: Franz-Josef Haslberger. Diese Brücke wurde bereits 2006 genehmigt, aber nie von Haslbergers Helfern fertiggestellt. Für die Befestigung im Flussbett aber gab es kein Go der Aufsichtsbehörden. Schließlich baut er in einem Bach, dazu braucht es eben eine wasserrechtliche Genehmigung.
Missbilligung ist Konsens
Am 07. Dezember wurde die Gemeinde in einem Schreiben vom Fachbereich Wasserrecht um eine Stellungnahme zu einem “Antrag zur (bereits ungenehmigt erfolgten) Errichtung einer befestigten Furt durch den Söllbach gebeten. Während Anton Bammer, Bauamtsleiter in Bad Wiessee, die Ratsmitglieder darüber informierte, sahen die Gäste Kopfschütteln, zynisches Grinsen und hören auch vor sich hin gesprochene Verwünschungen im Rund der Räte. Schwarzbauten und Haslberger – ein Dauerthema im Gemeinderat. Bislang war man sich dort um Schadensbegrenzung bemüht. Schließlich waren einige Nutznießer von der Sinnhaftigkeit der Haslbergerschern Bautätigkeiten immer überzeugt. Auch wenn da mal etwas schwarz und ungenehmigt ablief. Bürgermeister Robert Kühn, einst eng mit Haslberger im Saurüsselprojekt verbunden, war um Sachlichkeit bemüht. Anton Bammer beendete seine Ausführungen mit dem Satz:
Ungut, dass es wieder passiert ist. Schon wieder wurde ohne Genehmigung gebaut. Anton Bammer, Bauamtsleiter Bad Wiessee
Im offiziellen Vorschlag zum Beschluss des Gremiums, formulierte er auch dementsprechend: “Das Vorgehen des Antragstellers, wiederholt vollendete Tatsachen ohne Vorliegen einer entsprechenden Genehmigung geschaffen zu haben, wird missbilligt”.
“Dafür dürfen wir uns im Dorf beschimpfen lassen”
Peter Kathan (CSU) wird anschließend vom Bürgermeister als erste das Wort erteilt. Der Konservative rang sichtlich um Fassung. Er wollte wissen, ob es für die Brücke eine Baugenehmigung gibt. Und: Warum sei der Bau bisher nicht fertig gestellt. Zudem weiß Kathan von Gerüchten, die sich hartnäckig im Dorf halten: “Es heißt, die Brücke sei teilweise auf Staatsgrund gebaut.” Der CSU-Mann wurde sehr deutlich: “Ich erlaube mir mal ganz grundsätzlich etwas zu sagen: „Wir sitzen hier freiwillig drinnen und beschäftigen uns mit sinnlosen Dingen.“ Kathan weiter:
Und dafür dürfen wir uns dann noch im Dorf beschimpfen lassen. Dazu bin ich nicht mehr bereit. Das Verhalten des Bauwerbers ist einfach nur unverschämt. PeterKathan (CSU), Mitglied im Bau-, Umwelt und Landschaftsschutzausschuss
Hier, so wirkte es, sprach einer der Räte aus, was eigentlich fast alle denken. Auch Johannes von Miller (Grüne) wollte von Bammer wissen, was es denn mit der nicht fertiggestellten Brück auf sich habe. Immerhin sei die seit 2006 immer wieder verlängerte Baugenehmigung für die Brücke nach seinen Informationen im Oktober 2022 erloschen. Der Bauamtsleiter : “Ich gehe von der Legalität der Brücke aus, da mit den Bauarbeiten bereits begonnen wurde”. Als von Miller nachhakt und fragt, ob Haslberger womöglich auf fremden Grund gebaut habe, und eines der Bauwerke womöglich auf Staatsgrund stünde, würgte Kühn die Diskussion ab:
Wir behandeln hier nur die Frage der Furt. Die Brücke ist heute nicht das Thema Robert Kühn (SPD), Bürgermeister Bad Wiessee
Räte der CSU, SPD und der Grünen sprachen sich gegen eine nachträgliche Genehmigung der Furtbefestigung aus. Und dann rang sich Florian Sareiter doch noch zu einer Andeutung einer Hilfe für den Furtbau durch: Ein Rückbau könnte vielleicht mehr Schaden anrichten. Er als Laie wolle da mehr Informationen von den zuständigen Behörden. Verkürzt: Doof gelaufen, aber zurückbauen ist doch keine Alternative.
… darf so nicht mehr vorkommen. Ganz bestimmt!
Florian Sareiter (CSU) und Bernd Kuntze-Fechtner (SPD) ebneten letztendlich den Weg zu einem “Wir wollen mehr wissen”-Beschluss, der einstimmig vom Gremium getragen wurde. Bauamtsleiter Bammer formulierte entsprechend: Der Ausschuss könne aufgrund der vorliegenden Unterlagen keine Entscheidung zu dem Antrag zu treffen. Man benötige noch Informationen zur Genehmigungsfähigkeit und auch zu den Eigentumsverhältnissen in diesem Bereich.
Die Verwaltung der Gemeinde wurde beauftragt, beim Landratsamt alle vorhandene Dokumente, Pläne und Stellungnahmen betreffend der Furt und der Brücke anzufordern. Zudem brachte der Ausschuss sein “Missfallen” über den ursprünglichen Entwurf zum Ausdruck.
Der Bürgermeister, sichtlich erleichtert den Tagesordnungspunkt hinter sich gebracht zu haben, bezeichnete den gesamten Vorgang abschließend als “vollkommen unnötig, ärgerlich” und dürfe so nicht mehr vorkommen. Die forsche Aussage wurde von einem leisen Hintergrundkommentar aus dem Rund kommentiert:
Ganz bestimmt!
SOCIAL MEDIA SEITEN