Die Gemeinde Gmund plant, das gesamte Bahnhofsareal neu zu gestalten. Hierfür wurde im vergangenen Jahr ein eigenes Ideenbüro gegründet, um vor allem Bürgerinnen und Bürgern die Chance zu geben, ihre Wünsche und Anregungen mit einzubringen. Über drei Tage hinweg wurde gesammelt, kreiert und diskutiert. Mehr als 500 Ideen kamen in der Ideenboxen zusammen. Teilweise präzise gezeichnete und beschriebene Pläne.
Einige der wichtigsten Ideen: Der verwahrloste Schuppen neben dem Bahnhofsgebäude muss weg. Ein kleiner Kiosk auf einem neugestalteten Bahnhofsplatz mit Wasserspiel soll entstehen. Ein Abstellplatz für Räder mit der Möglichkeit E-Bikes auszuleihen war ebenfalls Thema. Außerdem wurde vorgeschlagen die Aussicht auf den See unterhalb der Bahngleise zu verbessern. Eine Schulklasse regte dazu an, eine Verkehrsinsel für das Überqueren der viel befahreneren Wiesseer Straße zu bauen.
So soll das Bahnhofsareal aussehen
All diese Vorschläge und noch viele mehr wurden nun in monatelanger Planung ausgestaltet. In der vergangenen Gemeinderatssitzung stellten Stadtplaner Lothar Zettler und Landschaftsarchitekt Lothar Beck vom Planungs- und Ingenieurbüro LARS consult GmbH eine erste Rahmenplanung für das Areal vor. „Wir werden diese Planung jetzt sukzessive weiterentwickeln“, erklärte Bürgermeister Alfons Besel. „Das ist keine Bauleitplanung mit einem Satzungsbeschluss, sondern ein offener städtebaulicher Rahmenplan.“
Bedeutet: Details und einzelne Abschnitte werden in den kommenden Monaten einzeln diskutiert und gestaltet. Einzelheiten wie die detaillierte Gestaltung, Materialien, Größe oder auch die Verlegungsart werden dann nach und nach in der Ausführungsplanung beschlossen. Die Rahmenplanung gibt nun ein grobes Konzept für das Areal vor. Und so soll das Ganze aussehen:
P+R Parkplatz: Auf der westlichen Seite des Areals soll ein Park and Ride Parkplatz eingerichtet werden. Zudem soll dann entweder noch ein Parkdeck oder unter dem Platz eine Tiefgarage entstehen. Welche Variante realisierbar ist, hängt von der Machbarkeitsstudie des jeweiligen Planungsbüros ab, das die Gemeinde in nicht-öffentlicher Sitzung beauftragt. Insgesamt sind nach jetzigem Stand 60 Stellplätze vorgesehen.
Thema Fahrradfreundlichkeit: „Auf der Wiesseer Straße wurden bereits jetzt Fahrradschutzstreifen aufgebracht, um das zu testen und die Vor- und Nachteile zu sehen“, so Zettler. Zudem sind rechts neben dem P+R Parkplatz überdachte Fahrradstellplätze geplant, von wo aus die Pendler direkt auf den Bahnsteig gelangen.
Busparkplatz: Bisher mussten Busse teils sehr umständlich auf dem Bahnhofsvorplatz halten und wenden. Nun soll ebenfalls westlich des Bahnhofsgebäudes parallel zum Park and Ride Parkplatz der zentrale Omnibusparkplatz eingerichtet werden. Oberhalb des Busparkplatzes könnten entlang der Wiesseer Straße dann Taxen parken. „Aber das sehen wir dann noch.“
Auf dem Busparkplatz ist außerdem eine Überdachung geplant. Wie diese ausgestaltet wird, werde in der Detailplanung dann beschlossen. „Wir wollen hier ja keine bauliche Konkurrenz zum schönen Bahnhofsgebäude schaffen“, erklärte Stadtplaner Zettler. Wichtig sei hier auch die Sichtachse zum See.
Bahnhofsvorplatz: Beim Vorplatz des Bahnhofs war vor allem die Barrierefreiheit ein klar vorgegebenes Ziel. Geplant ist nun, die Parkplätze parallel zum Café Wagner um sechs auf insgesamt 19 Parkplätze zu reduzieren. So könne der Bahnhofsplatz größer ausgestaltet werden. Außerdem kann das Café Wagner dann einen kleinen Außenbereich mit Tischen einrichten.
Auf dem Bahnhofsvorplatz selbst soll in der Mitte ein Brunnen eingerichtet und ein Kiosk (das graue Kästchen rechts unten auf dem Bahnhofsvorplatz) gebaut werden. Gewünscht war vor allem aufgrund der starken Lärmbelastung durch den Verkehr eine ausreichende Begrünung. Mit Bänken und den Bäumen drumherum soll der Platz künftig zum Verweilen einladen.
Was auch neu in der Planung ist, dass im Bereich des Bahnhofs oder des Vorplatzes eine beschrankte Querung über die Schienen ermöglicht wird (im Plan mit zwei grauen Pfeilen links unten eingezeichnet). „Damit soll der Südbereich, wie auch immer man den gestaltet, mit dem Bahnhofs-Areal verbunden werden. So können Fußgänger die Wege Richtung See leichter erreichen“, erklärte Zettler. Auch hier müssen zu den Details weiterführende Gespräche geführt werden – unter anderem mit der Bahn.
Wiesseer Straße: Während des Ideenbüros hat sich auch eine Klasse der Gmunder Grundschule beteiligt. Die neun Jahre alten Kinder erzählten, dass sie Angst haben, die Straße zu überqueren, weil der Verkehr teilweise so schnell vorbeirauscht.
Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens hat man deshalb gemeinsam mit dem Staatlichen Straßenbauamt Rosenheim mehrere Varianten einer Querungshilfe diskutiert. In der jetzigen Rahmenplanung ist nun eine Verkehrsinsel auf Höhe des Bahnhofsvorplatzes vorgesehen.
Bürger sollen sich weiter beteiligen
Nach der Präsentation ergriff Bürgermeister Besel noch einmal das Wort und verglich das Projekt Bahnhofsareal mit dem Lesen eines Buches. „Der Rahmenplan informiert uns wie ein Inhaltsverzeichnis über die grobe Planung“, betonte er. „Die einzelnen Kapitel müssen wir dann diskutieren und im Detail darüber beraten. Dieses Buch zu lesen, wird uns sicher vier bis fünf Jahre kosten.“ Hier im ersten Schritt gehe es nun darum, den Rahmenplan zu beschließen.
Einstimmig folgte das Gremium dem Beschlussvorschlag der Gemeindeverwaltung. Im nächsten Schritt werde man sich nun mit dem ersten Abschnitt, dem Park and Ride Parkplatz, befassen. Im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung soll entschieden werden, welches Planungsbüro beauftragt wird, die Machbarkeitsstudie bezüglich Parkdeck oder Tiefgarage durchzuführen.
Zudem entschied der Gemeinderat, den beschlossenen Rahmenplan öffentlich auszulegen und Bürgern weiterhin die Möglichkeit zu geben, sich einzubringen. Hier der gesamte Plan:
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