Spahn will umstrittene Frischzellenkuren verbieten

In einem offenen Brief an Johannes Hagn und seinen Stadtrat lehnte die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) den Bau eines Sanatoriums und einer Frischzellenklink in der Perronstraße ab. Geltend macht die SGT nun auch, dass Gesundheitsminister Jens Spahn Kuren mit Frischzellen untersagen will.

Die SGT kritisiert weiter die Sanatorium-Pläne von Burkhart / Foto: Klaus Dieter Burkhart

Der Chef des Deutschen Zentrums für Frischzellentherapie in Bad Tölz, Klaus Dieter Burkhart, hat auf dem 1,5 Hektar großen, parkähnlichen Gelände im Süden von Tegernsee Großes vor. Er will auf dem Areal zwei Klinikgebäude mit 99 Zimmern und 108 Betten errichten, dazu ein Sanatoriumsgebäude mit 19 Zimmern und 35 Betten sowie sieben Wohnungen. Die Tiefgarage ist mit 89 Stellplätzen vorgesehen, oberirdisch sollen es 26 Stellplätze werden. Wer in den Betrieb der Privatklinik einsteigt, ist noch offen. Selbst betreiben will Burkhart das Sanatorium für Frischzellentherapie.

Und hier hakt nun auch die Kritik der SGT ein. Denn, so deren Vorsitzende Angela Brogsitter-Finck, Gesundheitsminister Jens Spahn wolle die unwirksame und gefährliche Frischzellen-Therapie untersagen: “Patienten müssen sicher sein können, dass ihnen Arzneimittel nicht schaden. Deshalb werden wir Herstellung, Verkauf und Anwendung von Frischzellen verbieten“, zitiert die SGT-Chefin den CDU-Politiker. „Vor diesem Hintergrund erscheint es uns völlig unverständlich, weshalb die Stadt den Bau einer solchen Einrichtung trotzdem genehmigt“, schreibt Brogsitter-Finck.

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Gericht verbietet Gefrierzellen am Menschen anzuwenden

Doch auch unter vielen Medizinern ist die Kur mit aus ungeborenen Lämmern gewonnenen Frischzellen heftig umstritten. Ebenso lässt das bayerische Gesundheitsministerium keinen Zweifel daran, dass es die Frischzellenkuren „skeptisch“ sieht.

Und das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz hat jüngst entschieden, dass einem auf diese umstrittene Behandlung spezialisierten Arzt zu Recht untersagt wird, Gefrierzellen herzustellen und am Menschen anzuwenden. Nicht zuletzt, weil mit Frischzellen Krankheitserreger übertragen werden könnten und die Gefahr immunallergischer Reaktionen besteht. Doch Burkhart hält unbeirrt an seinen Plänen fest, mit Unterstützung der Stadt.

Für die Frischzellenkur werden Zellen aus Schafsföten entnommen / Quelle: Pixabay

Nach Ablauf der Einspruchsfrist gegen den Bebauungsplan Anfang August kritisierte die SGT erneut, dass die Belange des Naturschutzes „schlichtweg missachtet und beiseitegeschoben“ wurden. Burkhart habe „schnell Fakten geschaffen und alles abgeholzt und abgegraben“.

Jedoch fehlt dem Mediziner noch die Baugenehmigung. Die gibt es erst, wenn der Bebauungsplan rechtskräftig ist. Darüber entscheidet demnächst der Stadtrat nach der bereits dritten öffentlichen Auslegung des Bebauungsplans. Doch um keine Zeit zu verlieren, lässt Burkhart weiter baggern.

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