Tötet Kreuther Aldi unseren Einzelhandel?

Discounter töten den Einzelhandel. Das ist eine Binse. Die Riesen können andere Preise anbieten, der Einzelhandel, ohnehin durch Online-Anbieter unter Druck, stehen vor dem Aus. Jetzt soll der Aldi in Kreuth größer werden. Die SGT schlägt Alarm, Bürgermeister Bierschneider erklärt.

Der Aldi will erweitern – das gefällt nicht allen …

Der Aldi-Markt in Kreuth ist ein beliebter Anlaufpunkt für den Wochen-Einkauf. Discounter nennen sie sich, und haben in ihrem Sortiment vom Grillfleisch bis zur Elektrozahnbürste so ziemlich alles zu bieten, was sonst der Einzelhandel in den Talorten anbietet. In Lockdown-Zeiten verkauften Einkaufsriesen wie Müller, Lidl und eben Aldi munter, während die kleinen Läden geschlossen blieben, oder mit einem mühseligen Click and buy System ihre Ware feilbieten mussten. Jetzt will der blaue Riese des Discounts in Kreuth sein Gebäude erweitern, hat im Kreuther Gemeinderat dazu einen Antrag gestellt.

Das gefällt nicht jedem. Der dortige SPD-Rat Martin Walch wehrte sich, wollte einer Erweiterung nicht zustimmen. Und jetzt kommt die Schutzgemeinschaft Tegenseer Tal (SGT): “Riesenmärkte tun unserem filigranen Tal nicht gut, und die jetzt geplante Erweiterung wird ganz sicherlich eine Expansion auch des Konkurrenten LIDL nach sich ziehen”, moniert sie in einem Brief an den Kreuther Bürgermeister Josef Bierschneider und den Gemeinderäten.

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Der wichtigste Punkt allerdings ist die Schwächung, teilweise sogar Vernichtung, unserer heimischen Geschäfte, unserer lokalen, noch durchhaltenden Geschäftsleute. Inzwischen bräuchten wir im Grunde keinen Metzger, keinen Bäcker, keinen Elektrogeräte-Laden, keinen Blumenladen, kein Wäschegeschäft, mehr, ALDI und LIDL bedienen jeden einzelnen Bereich, decken ihn ab.

Den engagierten Schützern stößt vor allem auf, dass sich das “Bergsteigerdorf Kreuth” dem Discounter-Wachstum unterwirft, “in dem man sich vor allem den Erhalt unserer heimischen, nachchaltigen und ökologisch ausgerichteten Wirtschaft auf die Fahnen geschrieben hat, ist es besonders erstaunlich und unglaubwürdig, daß die Mehrheit des Gemeinderats dieser Erweiterung des Aldi-Mega-Marktes erneut ihre
Zustimmung erteilt hat.”

Bürgermeister sieht es gelassen

Damit stößt die SGT in das gleiche Horn vieler Einzelhändler. Um auf deren Leiden hinzuweisen, klebten Wiesseer Geschäftsleute Anfang des Jahres ihre Schaufenster zu, klagten Rottacher über eine Benachteiligung in der Lockdown-Zeit. Aber hat die SGT mit ihrer Kritik denn wirklich recht? Bürgermeister Josef Bierschneider sieht das eher gelassen.

“Die Firma ALDI ist auf die Gemeinde Kreuth mit dem Antrag zugekommen, auf der Fläche auf der Süd-West-Seite des jetzigen Aldimarktes (dort wo momentan das Aldi-Hauptgebäude, der Anlieferungs-Querbau, das Gewächshaus der Firma Baier und der Campingplatz ein Viereck bilden) einen Anbau vorzunehmen. Es erfolgt also keine Erweiterung in Richtung “Grea Wasserl” und auch keine Erweiterung in bisher unberührte Landschaft.” Aber wird es dennoch mehr Angebote geben?

Bierschneider vertraut dem Discount-Riesen: Die Firma Aldi hat der Gemeinde mitgeteilt, dass durch den Anbau die Gänge verbreitert und die Anordnung der Waren verbessert werden sollen. Das Sortiment wird sich gemäß der Mitteilung der Fa. Aldi nicht verändern, da Aldi SÜD deutschlandweit ein einheitliches Sortiment führt. Des Weiteren hat die Firma Aldi der Gemeinde mitgeteilt, dass der Aktionsartikelbereich im Zuge dieser Änderung im Vergleich zur heutigen Situation eher verkleinert wird.”

Nur: Wo mehr gelagert wird, kann auch mehr verkauft werden, und auch eine Ausweitung der Flächen bedeutet eine Stärkung des Discounter-Geschäfts im Tal. Der Kreuther Bürgermeister beruhigt auch hier: “Dem Gemeinderat ist der Erhalt des örtlichen Einzelhandels und auch des Orts- und Landschaftsbildes sehr wichtig. Nach dem Weggang des Penny-Marktes aus dem Kreuther Ortsteil Weißach und dem ersatzlosen Entfall dieses Marktes vor einigen Jahren ist somit nur noch der Aldimarkt verblieben. Ein weiterer Markt ist auch weiterhin seitens des Gemeinderates nicht gewünscht, gerade auch um dem örtlichen Einzelhandel nicht eine weitere Konkurrenz vor die Nase zu setzen.”

Nicht überall sind Discounter unbeliebt

In Bad Wiessee beispielsweise freute sich kürzlich der Gemeinderat über Pläne auf dem Geländes Hotels Ritter, dem Grühn-Areal. Dort plant der Investor ebensolche Discounter. Das belebe den Innenbereich”, frohlockten Räte. Aber letztlich haben stationäre Verkäufer, ob Discounter oder Einzelhändler einen neuen, wesentlich mächtigeren Gegner: den Online-Handel. Mag der Lebensmittelkauf noch zwischen örtlichen Metzger und Aldi/Lidl/Netto ausgetragen werden. Nonfood, wie es so schön heißt, wird mehr und mehr mit der Tastatur eingekauft.

Wie formulierte es der Kreuther Bürgermeister so schön: “Um dem örtlichen Einzelhandel auch langfristig ein Auskommen zu sichern und das Bild unserer Orte zu erhalten, ist letztendlich aber auch jeder einzelne Bürger/jede einzelne Bürgerin gefragt, bei den örtlichen Einzelhandelsbetrieben einzukaufen, anstatt beim Discounter oder im Internet. Wir alle haben es in der Hand, unsere örtlichen Einzelhändler dauerhaft zu erhalten.”

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