„Wahnsinn, was da ausgegeben wurde“

Im Prozess um Bromme, Kreidl und Co. war heute der Tag der Miesbacher Sparkassenrevisoren. Zwei Zeugen berichteten von deutlichen Auffälligkeiten, doch sie hatten keine Vorschriften, wie sie damit umgehen sollten. Zumal sich der damalige Sparkassenchef Georg Bromme nicht an Abläufe gehalten habe. „Das war unser Schicksal“, so ein Revisor.

Sparkassenrevisoren berichten von Auffälligkeiten während Brommes Kreissparkassen-Zeit.

Deutlich ins Gericht ging auch Richter Alexander Kalomiris mit Georg Bromme. Dieser hatte am letzten Verhandlungstag noch voller Inbrunst von seinen Wohltaten als Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse (KSK) Miesbach berichtet. Unter anderem habe er auch die Naturkäserei TegernseerLand finanziell auf die Beine gestellt.

Bromme sprach vergangenen Montag von einer Million Euro als Finanzspritze und den Kauf von Anteilsscheinen in Höhe von einer halben Million Euro. Dieser Förderung widersprach Hans Leo als Chef der Käserei. Diese sei ganz normaler Kunde der KSK gewesen und man habe einen Kredit „zu nicht besonderen Konditionen“ bekommen. Erst nach dem Ausscheiden Brommes 2012 habe die Genossenschaft bessere Konditionen bekommen.

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In diese Richtung zielte auch die Einlassung des Gerichts. Es vermisste Brommes Einsicht, dass „manche Sachen doch nicht so optimal gelaufen“ seien und das Eingeständnis, doch einen gewissen Anteil an den nicht unerheblichen Vorwürfen der Staatsanwaltschaft zu haben.

Sie würden es sich erleichtern, wenn sie an manchen Sachen einen Anteil eingestehen, was sie vielleicht am Anfang noch nicht wahrhaben konnten.

Es würden sich beispielsweise die Zeugenaussagen mehren, dass die Ausrichtung des 70. Geburtstags für Vize-Landrat Arnfried Färber mit Gesamtkosten von 33.500 Euro keine Kundenveranstaltung der KSK war, wie vom Angeklagten behauptet. „Vielleicht könnten sie mal darüber nachdenken“, mahnte das Gericht zu Bromme. „Sie blenden aus, wo es eine Mitschuld geben könnte“.

Revisoren wurden behindert

Er habe im Einvernehmen mit seinen Anwälten ausgesagt, erwiderte Bromme. Er wurde charakterlich von seinen beiden ehemaligen Mitarbeitern ziemlich an den Pranger gestellt. „Menschlich war es nicht einfach mit ihm“, sagte der langjährige Revisor Johann R. Er sei bei seinen Prüfungen der Ausgaben für Geschenke und Kredite oftmals von Bromme behindert worden, „der uns seine Sichtweise einreden wollte und absichtlich Informationen vorenthalten hat“.

Ein bezeichnendes Bild warf der Zeuge auf das Verhältnis des obersten Prüfers des Sparkassenverbandes, Matthäus P., zu Bromme. „Die hatten ein einvernehmliches Verhältnis, sie waren sehr vertraut“. Wenn es für Bromme „brenzlig“ geworden sei, habe er das Gespräch mit seinem Verbandsprüfer P. gesucht. „Das war das System. Dann war Schluss im Karton“. Brenzlige Fälle seien weniger die Geschenke gewesen, die Bromme als „Geheimsache in seinem Dienstzimmer verschloss“, sondern seine Ausgabenpolitik, insbesondere die „Risikokreditgeschäfte“. Bei den Jahresabschlüssen sei Johann R. „oft mit Bromme zusammengerumpelt“.

Bei Meldung Angst um den Arbeitsplatz

Auch im Sparkassenverband von Matthäus P. sei bei Auffälligkeiten für ihn nicht erkennbar etwas unternommen worden, so der Zeuge R. „Da ist nichts zurückgekommen“. Im Gegenteil. Der Außendienstmitarbeiter Johann B., der bereits als Zeuge aussagte, habe ihm anvertraut, „ich schreibe jetzt da nichts, ich will hier noch länger arbeiten“. Eine korrekte Buchung von Geschenken und Reisen habe es in seiner KSK gegeben, wenn es aber zu Überschreitungen gekommen sei, seien diese vom „Verwaltungsrat sanktioniert“ worden.

Auffälligkeiten wie eine teure Waffe seien zwar in Erhebungsbögen notiert und weitergemeldet worden, „doch es ist nichts passiert“. Irgendwo sei es dann ins „Stocken“ geraten. Auch die Kosten der Reisen des Verwaltungsrats seien „natürlich große Summen“ gewesen. Drei Fahrten mit Ehefrauen verursachten Kosten von insgesamt 107.000 Euro. „Wahnsinn, was da ausgegeben wurde“, so Revisor R. Doch was hätte er da beanstanden sollen, „es waren doch die Verwaltungsräte dabei“. Für die Revision der KSK sei der Verwaltungsrat „die oberste Instanz, der aber war selbst dabei“.

Auch R.‘s Kollegin Christine K. seien die großzügigen Zuwendungen bei Geburtstagsfeiern aufgefallen. Doch habe es „keine Vorschriften gegeben, an denen man sich orientieren konnte“. Erst als die Sonderuntersuchungen nach dem Auffliegen der Affäre Anfang 2014 „losgingen“, seien alle auffälligen Ausgaben Brommes nochmals „hausintern transparent aufgearbeitet“ und beauftragte Kanzleien mit „aufbereiteten Belegen“ unterstützt worden.

Zu diesem Zeitpunkt seien laut Christine K. auch „einzelne Geschenke wieder zurückgegeben worden“, die Bromme verteilt habe. Er habe sie als Mitarbeiterin der Inneren Revision einmal angeschnauzt: „Gehen sie davon aus, dass in meinem Bereich alles in Ordnung ist“. Manchmal sei ihre Prüftätigkeit, so Christine K., nicht „innovationssteigernd gewesen“.

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