Seit rund zehn Jahren nun wird in Tegernsee das Mega-Bauprojekt Almdorf am Fuße der Neureuth geplant. Im September wurde auf dem riesigen Grundstück Erdreich ausgehoben. Geht es endlich los?
Vor zirka zehn Jahren kamen die Pläne zu einem sogenannten Almdorf in der Neureuthstraße 60 beim ehemaligen Café Bergschwalbe in Tegernsee erstmals auf den Tisch. Beste Lage, schöner Blick und die Natur direkt vor der Haustür – wo könnte man besser in kleinen urigen Häuschen Urlaub auf dem Land machen? Seitdem ist viel Zeit vergangen und einiges passiert.
Entstehen sollen zwei zentrale Gebäude, die stufenversetzt an der Nordseite des Grundstücks Platz finden werden. An der Südseite sollen sieben kleine Almhütten gebaut werden, in denen jeweils ein bis drei Appartements Platz finden. 75 Betten wird das Dorf bieten und auch höheren Ansprüchen genügen. Für Parkmöglichkeiten soll eine Tiefgarage mit rund 45 Stellplätzen sorgen. Auch ein Dorfladen, der für alle zugänglich ist, war im Gespräch. Doch nicht alle Einheimischen waren von dem Bauvorhaben überzeugt.
Petition dagegen wurde abgelehnt
Größtes Manko: Der Grund liegt im Landschaftsschutzgebiet. So äußerte sich Stadtrat Thomas Mandl (SPD) von Anfang an kritisch gegenüber dem Projekt. Im September 2013 erklärte er: „Das Almdorf entsteht in einem Landschaftsschutzgebiet, zerstört das Landschaftsbild, überfordert die Neureuthstraße, hat als nachhaltige touristische Anlage aufgrund der geringen Bettenzahl ökonomisch keine Zukunft und ist mit Tiefgarage, Sauna und Cigar Lounge nur eine Karikatur unserer alpenländischen Almtradition.“
Also machte der SPD-Politiker mobil, sammelte ganze 780 Stimmen gegen das Bauvorhaben und reichte eine Petition im Bayerischen Landtag ein. Alles umsonst – die Petition wurde abgelehnt, der Stadtrat entschied sich mehrheitlich für die Umsetzung – das Almdorf wird kommen.
Verhandlungen mit Käfer scheiterten
2017 sah es bereits so aus, als könnte Kaltenbrunn-Betreiber und Münchner Feinkost-König Michael Käfer den Zuschlag für das geplante Almdorf in Tegernsee bekommen. Doch die Verhandlungen für die 4.500 Quadratmeter große Fläche scheiterten mit der Familie Berghammer, der das Grundstück gehört, wie auch der Kohlhaufhof gleich nebenan. Ihre Fläche wollen sie nur in Erbpacht auf 90 Jahre vergeben.
„Unüberbrückbare Differenzen“ hätten dazu geführt, dass Michael Käfer aus dem Rennen um das Almdorf ist, erklärte seinerzeit Projektentwickler Rainer Leidecker. Er hat mit der Tegernseer Ernst Tengelmann Projekt GmbH und dem Neuhauser Architekten Johannes Wegmann das Projekt Almdorf entwickelt. Leidecker sucht Investor und Betreiber und bringt die Verträge mit den Besitzern des Almdorf-Areals unter Dach und Fach.
Absicherung der Stadt
Leidecker musste einen Durchführungsvertrag unterzeichnen. Dieser sieht unter anderem vor, dass Gäste nicht länger als sechs Wochen bleiben dürfen, ansonsten ist eine Konventionalstrafe fällig. Damit will sich die Stadt absichern, dass nicht irgendwann aus der Hotelanlage Eigentumswohnungen entstehen.
Im Jahr 2019 wurde dann endlich mit dem Abriss des Cafés Bergschwalbe begonnen, doch mehr konnte der Projektentwickler zum damaligen Zeitpunkt noch nicht sagen.
Im September dieses Jahres scheint endlich Bewegung in das lang geplante Projekt gekommen zu sein. Gegenüber dem Merkur erklärte Leidecker, dass zum einen mit dem aufwendigen Entwässerungskonzept begonnen wurde und zum anderen die Wasserleitung der herzoglichen Familie verlegt werden müsse, denn diese hätte die Baumaßnahme erheblich verzögert.
Umplanungen laufen
Laut Johannes Hagn, Bürgermeister der Stadt Tegernsee, laufen aktuell außerdem Umplanungen. Im Dezember 2021 stimmte die Stadt diversen Änderungen zu. Unter anderem soll eine zweite Tiefgaragenebene erforderlich sein, die Aufteilung der Zimmer und Almen werde anders ausgerichtet, der Veranstaltungsbereich werde zurückgebaut und in zusätzliche Zimmer umgewandelt. Zusätzlich sollen auch Personalappartements entstehen, damit diese am Standort übernachten können. Für die Umplanungen gebe es verschiedene bautechnische und statische Gründe sowie betriebliche Erwägungen.
Hagn betont gegenüber der TS, dass nun für ein bestehendes Projekt nachgebessert werde, sozusagen die Feinsteuerung liefe. Das sei ein ganz normaler Ablauf für ein Bauprojekt, dauere aber aufgrund der unzähligen Instanzen eine gewisse Zeit. Zudem sei es für den Brandschutz enorm wichtig, dass die Baupläne dem tatsächlichen Ist-Zustand entsprechen.
Leidecker möchte zum aktuellen Stand keinen Kommentar abgeben. Er kündigte uns gegenüber an, dass das Thema Almdorf im Januar in der Stadtratssitzung behandelt werde. Angedeutet wurde bislang, dass es erneut um Tektur-Pläne gehen wird, nachdem man das Nutzungskonzept aufgrund der aktuellen Lage nochmal überarbeitet habe. Zusätzlich wurde die Baugenehmigung vom Landratsamt Miesbach bis August 2024 verlängert.
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