Weil jeder Berg-Moment zählt

Sie sind geklettert, gefahren, geflogen und balanciert. Sie haben in den Bergen dieser Welt ihr Leben riskiert, große Gefühle gezeigt und sich sogar getraut, auch mal mit Erfolg zu scheitern: Beim 14. Bergfilm-Festival in Tegernsee war mitreißendes Kino geboten mit Siegerfilmen aus aller Welt.

Die Jury Dr. Peter-Hugo Scholz (Deutschland), Ingrid Runggaldier (Italien), Carla Braun-Elwert (Neuseeland), Lisa Röösli (Schweiz), Michael Pause (Festivaldirektor), Adi Stocker (Österreich)
Die Jury Dr. Peter-Hugo Scholz (Deutschland), Ingrid Runggaldier (Italien), Carla Braun-Elwert (Neuseeland), Lisa Röösli (Schweiz), Michael Pause (Festivaldirektor), Adi Stocker (Österreich)

Packend, authentisch, hautnah und echt: Das sind die „Zutaten“ der Filme, die in Tegernsee Publikum und Jury begeisterten. Doch wie immer wurden nur sechs Preise vergeben. „Du tauchst ein und kommst den Menschen und der Natur ganz nah“, fasste ein Zuschauer das „Gefühl Bergkino“ zusammen: Wenn der italienische Extrembergsteiger Daniele Nardi im Winter am Nanga Parbat erfolgreich scheitert (Verso l’ignoto, Großer Preis der Stadt Tegernsee), wenn die Kinder der am K2 verunglückten Mütter und Väter offen schildern, was die Leidenschaft ihrer Eltern und ihr Tod am Berg für sie bedeutet hat (K2 – Touching the Sky, Preis des Deutschen Alpenvereins für den besten Alpinfilm).

Wenn ein junges Mädchen in Nepal es nicht schafft, in der Einsamkeit der Großstadt weiterzuleben („Drawing the Tiger“, Bester Film Kategorie Lebensraum Berg) oder wenn differenziert das Für und Wieder der Erschließung eines riesigen Skigebiets in British Columbia beleuchtet wird („Jumbo Wild, Bester Film Kategorie Naturraum).

Anzeige

Der Blick in die Kinosäle zeigte auch, dass bei überraschend vielen Filmen der Fokus weniger darauf gerichtet ist, ob man das Ziel erreicht hat, sondern vielmehr darauf, wie die Protagonisten mit der niemals kalkulierbaren Herausforderung Berg umgehen, ob man ihr gewachsen ist und auch den Mut aufbringt, im richtigen Moment umzukehren.

Weil jeder Moment wertvoll ist

Der Erfolg bekommt damit eine neue Dimension, so wie „Zeit“ in den Filmen oft nicht mehr gleichbedeutend mit Geschwindigkeit und Rekorden ist: Es genügt Greti, der sympathischen Wirtin der Büllelejoch-Hütte, mit ihrem Sohn in zwei Tagen alle Gipfel der Sextener Sonnenuhr zu besteigen. Wer auf Geschwindigkeit schaut, verliert nur Zeit in den Bergen, in der Natur, hat man den Eindruck. Weil jeder Moment wertvoll ist.

Gestern Abend viel beim 14. Bergfilmfestival die Entscheidung
Gestern Abend viel beim 14. Bergfilmfestival die Entscheidung

Das gilt wohl besonders für Basejumper wie Uli Emanuele, der durch einen Feuerring springt und durch Schluchten jagt. Im Kino sah man jede Bewegung in extremer Zeitlupe und aus den verschiedensten Perspektiven – sonst würde ja niemand etwas davon mitbekommen, in Echtzeit dauert so ein Flug nur Sekunden. Doch irgendwie hatte man trotzdem das Gefühl, dass es schon richtig war, dass Uli Emanuele seine Träume erfüllt hat – auch wenn er dafür letztendlich mit dem Leben bezahlen musste.

Da kann man abschließend dem Fotographen und Extrembergsteiger Heinz Zak nur recht geben, wenn er in der Dokumentation „Der demütige Held“ dem Publikum noch seinen Plan für die Zukunft verrät: „Dem Schutzengel ab und zu ein Bier zahlen und sich viel Zeit nehmen für die Berge.“

Hier die Liste der Gewinner:

Großer Preis der Stadt Tegernsee (€ 3.000,-)
„Verso l’ignoto (Ins Unbekannte)“ von Federico Santini (Italien)

Preis des Deutschen Alpenvereins für den besten Alpinfilm
der Kategorie „Erlebnisraum Berg“ (€ 1.000,-)
„K2 – Touching the Sky“ von Eliza Kubarska (Polen)

Bester Film in der Kategorie „Lebensraum Berg“ (€ 1.000,-)
„Drawing the Tiger“ von Amy Benson, Scott Squire (USA/Nepal)

Bester Film in der Kategorie „Naturraum Berg“ (€ 1.000,-)
„Jumbo Wild“ von Nick Waggoner (USA)

Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis (€ 1.000,-)
„Simply the Worst“ von Franz Müller, Johannes Kürschner (Deutschland)Sonderpreis der Jury (undotiert)

„Metronomic“ von Vladimir Cellier (Frankreich)

Lobende Erwähnung der Jury (undotiert)
„In Between“ von Rolf Steinmann (Deutschland)„Afghan Winter“ von Fulvio Mariani, Mario Casella (Schweiz)

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner