In der Nachbargemeinde Kreuth muss man grün vor Neid sein. Rottach-Egern hat eine gut gefüllte Haushaltskasse. Aber der Kämmerer warnt.
Nüchtern trug Kämmerer Martin Butz die Zahlen am Dienstag in der Gemeinderatssitzung vor, wohlwollend daneben der Bürgermeister Christian Köck. In Rottach-Egern ist steuerlich die Welt in Ordnung. Dank der zugezogenen Vermögenden, der irren Hauskaufwut und einer sehr ordentlichen Gewerbesteuer, steht der Ort am Südufer des Sees ordentlich da.
4,67 Mio. Euro spült die Einkommenssteuer in die Kassen. Ist das viel? Ein Beispiel: Am Westufer, in Bad Wiessee, müssen sie mit 1,4 Mio. Euro weniger Einnahmen aus Einkommen der Bürger auskommen. (Selbst bei der Hundesteuer liegt Rottach-Egern mit einer Hundenase von 7.000 Euro vor den Wiesseern).
Bei der zweitgrößten Position, der Gewerbesteuer, rechnet der Kämmerer mit 4 Mio. Euro. 1,9 Mio. Euro werden von Zweitwohnlern in Rottachs Kassen gespült. Das macht über 13 Prozent der gesamten Steuereinnahmen von 14,02 Mio. Euro für den Haushalt 2023 aus. Auch das sollte man beim Zweitwohn-Bashen im Auge haben. Leicht darunter liegt die Grundsteuer (A u.B) in Höhe von 1,845 Mio. Euro.
Der Vermögenshaushalt schließt in den Einnahmen und Ausgaben mit 7,29 Mio. Euro. 2023 stellen fünf Positionen die größten Ausgaben dar:
- Bau Gemeindehaus Haslau mit 1,5 Mio. Euro
- Sanierung und Aufstockung des Falianhauses mit 1,7 Mio. Euro
- Sanierung Weissachaustraße mit 725.000 Euro
- für Planungskosten und sonstige Kosten mit dem Rathausneubau wurden 1 Mio. Euro in den Vermögenshaushalt eingestellt.
Das gesamte Haushaltsvolumen für Verwaltungs- und Vermögenshaushalt beträgt 30,06 Mio. Euro. Die Rücklagen zum 31.12.2023 betragen voraussichtlich 14,7 Mio. Euro. Der derzeitige Schuldenstand der Gemeinde Rottach-Egern wird vom Kämmerer Butz mit 3,58 Mio. Euro angegeben.
Für Martin Butz stellt sich die Finanzsituation der Gemeinde Rottach-Egern solide dar. Gleichwohl warnte er vor kommenden Krisen, die eben auch mit einer zeitlichen Verzögerung auf die Gemeinden einwirken können. Auch Bürgermeister Christian Köck zeigte sich in der Gemeinderatssitzung am Dienstag zufrieden. “Wir stehen gut da, wollen den Ort mit den zur Verfügung stehenden Mitteln weiter voranbringen. Es sah in der Pandemie ja schon schlimm aus. Aber wir sind da gut finanziell herausgekommen.”
Gleichzeitig warnte er vor zu großen Forderungen. Man wolle weiterhin solide ausgeben, um auch in Zukunft gestaltungsfähig zu sein.
Michi Mayr von den Grünen bedankte sich zunächst für die “sehr gute Arbeit” des Kämmerers, der auch vom Rest des Rats mit beifälligem Klopfen in seiner guten Aufbereitung und Führung der Finanzen bestätigt wurde. Mayr hatte aber einige Ideen für die Zukunft. Die gute Finanzsituation könne man, so der Grüne für eine Entlastung der Bürger einsetzen. Er schlug eine Entlastung bei der Gewerbesteuer, der Tourismusabgabe oder einer Reduzierung der Sutten-Gebühr vor. Auch bat der 52-jährige Grüne darum, die Möglichkeit einer Seewärmepumpe prüfen zu lassen.
Bürgermeister Köck warnte vor Ideen, Einheimische bei bestimmten Preisen zu bevorzugen. “Da gibt es höchstrichterliche Urteile, die das exakt verbieten.” Zu den anderen Projekten werde er in den nächsten Wochen Stellung nehmen.
SOCIAL MEDIA SEITEN