Zubrot als Makler

Seit etwa einem Monat ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den früheren Sparkassenchef Georg Bromme. Es geht um den Verdacht der Untreue. Ganz legal soll eine andere Tätigkeit Brommes gewesen sein: als Geschäftsführer einer Baugesellschaft der Kreissparkasse. Brommes letztes Geschäft in dieser Eigenschaft war der Verkauf des Fichtnerhofs in Rottach-Egern. Dieser wird jetzt dem Erdboden gleich gemacht.

Der jetzt abgerissene Fichtnerhof war eines der letzten Objekte, die Bromme verkauft hat.
Der jetzt abgerissene Fichtnerhof war eines der letzten Objekte, die Bromme verkauft hat.

Bislang war nur bekannt, dass Georg Bromme 35 Jahre bei der Sparkasse Miesbach-Tegernsee war, dem Vorstand 30 Jahre angehörte und 21 Jahre lang die Bankgeschäfte leitete. Nach seinem Ausscheiden zum 1. April 2012 bekam er dann noch einen Beratervertrag mit dem Geldinstitut.

Doch erst Recherchen der Tegernseer Stimme zeigen, dass Bromme noch ein zweites Standbein hatte. Er war seit Mitte der 90er-Jahre Geschäftsführer der „BM Baugrund Miesbach Verwaltungsgesellschaft GmbH“. Sie haftet auch für eine andere Tochter der Kreissparkasse, die „Gesellschaft BM Baugrund Miesbach GmbH & Co. Wohnungs- und Gewerbebau KG“.

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Dies bestätigt nun auf Nachfrage Peter-Friedrich Sieben, Pressesprecher der Sparkasse: „Bromme war einer, der gerne gebaut hat. Und damit dieses separat lief, hat die ‚BM Baugrund Miesbach’ Grundstücke und Objekte aufgekauft.”

Aufwandsentschädigung für Bromme

Auf die Spur Brommes stieß die Tegernseer Stimme, als sie Anfang dieses Monats von Nachbarn auf den Abriss des altehrwürdigen Fichtnerhofs im Wolfsgrub 48 hingewiesen wurde. Dabei kam auch zur Sprache, dass Bromme Kaufinteressenten durch das Areal geführt haben soll. Da tauchte natürlich die Frage auf: Wieso ist der Vorstandsvorsitzende einer Sparkasse als Makler unterwegs?

Die Antwort kam nun von Pressesprecher Sieben: „Bromme war Geschäftsführer einer Baugesellschaft. Deswegen gehörte es zu seinen Tätigkeiten, Immobilien den Interessenten zu zeigen.“ Wie viele Objekte Bromme im Laufe der Jahre vermakelt hat, wusste Sieben nicht, denn die Sache habe „keine Relevanz, weder für die Staatsanwaltschaft noch für die Regierung von Oberbayern“. Deswegen werde so etwas nicht verfolgt. „Aber natürlich waren es in den vergangenen 20 Jahren mehrere Immobilien“, so Sieben, „in den Anfangsjahren mehr als jetzt.“

Für seine Tätigkeit habe Bromme eine Aufwandsentschädigung bekommen. Einen Betrag wollte Sieben aus Gründen des Datenschutzes nicht nennen. „Er hat dafür ein Entgelt bekommen, dessen Höhe mehr einer Aufwandsentschädigung entsprach.“ Ein Blick in die Bilanzen der „BM Baugrund Miesbach GmbH“ bringt mehr Aufschluss. Demnach beliefen sich „die Gesamtbezüge der Geschäftsführung“ in Brommes Zeit auf 25.196 Euro.

Brommes letztes Geschäft

Die Geschäftsführung der Wohnbaugesellschaften gab Bromme mit seinem Ausscheiden aus der Kreissparkasse ab. Sein Nachfolger bei der „BM Baugrund“ ist seit 1. April 2012 Ernst Mair, gleichzeitig auch stellvertretendes Vorstandsmitglied des Geldinstituts. „Der Fichtnerhof war Brommes letztes Geschäft. Den Kaufvertrag mit Herrn Tengelmann habe ich dann als neuer Geschäftsführer der BM Baugrund unterschrieben“, so Mair auf Nachfrage. Die Bilanz der KSK-Tochter für 2012 weist einen Verkaufspreis von etwa 2,5 Millionen Euro aus.

Doch die Immobilienfirma Tegernseer Grund behielt das Millionenobjekt nicht lange, wie deren Sprecher Rainer Leidecker der Tegernseer Stimme Anfang Februar erklärte. Man hätte das Gebäude gerne saniert, aber dies sei daran gescheitert, dass Schimmel und Wasser in dem alten Bauernhof ausgemacht worden seien. So habe man die Immobilie dann an einen privaten Investor weitergereicht, der den Hof nun dem Erdboden gleichgemacht habe.

Fraglich bleibt, ob Bromme dem Abriss dieses historischen Weilers auch zugestimmt hätte. Denn anderswo war ihm der Erhalt bäuerlichen Kulturguts Einiges wert. Aus der Schatulle der Sparer kaufte Bromme 2006 in Bayrischzell die Geitauer Alm für 1,6 Millionen Euro. Er wollte sie nicht einem reichen Münchner überlassen. Die Alm steht heute noch.

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