‘Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis.’ Genauso einer lädt heute nach Rottach-Egern ins Seeforum. Dort kann der geneigte Talbewohner an die Verantwortlichen für das interkommunale Hallenbad allerdings keine Fragen stellen.
Fünf Talgemeinden und Waakirchen laden heute um 19 Uhr in das Seeforum nach Rottach-Egern. Dort wird Ader rbeitskreis “Kommunales Schwimmen” seine Vorschläge für ein zukünftiges Bad im Tegernseer Tal präsentieren.
Dr. Michael Bourjau, zweiter Bürgermeister der Stadt Tegernsee und gekonnter Conférencier, wird durch den Abend führen und die bisherige Arbeit des Kreises erklären. Mit an Bord sind – natürlich – die Bürgermeister, aber auch Experten des Schwimmbad-Baus.
Robert Kühn, selten um Superlative verlegen, schreibt es in der Einladung so.
Dies stellt einen weiteren Meilenstein hin zu einem interkommunalen Hallenbad im Tegernseer Tal dar. Wir alle wissen um die Wichtigkeit und Besonderheit eines solchen gemeinsamen Projekts. Robert Kühn, Bürgermeister Bad Wiessee
Vor allem aber wissen die Politiker, dass es ein sündteures Projekt werden wird. Der Arbeitskreis “Hallenbad” hat Schulklassengröße. Er soll eine – für alle – finanziell tragfähige Lösung für den Neubau eines interkommunalen Hallenbades auf den Weg bringen. Es soll auf dem Gelände des alten, nunmehr abgerissenen Badeparks, entstehen.
Doch der Kostenbrocken, den es zu verhandeln gilt, ist massiv. Der Gmunder Bürgermeister, Alfons Besel, sprach Ende letzten Jahres von bis zu 30 Millionen Euro, alleine für den Bau. Aber, so die Expertise, das sind nur etwa 30 Prozent der Gesamtkosten. Der weitaus größte Kostenpunkt wird der Unterhalt sein. Gemeinden müssen mit einem Defizit bis zu 2 Millionen Euro rechnen. Schwimmen im Tegernseer Tal wird für alle sehr teuer werden.
Robert Kühn, Bürgermeister in Bad Wiessee, hat den Abriss des alten Badeparks zu verantworten. Das hatte aber auch gute Gründe: Der Badepark war einst der Ort, an dem Generationen von Talkindern das Schwimmen erlernten. Hier konnte die Wasserwacht im Winter für ihre Einsätze im Sommer trainieren. Nur: Das Bauwerk fraß sinnlos Energie, war in der Substanz kaum mehr renovierungsfähig. In einem Bürgerentscheid versprach Kühn einen schnellen Aufbau. Die Bürgerinnen und Bürger stimmten im September 2020 für den Abriss.
Dann aber kam die Pandemie, der Ukraine-Krieg und die immense Steigerung der Energie- und Baukosten. Seitdem sieht es neben dem schicken Jodschwefelbad öd und leer aus. Bürgerinnen und Bürger Wiessees beklagen diesen Zustand bei jeder Bürgerversammlung. Viele Jahrgänge von Kindern könnten nicht oder nur unzureichend schwimmen lernen, die Wasserwacht-Vereine um den See müssen im entfernten Holzkirchen zuweilen trainieren. Eine Traglufthallen-Variante für die Bäder in Rottach-Egern oder Kreuth wurde nie ernsthaft von externen Gutachtern geprüft. Die Wasserretter um den See sind ratlos. Sie müssen nun schon seit einiger Zeit zum Training in entfernte Nachbarorte. Das ist insofern kurios, als das eben jene Retter die Voraussetzung für den im Tal so hochgeschätzten Tourismus am und auf dem See sind.
Und dann ist da ja noch die Aufteilung der Kosten. Die finanzschwachen Kommunen wie Kreuth und Waakirchen sollen lediglich die Hälfte der Anteile der anderen Gemeinden zahlen. Aber auch das könnte die Kirchenmaus Kreuth überfordern. Die hat kürzlich wegen weitaus weniger Zahlungen an die TTT auf leere Kassen verwiesen.
Aber viel zu selten sieht man die Gemeindevertreter aus dem Tal auf einen Schlag. Eine gute Gelegenheit, auch mal brenzlige Fragen zu stellen, ist es nicht. Aber man darf zuhören. Heute Abend, 19 Uhr, im Seeforum Rottach-Egern.
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