„Verschandelung des Tegernseer Ortsbildes“

Gestern endete die Frist für Einwendungen gegen das Klinikprojekt in der Perronstraße in Tegernsee. Kurz vor Torschluss der Auslegung übte die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) nochmals deutliche Kritik an den Plänen von Investor Klaus Dieter Burkhart.

So sieht der Planungsentwurf für Sanatorium und Klinkbauten in der Perronstraße von Bauherr Klaus Dieter Burkhart aus. / Foto: Klaus Dieter Burkhart

Seit bekannt ist, dass in Tegernsee-Süd auf dem 12.900 Quadratmeter großen Grundstück ein Sanatorium samt Privatklinik errichtet werden soll, äußert die SGT ihre Bedenken gegen die „zunehmende Verstädterung in der ortsprägenden Parklandschaft“. So erreichten die Stadt Tegernsee 2013 und 2018 ablehnende Stellungnahmen der SGT.

Auch die Interessengemeinschaft Perronstraße übt deutliche Kritik. So sei der Schallschutz mangelhaft und die Abstände zu den Nachbargrundstücken zu gering. Nach wie vor fehle auch eine Linksabbiegespur von der Bundesstraße. Daher befürchten die Anlieger, dass die schmale Perronstraße als Hauptzufahrt genutzt werden könnte.

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Immerhin sollen auf dem Areal zwei Klinikgebäude mit 99 Zimmern und 108 Betten entstehen, dazu ein Sanatoriumsgebäude mit 19 Zimmern und 35 Betten sowie sieben Wohnungen. Die Tiefgarage ist mit 89 Stellplätzen vorgesehen, oberirdisch sollen es 26 Stellplätze werden. Während Burkhart als Chef des Deutschen Zentrums für Frischzellentherapie in Bad Tölz das Tegernseer Sanatorium selbst betreiben will, ist nach wie vor offen, wer beim Betrieb der Privatklinik einsteigt. Ausgestiegen aus dem Projekt ist im November 2016 Martin Marianowicz als Chef der Wiesseer Privatklinik im Jägerwinkel.

Noch keine Baugenehmigung

Zuletzt hatte sich der Stadtrat im März 2018 mit dem Bauantrag Burkharts befasst. Er musste dessen Antrag aber ablehnen, weil zum einen der Durchführungsvertrag noch nicht unterzeichnet und auch der Bebauungsplan noch nicht rechtskräftig gültig waren. Da diese Voraussetzungen fehlten, gab es auch noch keine Baugenehmigung. Dass Burkhart beide Verfahren, also Bauantrag und Bebauungsplan, parallel bearbeiten ließ, war für die Stadt nachvollziehbar. Das spare Zeit, so Bauamtsleiterin Bettina Koch damals.

Nun hat sie mit Ablauf der Einspruchsfrist gegen den Bebauungsplan erneut eine ablehnende Stellungnahme der SGT auf dem Tisch. Sie kritisiert, dass die Belange des Naturschutzes „schlichtweg missachtet und beiseitegeschoben“ wurden. Der Bauwerber habe „schnell Fakten geschaffen und alles abgeholzt, bzw. abgegraben“. Für die Wiederherstellung der Anlage an der Schwaighofbucht „ist es nicht zu spät und wir appellieren an den Stadtrat, mehr Grünfläche einzufordern“, mahnt SGT-Vorsitzende Angela Brogsitter – Finck in ihrem Schreiben vom 6. August an die Stadt.

„Zerstörung der Naturstruktur“

Angesichts dieser Baumasse werde auch der Tourismus als eines der wichtigsten Standbeine des Tals, weiter geschädigt sowie ein neuer Präzedenzfall geschaffen. Auch widerspreche der Bebauungsplan ganz offensichtlich den gebetsmühlenartig geäußerten Absichtsbekundungen unserer heimischen Politiker, der ausufernden Bebauung unseres Tals entgegen zu wirken. Hier werde massives Baurecht unter dem Vorwand einer vermeintlich sinnvollen Nutzung mit der umstrittenen Frischzellen-Therapie geschaffen.

„Die SGT widerspricht vehement dieser Planung, die nichts mit ortsüblichen Bauvorhaben gemein hat und zum wiederholten Male eine weitere Verschandelung der Egerner Bucht und des Tegernseer Ortsbildes nach sich ziehen wird“. Diese Planung würde zusätzlich auch auf alle anderen Gemeinden im Tal Auswirkungen haben. „Die Vermarktung der Naturstruktur führt letztlich zu deren Zerstörung. Im Tegernseer Tal stoßen wir an die Grenzen des Wachstums“. Deshalb sollte der Stadtrat in seiner Abwägung die Bedenken der SGT miteinbeziehen „und den Bebauungsplan auf eine verträgliche Nutzung zu reduzieren“.

 

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