Auf die Königsalm mit Filmemacher und Pumuckl-Zieh-Dad Marcus H. Rosenmüller

“Wer früher stirbt ist länger tot”; sein erster Spielfilm aus dem Jahr 2006 zog 1,8 Millionen Besucherinnen und Besucher in den Kinosaal. Jetzt hat sich Rosi den Kaut-Kult-Kobold vorgeknöpft.

Florian Eder (Florian Brückner) mit Pumuckl. Foto: RTL / Boris Breuer

Wir verabreden uns mit Familie für einen Bergspaziergang. Rauf zur Königsalm. Es ist Anfang September. Die Blätter trotzen noch vor Grün. Die Sonne blinzelt ausdauernd auf den Forstweg. Los gehts am Parkplatz Kreuth. Rosi trägt Jeans, Adidas-Turnschuhe mit orangen Socken und einen Vintage-Rucksack, nur in Echt. Also ein Original, kein Accessoire.

Der Ur-Rosi: Wer früher stirbt ist länger tot

Manchen steigt ja der Erfolg in den Kopf. Bei Rosi wirkt es, als steige der Ruhm rein in die Geschichten: Von 2006 bis 2021 hat er 14 Filme ins Kino gebracht. Darunter die Trilogie “Beste Zeit”, “Beste Gegend” und “Beste Chance”, Originale „Schwere Jungs“ (2006), Kinderfilme, Sommer- und Winterkomödien “Wer’s glaubt wird selig” (2012).

Dazu Dokumentarfilme, etwa über Hubert von Goisern, fünf Jahre lang das Singspiel für den Nockherberg und seit 2020 teilt er sich die Leitung des Regie-Studiengangs der Hochschule für Fernsehen und Film in München mit Julia von Heinz. 

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Für den Ur-Rosi “Wer früher stirbt ist länger tot” hagelte es Preise, unter anderem den Bayerischen Filmpreis. 1,8 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer folgten dem Lausbub ins Jüngste Gericht. Für die Geschichte vom elfjährigen Sebastian Schneider wurden 600 Kinder gecastet.  

Neue Geschichten vom Pumuckl

Jetzt also der Pumuckl. Genauer: “Neue Geschichten vom Pumuckl”. Da darf er eigentlich noch nicht drüber reden, sagt er, während wir den Wanderweg über die alte Rodelstrecke hinauflaufen. In den 80er Jahren haben sich hier Rodlerinnen und Rodler die 1.400 Meter lange Strecke hinuntergestürzt und die Weltmeisterschaft ausgetragen. Die Strecke ist anspruchsvoll und gilt als mittelschwer.

Dass er beim Dreh von „Schwere Jungs“ auch in einem Bob mitgefahren sei, fällt es aus ihm heraus, als wir an den Starthütten vorbeikommen. Spontan bei einer Motiv-Besichtigung in St. Moritz sei das gewesen, sagt er, und dass es „gscheid schnell“ war, und ihm noch Tage danach die Arme weh taten, weil er sich so krampfhaft festgehalten habe.

Auf dem Weg zur Königsalm. Idylle pur. Foto: Julia Jäckel

Als Kind war er ein Pumuckl-Fan. Überhaupt bayerische Serien, angefangen bei den “Münchner Geschichten“, “Familie Meier” und “Irgendwie und Sowieso”? Andere Filme schauen und lesen, das inspiriere ihn nach wie vor. 

Gut passt er rein in diese Landschaft, die jetzt nach der Waldgrenze den Blick über weiche Almwiesen schweifen lässt. Für jeden, der entgegenkommt, hat der Rosenmüller ein “Grüß Gott” parat.  Mal fällt ihm im Gehen ein perfektes Motiv auf, etwa als die nachlaufenden Kinder gerade so mit dem Kopf über die Bergkuppe schauen, mal drängt sich ein Gedicht auf.

Humor ist Heimat

Das ist ein Rosi-Ding, das alles und alle miteinander verwebt. Menschen, die in seinen Filmen spielen. Musiker und Freund, Gerd Baumann, ist so ein Beispiel: Der komponierte schon den Soundtrack von “Wer früher stirbt” und dann für zahlreiche weitere Rosi-Filme. Aktuell tourt er mit der bayerischen Band “Dreiviertelblut” durchs Oberland.

Pumuckl

Für den Pumuckl wurde die Werkstatt vom Meister Eder in einem Münchner Studio nachgebaut. Der junge Meister Eder erbt von seinem Onkel eine Schreinerei, die 30 Jahre lang brach lag, und klar – den berühmten Hausgeist obendrein. Gedreht wurde von März bis Juni 2022. 13 Episoden sind produziert. Den Pumuckl spricht Maxi Schafroth. Dank Künstlicher Intelligenz (KI) klingt die Stimme in der Kino-Version wie Pumuckl-Urgestein Hans Clarin. Eine Stimme, die aus dem Buch-Muckl einen Serienstar machte. Den jungen Schreiner spielt Florian Brückner. Kein Unbekannter im Rosi-Versum. Brückner spielte bereits in der Rosi-Besten-Trilogie (Zeit / Gegend / Chance) und im Räuber Kneißl mit.

Als Heimatfilmemacher verstehe er sich nicht, eher fühle er sich durch den heimatlichen Humor sozialisiert: ”Ich glaube, jeder erzählt von seiner Heimat, von sich“, und ein Großteil dieser Heimat sei für ihn die Art des Humors, und dass “ich im Dialekt draht hab.” Der Witz und das Händchen für die kleinen Leute ist Rosis Markenzeichen. Oder?

“Ich habe mich auch schon vollkommen geirrt”, sagt Rosi auf die Frage, woher er wisse, wann die Leute lachen. „Nach der Pointe war absolute Stille, und ich, ich finde es lustig, dann haben die Leute halt darüber gelacht.“

Marcus O. Rosenmüller oder H. ?

Für Irrungen hat anfangs der Namensvetter Marcus O. Rosenmüller gesorgt. Deswegen haben die beiden recht früh vereinbart, eine Initiale in die Mitte zu platzieren. 2001 schenkt sich der Rosi ein H. ein. Das steht wahlweise für Hausham, wahlweise für den Namen seines Onkels: Heinrich.

Verwechselt werden die beiden dennoch: Mal war es ein Flug, der storniert wurde, mal eine Reservierung in einem Restaurant in Berlin, mal ein besorgter Professor, der Rosenmüller darauf hinweist, dass er doch als Student noch nicht in die Förderung einreichen dürfe.

Katastrophen, Show-Down, Verwechslungen

“Hinsetzen und arbeiten”, sagt er auf die Frage, wo die Ideen herkommen und was er zum Schreiben brauche: “Tatsächlich muss es aufgräumt sein”, und “Ruhe” brauche er auch. Dazu ein großes Blatt und ab gehts mit der Kausalkette: “Ich habe die Grundprämisse im Kopf, dann überlege ich mir die Katastrophe, den Show-Down, damit ich verstehe, wohin alles kulminiert. Und dann schreibe ich von beiden Richtungen. Von der Prämisse Richtung Katastrophe, von der Katastrophe Richtung Prämisse.” 

Das Getüftel sind dann vor allem die Übergangsszenen und das Spannende der Schluss. Getrieben fühle er sich von dem “Wunsch, dass ich gerne möchte, dass die Welt so wäre.” Auch wenn der gute Schluss ihn auch immer ins Grübeln bringe. Aber dann findet er es doch mutig, die Geschichten gut enden zu lassen; an die Utopie zu glauben.

Etwa im Bademeister-Epos “Beckenrandsheriff (2021)”: Da spielt Milan Peschel einen grantigen Bademeister, der an seinen Badegästen verzweifelt und auch noch einen Geflüchteten als Helfer akzeptieren muss. Das ist auch etwas, was das Rosi-Genre ausmacht, dass es ihn nicht kaltlässt, wie viele Stimmen die AfD bei der Landtagswahl bekommen hat, dass er eine dezidierte Meinung zu Aiwangers Rede in Erding hat. Eben ein Haushamer Sozialdemokrat.

Schnapseln auf der Königsalm

Mittlerweile sind wir auf der Königsalm angelangt. Brotzeitteller mit Käse und Schinken sind angesagt. Für mich und den Nachwuchs zumindest. Rosi trinkt Buttermilch.

Er ist recht bekannt im Filmuniversum Oberland und doch versteht er es, sich unsichtbar zu machen. Belästigt wird er recht wenig – außer von aufdringlichen Lokaljournalistinnen. So dauert es auch eine Weile, bis die Wirte fragen, ob er der Rosenmüller sei? Es folgt ein selbst gebrannter rotbeeriger Schnaps und ein Schwatz über Joseph Gottfried, den Rosi vor 20 Jahren in einer Dokumentation auf der Königsalm interviewt hat.

Irgendwann kramt er nervös in seinen Rucksack, weil er ja noch eine Käsesemmel dabei hat, auf die er sich seit heute Morgen freut. Dann geht es den Berg hinab.

Beim Abstieg fällt ihm ein, dass etliche Haushamer Geschäftsleute, darunter Tom Leidgschwendner, ihn bei seinem Abschlussfilm unterstützt haben. Dass er damals in Hausham unterwegs gewesen war, weil er Geld gebraucht habe, „weil ich eben einen Elefanten noch reingeschrieben hab, in den Film“. Als Rosenmüller das Geld später wieder zurückgeben will, sagt Tom: „Gschenkt ist gschenkt“. Diese Unterstützung aus Hausham, sagt Rosi jetzt: „Das war mein Pfund.“ 

Pumuckl im Kino Weißach

Der Pumuckl läuft ab morgen im Kino. 13 Folgen sind gedreht. Danach ist der Schabernack auf RTL+ zu sehen und Ende des Jahres auf RTL. Auch im Tal läuft der neue Pumuckl nächste Woche an zwei Tagen.

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