BOFF: “Leidenschaft kreiert auch Leid”

Ein junger Mann schleppt ein Einrad auf den Berg, ein anderer paddelt mit seinem SUP über den Suezkanal. Willkommen beim Bayerischen Outdoor Filmfestival (BOFF). Autorin Lena Müssig war am Freitag vor Ort.

Schauen und staunen sie: Das BOFF lockt an. Foto: Lena Müssig

Mit dem SUP (Stand-Up-Paddle) über den Suezkanal von Europa nach Afrika paddeln, um dort ein E-Mountainbike auf den höchsten Berg Marokkos zu schleppen, bevor es bergab geht; eine gebürtige Münchnerin, die sich von der Eisbachwelle in die Topliga der Surfer-Szene kämpfte – das ist das BOFF – beim Bayerischen Outdoor Filmfestival

Wenn dann noch Sternschnuppen der Perseiden am Himmel aufblitzen, entspanntes Surfcamp-Flair herrscht und die sympathischen Gastgeber durch ihre herzliche Art für kurze Zeit aus Fremden eine Gruppe machen, dann ist man auf dem Campingplatz am Schliersee.

Dort gastierte BOFF-Gründer, Andreas Prielmaier ,mit seinem Team am Freitag. Auf dem Programm: Spannende Kurzfilme von heimischen Filmschaffenden und Top-Athletinnen und Athleten aus Bayern und Österreich. 

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Gute Vibes, gute Filme

Als hätte der Wettergott die gute Energie gespürt, verwöhnte er die Besucherinnen und Besucher des Festivals mit einer Sommernacht wie aus dem Bilderbuch. Gezeigt wurden offiziell sechs (inoffiziell acht) Filme von sportbegeisterten Menschen – auf dem Rad, auf Skiern oder auch ungesichert an einer senkrechten Bergwand klammernd. Dafür, dass so viele Besucher gekommen waren, bedankte sich BOFF-Gründer, Andi Prielmaier, mehrfach. Immerhin tobte auf der anderen Seite des Schliersees das Waldfest. Ab und zu trug der Schall Blasmusik und lautes Gelächter über den See. 

Doch gelacht wurde auch ausgiebig beim BOFF. Mal wegen der herzigen Moderation vom Prielmaier Andi, mal wegen der Protagonisten. “Dass Einradfahren nicht der attraktivste Sport ist, ist mir schon klar“, resümierte etwa Mountainbike- und Einrad-Profi Gerald Rosenkranz. Im Kurzfilm “Walking the good Path” radelt er auf dem Einrad bergab. Eine steile Schotterpiste runter. Sympathisch, dass auch er selbst über das ulkig anmutende Schauspiel schmunzelt!

Mit dem Mountainbike raus aus der Drogensucht

Doch beim BOFF geht es um mehr als um sportliche Leistung. Um Leidenschaft, um Zusammenhalt, um kleine und große Erfolge – und darum, wie der Sport Menschen aus tiefen Krisen zurück ins Leben verhelfen kann. Und ums Geschichten erzählen. Etwa die des kanadischen Ureinwohners Jay, der bei einem Shooting durch Zufall auf Gerald Rosenkranz und seinen Freund Roman Rohrmoser traf und ihnen erzählte, wie die Liebe zum Mountainbiken ihm aus der Alkohol- und Drogensucht verhalf.

Wie Sport Menschen verbindet 

Dass Bewegung im Freien dem Geist guttut, weiß auch BOFF-Gründer Andi Prielmaier. Die Momente auf seinem SUP empfindet er als meditativ. Auch durch die Kraft des Geistes schafft er es wohl, kilometerlange Strecken übers Meer zu paddeln. Wenn ihm bloß der Gedanke an die Steuererklärung keinen Strich durch die meditative Stimmung macht. Doch das ist eine andere Geschichte. 

Eine seiner vielen Erfahrungen teilt er in seinem Kurzfilm “Exploring Morocco”. In diesem nimmt er das Publikum mit auf eine rasante Downhill-Abfahrt – und teilt besondere Erkenntnisse. Wie er davon schwärmt, dass man beim Sporteln nicht nur eigene Grenzen überwinden kann, sondern auch kulturelle, geht unter die Haut. Etwa, wenn er von der Gastfreundschaft der marokkanischen Familie erzählt, die ihm ein Zuhause in der Ferne gab. 

Auf Skiern auf Friedensmission

Wie die Leidenschaft zum Sport Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt verbindet, wird auch im Kurzfilm “Kastanistan” deutlich. Eine Gruppe junger Freerider rund um Profi-Skifahrer Fabian Lentsch reist ins Fantasieland “Kastanistan” – eigentlich Georgien. Zusammen mit Einheimischen befahren sie ein bislang unbefahrenes Gebiet. Neben spektakulären Landschaftsaufnahmen spielt das Thema Frieden eine zentrale Rolle im Film. Beim Zuschauen frage ich mich, ob gewisse Machthaber vielleicht mal zusammen mit Menschen aus anderen Ländern Sport treiben sollten? Vielleicht würden sie dann feststellen, dass der Mensch von der anderen Seite der Landesgrenze ebenso liebt, lacht, weint und atmet wie man selbst.

Zurück zum Film: Dass nicht alles Gezeigte der Inspiration dient und keinesfalls nachgeahmt werden sollte, verdeutlicht die Szene, in der einer der Protagonisten mit seinem Snowboard von einer Schneemasse mitgerissen wird. Oder als sich Abenteurer, Danny MacAskill, aus dem Film “Mountain of Greatness” auf eine Mountainbike-Hochtour in Südafrika begibt – und mit akuter Höhenkrankheit per Helikopter ins Krankenhaus geflogen werden muss. 

Das Leben riskieren, um sich lebendig zu fühlen?

Besucher Max aus Oberaudorf fragt sich, was die Einheimischen in armen Ländern denken, wenn die sportbegeisterten Westler kommen, um ihr Leben für den Kick zu riskieren. Doch manch einer braucht diesen Kick wohl, um sich so richtig lebendig zu fühlen. So auch die Brüder Alexander und Thomas Huber, die weltberühmten “Huberbuam”. Der Film “Huberbuam – die Seilschaft” wird auf der BOFF-Tour 2023 exklusiv gezeigt. Der spannende Streifen erzählt die Geschichte der kletternden Brüder, die dem Tod bereits mehrfach ins Auge geblickt haben – und ihm wieder von der Schippe gesprungen sind. 

Ein faszinierender Beitrag. Und – genau wie die anderen gezeigten Filme – ein guter Reminder, dass es beim Sporteln oft nicht ohne Unterstützung geht. Es sei denn, man heißt Janina Zeitler und hat sich so ziemlich im Alleingang von der Münchner Eisbachwelle in den Surferinnen-Olymp gepaddelt – entgegen aller Strömungen. “Flow like a River” heißt ihr Kurzfilm. 

Glücklich ohne Extrem-Kick

Und was habe ich von dem Abend mitgenommen? Dass mich auch meine kleinen Wander-Abenteuer beflügeln. Dass ich stolz auf mich bin, wenn ich mein Ziel erreiche – auch wenn’s nicht der Mount Everest ist. Und dass Bayern ein fantastischer Ort ist, um sich lebendig zu fühlen. Ganz klar: Ich teile die Leidenschaft für den Outdoorsport mit diesen sympathischen “Freaks”, die offenbar nur den Himmel als Grenze anerkennen. Wenn auc nur im Kleinen.

Wer beim BOFF dabei sein will, kann am 15. August auf der Gori Alm in Aschau dabei sein. Weitere Termine und Infos zu BOFF-Events findet ihr hier.

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