Kommt die Südumfahrung nun mit Tunnel?

Waakirchen kämpft gegen den Verkehr. Seit Jahren stellt sich die Frage: Tunnel oder Umfahrung? Der Gemeinderat hat nun seine bevorzugte Variante vorgestellt. Doch die entspricht nicht der im Bundesverkehrswegeplan vorgesehenen ebenerdigen Südumfahrung. Gibt’s eine alternative Lösung?

Anfang November wurde die Verkehrsanalyse für Waakirchen präsentiert. Die beste Lösung laut Verkehrsplaner: Kombinationsvariante Südumfahrung mit Spange vor Hauserdörfl. / Quelle: Tina Hansch

Was bringt mehr Verkehrsentlastung für Waakirchen und Hauserdörfl – Tunnel oder Umgehung? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Waakirchner Verkehrsplaner Helmut Ammerl in den vergangenen Monaten. Im November wurden die Ergebnisse seiner Verkehrsanalyse dann öffentlich vorgestellt.

Um die Verkehrsentlastung der verschiedenen Umgehungsvarianten prognostizieren zu können, wurde als Grundlage die aktuelle Verkehrsdichte gemessen. Dies erfolgte an sieben aufeinanderfolgenden Werktagen, jeweils 24 Stunden lang. Per Knotenpunkts- und Querschnittszählung mit Seitenradar und Videokameras wurde festgestellt, dass in Waakirchen der Freitag am höchsten durch den Verkehr belastet ist. Er diente fortan als repräsentativer Werktag für die Verkehrsanalyse.

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Täglich fahren rund 40.000 Autos durch Waakirchen

Insgesamt wälzen sich 42.700 Kraftfahrzeuge an solch einem Tag durch Waakirchen und Hauserdörfl. Davon sind 65% reiner Durchgangsverkehr (27.800 Fahrzeuge). Diplom-Ingenieur Ammerl wies darauf hin, dass dies im Vergleich zu anderen Ortschaften ein sehr hoher Wert sei. Allein Hauserdörfl muss einen Durchgangsverkehr von 50% vom Gesamtaufkommen stemmen – ebenfalls laut Ammerl überdurchschnittlich viel.

Ammerls Empfehlung: Eine komplette Entlastung des Gemeindegebietes Waakirchen kann nur durch die Kombinationsvariante der Südumfahrung aus Tunnel und Trog zusammen MIT einer Spange vor Hauserdörfl erfolgen. In einer Klausurtagung Ende November beschäftigte sich der Gemeinderat dann nicht-öffentlich mit den Analyseergebnissen.

In der vergangenen Sitzung las Bürgermeister Sepp Hartl (FWG) den komplexen Sachverhalt und die Zusammenfassung jener Klausurtagung vor. Zentraler Punkt: Der Gemeinderat ist gegen die im Bundesverkehrswegeplan 2030 vorgesehene ebenerdige Südumfahrung. Stattdessen wird laut Merkur eine teils untertunnelte, teils in Trögen verlaufende Südumgehung bevorzugt. Die Variante also, die Verkehrsexperte Ammerl als „Vorzugsvariante“ in seinem Gutachten bezeichnet.

83,5 Millionen Euro für Mix aus Umfahrung und Tunnel

Wie Hartl berichtete, haben Vertreter des Staatlichen Bauamts Rosenheim bei der Klausurtagung allerdings klar gemacht, dass es für diese teurere Variante eine gute Begründung bräuchte. Denn für die 2,7 Kilometer lange Trasse werden Kosten von rund 83,5 Millionen Euro prognostiziert. „Es wurde uns unmissverständlich erklärt, dass dies zwar theoretisch möglich, aber doch nicht sehr aussichtsreich wäre“, so Hartl.

Für die teurere Variante sei daher ein Fachgutachten zweckdienlich, das die ökologische Begründung liefern würde. Wie der Merkur berichtet, käme es im Erfolgsfall dann zu einer Neuberechnung von Kosten und Nutzen. Hartl ist sich sicher, dass hierfür langfristiges Denken von Nöten ist:

Somit ist nicht mit einer kurz- oder mittelfristigen Umsetzung zu rechnen. Vielmehr muss man sich auf langwierige Verfahren einstellen.

Bezüglich der Umfahrung von Hauserdörfl berichtete Hartl, dass diese erst in die Fortschreibung des Ausbauplans für Staatsstraßen aufgenommen werden muss. Es wäre alternativ auch möglich, dass die Gemeinde selbst im Rahmen einer „kommunalen Sonderbaulast“ diese Umfahrung realisiere. Hierfür wäre ein Planfeststellungsverfahren nötig, das durchaus andere Trassen – wie von Verkehrsexperten Ammerl vorgeschlagen – zur Folge hätte. Kostenpunkt: Drei Millionen Euro für jeden Kilometer Umfahrung.

Das Ergebnis der Klausurtagung: Eine alleinige Lösung nur für den Ortskern Waakirchen kann seitens des Gemeinderats nicht befürwortet werden. Wie der Merkur berichtet, folgten diesem Fazit auch die Ratsmitglieder in ihren anschließenden Wortmeldungen. Feststeht: Man wolle sich nicht mit einer einfachen oberirdischen Lösung abspeisen lassen, während woanders millionenschwere Projekte möglich seien.

Hauserdörfl muss ebenfalls entlastet werden

Für Rudi Reber stand fest: Die oberflächliche Lösung sei ökologisch nicht vertretbar. „Falls wir den Ortskern Waakirchen entlasten wollen, geht’s ohne Hauserdörfl nicht“, wird der Bürgermeisterkandidat der ABV im Merkur zitiert. Er sei auch dafür, notfalls Gemeindegelder in die Hand zu nehmen, um Hauserdörfl zu umfahren. Norbert Kerkel, Bürgermeisterkandidat der FWG, schloss sich dieser Meinung an. Es gehe nur Zug um Zug – inklusive einer Entlastung von Hauserdröfl.

In der Sitzung wurden daraufhin drei Beschlüsse gefasst. Die ebenerdige Südumfahrung wurde laut Merkur einstimmig abgelehnt. Zudem wurde die Verwaltung beauftragt, Angebote zur Erstellung eines ökologischen Gutachtens für einen Südumfahrungs-Tunnel einzuholen. Der dritte Beschluss sieht Bemühungen der Gemeinde vor, damit die Umfahrung von Hauserdörfl in den Straßenausbauplan aufgenommen wird.

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