Pächter Niedermayer will Wintergarten

von Klaus Wiendl

Der Freizeithalle der Gemeinde ist schon seit Jahren ein Politikum. Sie sollte schon einmal abgerissen werden, doch der Aufschrei war zu groß. Auch im Bauausschuss am Dienstagabend wurden die alten Gräben wieder sichtbar, als es um den Anbau eines bescheidenen Wintergartens ging.

“Verhau und Schandfleck”: Die Spielarena in der Kritik des Bauausschusses. / Foto: K. Wiendl

Der eigentliche Bauantrag war schnell abgehakt. Bauamtsleiter Helmut Köckeis nannte die wenigen Details, die es für den Anbau eines Wintergartens gab. Er soll am Nebengebäude der Spielarena auf der bestehenden Terrasse entstehen und eine Ruhezone für Eltern bieten, denen es in der Halle zu laut ist. 200 Kinder und mehr würden eben laut Antragsteller Josef Niedermayer für einen entsprechenden „Lärmpegel“ sorgen.

Da der Pachtvertrag mit Niedermayer sowieso 2021 auslaufe, gehe die Gemeinde laut Köckeis davon aus, dass auf dem Gelände eine neue Nutzung entstehe. Die Frage aber sei nun, wie man einen Wintergarten mit einer Größe von 32 Quadratmetern für ein Gebäude genehmigen soll, das im Bebauungsplan rechtlich nicht mehr existiere. Doch nach Rücksprache mit dem Landratsamt habe Köckeis grünes Licht vom Kreisbaumeister bekommen, der dieses Vorhaben unterstütze. Mit dem Bauantrag werde auch nichts Neues „versiegelt“, sonder nur ein bestehendes Angebot ergänzt.

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„Verhau und Schandfleck“

Während CSU-Fraktionssprecher Kurt Sareiter den Wintergarten für sinnvoll hielt, zumal er auch befristet sei, unterstrich Klaudia Martini (SPD) die politische Dimension der Spielarena, „die sich immer für emotionale Debatten eigne“. Ihr Anliegen war die rechtliche Position. „Die Spielhalle gehört der gemeindlichen Gesellschaft, die angrenzenden Grundstücke sind verkauft worden“.

An dieser „hochwertigen Stelle“ sei der Pachtvertrag nur als „Zwischenlösung“ ins Jahr 2021 verlängert worden. Martinis Bedingung für den Wintergarten war die vertragliche Klärung, wer die Kosten trägt und was nach Auslaufen des Pachtvertrages damit passiert. Schon jetzt sei die ganze Umgebung der Halle „ein Verhau“. Dort werde überhaupt nichts gemacht. Niedermayer kümmere sich weniger um sein Pachtgelände, stattdessen mache er immer ein Politikum daraus, indem er Eltern mobilisiere.

Der rechte Bereich der Terrasse soll mit einem
Wintergarten überdacht werden. / Foto: K. Wiendl

Die Gemeinde habe mit dem Auslaufen des Pachtvertrages alles versucht, um alternative Standorte zu finden. Denn die Spielarena sei ein gutes Angebot für Familien. „Die Gemeinde ist bereit, die Halle abzubauen, sie zu verschenken und anderswo wieder aufzubauen“. All dies sei „nie angenommen“ worden. Beim Pächter vermisse sie das Engagement für die Halle, denn so wie sie aussehe, sei sie „ein Schandfleck“, den Martini sich nicht vorstellen wollte, wenn nebenan das Luxus-Aktivitätshotel von SME gebaut werde.

Vordergründig gehe es zwar bei der Spielhalle immer um die Emotionalisierung, doch letztlich „geht es unter dem Strich immer ums Geld“. Aus all diesen genannten Gründen werde sie ihre Zustimmung zum Wintergarten verweigern, „schon gar nicht ohne finanzielle Absicherung“. Für eine entsprechende Vertragsklausel war auch Bürgermeister Peter Höß (FWG). Er ergänzte: „Die Spielarena darf der Gesamtentwicklung des Areals nicht im Wege stehen“.

„Riesiger Freizeitwert“

„Die andere Seite des Politikums“ beschrieb Florian Sareiter (CSU). Er sehe als Besucher der Spielarena, dass es der Pächter damit „nicht leicht“ habe, sich aber mit der „Investition klar zur Anlage bekennt“. Für Familien mit Kindern habe die Halle neben dem Badepark einen „riesigen Freizeitwert“ und stelle bei schlechtem Wetter ein „Highlight“ dar. Auch Sareiter sah dort einen „Verhau“, deshalb sollte sich die Gemeinde mit einem Anstrich an einer Verschönerung beteiligen.

Höß nahm den Ball auf und erwiderte, dass sich Bad Wiessee in den vergangenen Jahren „stark an den anfallenden Kosten beteiligt hat“, um den Betrieb zu gewährleisten, ohne dass man dazu verpflichtet gewesen sei. Höß verwies auf die Kommunalwahl in zwei Jahren. Ein neuer Gemeinderat habe es dann leichter, wenn es „eine ganz saubere Vereinbarung“ mit dem Pächter über Kosten und Lasten gebe. Denn beim einstigen Vertrag mit Niedermayer hätte man „durchaus etwas genauer hinschauen müssen“. Doch damals habe „zu viel Euphorie“ vorgeherrscht.

Die Spielarena als Wahlkampfthema?

Den Ball etwas flacher hielt Köckeis mit der Bemerkung, es werde sowieso kein neuer Wintergarten, sondern er entstehe aus einer „Abbruchmasse“. Die „ganze Aufregung“ jetzt verstand Georg Erlacher (CSU) nicht. Denn diese Überdachung dürfte “etwa 5.000 Euro kosten“. Er finde es gut, wenn jemand etwas Positives für seinen Betrieb bewirke. Auch ihm als jungen Vater mache ein Besuch der Spielarena Spaß. Vielleicht sollten einige aus dem Gemeinderat, die noch nicht so oft die Halle besucht hätten, dies mal tun. „Auch die Bürger sind angetan“, ergänzte Kurt Sareiter und bezifferte den Zuspruch auf „97 Prozent“.

FWG-Fraktionssprecher Fritz Niedermaier sah den Sinn dieser „lächerlichen Diskussion“ angesichts der Kosten der Gemeinderatswahl in zwei Jahren geschuldet. Da müsse man heute schon mit Badepark und Spielarena sein Klientel bedienen. „Um nichts anderes geht’s“. Normalerweise würde man über eine solche Lappalie keine „fünf Minuten“ reden. In diesem Fall wurden gut 20 Minuten daraus, bis die Abstimmung erfolgte. Sie beinhaltet nun Martinis Anregung, dass der Gemeinde keine Abbruchkosten entstehen dürfen. Die SPD-Rätin blieb dennoch ihrer Linie treu. Als Einzige stimmte sie gegen den Beschluss.

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