Prassen? Das war die Tradition

Es ist ein Schmierentheater der besonderen Oberbayern-Art. Plötzlich aufgetauchte Aktenordner, Weinorgien, Wellness für Mutti und Schottenröcke für Kellner. Kann sich nicht einmal ein mittelmäßiger Krimiautor ausdenken: Das ist der CSU-Kreidl und Sparkassen-Bromme Skandal.

Plötzlich aufgetauchte Aktenordner, Weinorgien, Wellness für Mutti und Schottenröcke für Kellner. Das ist der CSU-Kreidl und Sparkassen-Bromme Skandal.

Ein Kommentar von Martin Calsow:

Es ist halt auch so eklig wie ein übler Herrenwitz. Der Kellner, der genötigt wird, einen Schottenrock zu tragen. Die Bürgermeister-Gattinnen im Schönheitssalon. Der Wein, Hauptsache teuer. Die Gelage. Man hört jemanden wie Bromme förmlich. Man sieht die Gesichter jener, die dabei sein durften, eilfertig und devot. Der Bauer als Edelmann, möchte man denken. Für diese Herren war Stil das andere Ende vom Besen. Das macht die Sache neben der juristischen Frage auch so schmuddelig.

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Aber selten hatte ein Urteil weniger Gewicht. Was immer der Richter am Landgericht denkt oder tut im Fall von CSU-Kreidl und dem „einfachen Sparkassler“ Bromme, ist für die langfristige Beurteilung dieses Skandals nachrangig. Hier haben eben nicht nur zwei schwarze (passte selten so gut) Schafe über Jahre zum eigenen Vorteil das Geld von Kunden und Bürgern in obszöner Weise verprasst. Mit ihnen gab es einen Kreis an Nutznießern, Adabeis und parasitären Mitmachern.

Werden die Beteiligten jemals daraus lernen?

Es ist aber eben nicht nur das Geld, welches verschwendet wurde. Das passiert jeden Tag, wo Politiker Großes im Kopf und Kleines im Ergebnis vorweisen können. Am Ende werden die Beschuldigten mit einem blauen Auge davonkommen. Ja, da gibt es einen öffentlichen Schaden. Aber wer wird sich, wenn in neunzehn Monaten in den Kommunen des Oberlands gewählt wird, daran erinnern?

Glaubt jemand, dass die beteiligten Herren (alle, auch die Bürgermeister), jemals daraus lernen? Glaubt jemand, dass mit einem CSU-Landrat, sich solche Machenschaften nicht wiederholen? Reue oder Demut? Fehlanzeige. Haben Sie zum Beispiel vom Kreuther Bürgermeister Bierschneider jemals ein Wort des Bedauerns oder gar eine Entschuldigung gehört? Stattdessen wird auf das kleinste Licht im ganzen Skandal, dem jetzigen Landrat, gezeigt.

Wo immer die CSU allein herrscht oder nur von einem Micky Maus Mitmachkoalitionär wie den Freien Wählern kontrolliert werden soll, ist die Gefahr der Korruption und der Vetternwirtschaft gegeben. Wer jemals erlebte, wie selbst kleine Dorfbürgermeister mit breiter Brust jenseits demokratischer Grundregeln agierten, kann von einer Erneuerung dieser Partei nicht ausgehen. Da mag der Herr Ministerpräsident im fernen München kiloweise Kreide fressen.

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