Viele Menschen im Tal warten gespannt auf die zukunftsweisende Entscheidung zur „Causa Forsthaus“ im Haushaltsausschuss im Münchner Landtag. Geplant waren für heute Morgen die Beratungen zur vom Verein zur Rettung der Bergwelt e.V., dem Naturschutz in Bayern (BN) und dem bayerischen Landesverein für Heimatpflege auf den Weg gebrachten Petition gegen die Vergabe der Staats-Immobilie in Erbpacht an Privatinvestoren.
Die Begründung der Münchener Pressestelle für die Verschiebung lässt viel Raum für Spekulationen: Es bestände noch Aufklärungsbedarf bei den Ausschussmitgliedern und es heißt weiter:
Deshalb soll das Thema in der nächsten Woche in einer Sondersitzung des Ausschusses behandelt werden.
Schon die geplanten Beratungen sollten unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Nur die Petenten waren als Zuhörer zugelassen. Jetzt wird über die Petition und auch die Grundstücksvergabe in Erbpacht, in einer Sondersitzung entschieden, wohl auch ohne die Öffentlichkeit herzustellen.
Die Gerüchteküche brodelt heftig. Die Natur- und Heimatschützer scheinen den Kampf um das alte Traditionsanwesen im Valepper Tal noch lange nicht verloren zu geben. Lobbyarbeit ist angesagt.
Ursprünglicher Artikel mit der Überschrift: “Forsthaus Valepp: Entscheidung kurzfristig verschoben“ 06. Juli 2022 – 16:20 Uhr
Auf Nachfrage bei der Pressestelle des Landtags in München haben wir heute Mittag die Nachricht erhalten, dass die ursprünglich geplante Beratung und Abstimmung, über die vom Verein zum Schutz der Bergwelt e.V. eingebrachte Petition verschoben wurde. In der Mail heißt es: “Die Petition steht heute nicht auf der Tagesordnung. Jetziger Stand ist, dass die Grundstücksangelegenheit „Forsthaus Valepp“ und die Petitionsangelegenheit „Forsthaus Valepp“ im Rahmen der 143./144. Haushaltsausschuss-Sitzung am 13./14.07.2022 behandelt werden sollen.” Wir halten euch informiert.
Ursprünglicher Artikel mit der Überschrift: „Schicksalstag für das Forsthaus Valepp“
Seit 2014 sind die Türen des Berggasthofes im hinteren Tal der Valepp für Besucher geschlossen. Alle Versuche von Seiten der Bayerischen Staatsforsten aus Schliersee, die den denkmalgeschützten Gebäudekomplex betreuen, den Gastronomiebetrieb wieder zu beleben, scheiterten. Viele Wanderer und Radfahrer bedauern die Schließung des so beliebten und traditionsreichen Ausflugslokals im Wandergebiet zwischen dem Schinder und der Rotwand zutiefst.
Auf Erbpacht-Zuschlag folgt starker Gegenwind
Im Jahr 2020 entschlossen sich die Forstbetriebe nicht weiter nach einem neuen Pächter für die Gastronomie des Forsthauses zu suchen, sondern die Immobilie in einem Wettbewerb auf 99 Jahre in Erbpacht zu vergeben. In einem langwierigen Bieterverfahren setzten sich der Tegernseer Gastronom Johannes Rabl und Manuel Neuer vom FC Bayern mit ihrem „Berggasthof-Konzept“ durch. Als diese Entscheidung im Dezember nach einer Sitzung im Schlierseer Bauausschuss 2021 publik wurde, rückte das Forsthaus in der Valepp endgültig aus dem langjährigen Dornröschenschlaf in den bundesweiten Fokus.
Berg- Natur- und Denkmalschützer machten gemeinsam mobil gegen die Pläne des berühmten Investorengespanns. Eine Petition gegen die Vergabe der 99-jährigen Erbpacht wurde im Landtag eingebracht. Eingereicht hat die Petition der Verein zum Schutz der Bergwelt e.V., der auch als Kläger bei der vor zwei Wochen entschiedenen Klage gegen die Gastro- und Eventpläne des Alm-Titan und Beton-Barons Franz Josef Haslberger in der Wiesseer Bergwelt auftrat.
Naturschützer wollen kommerzielle Nutzung des Forsthauses stoppen
Unterstützt wird die Petition vom Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e.V. . Auch die heimische Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) unterstützt die Intervention gegen die Pläne vor dem bayerischen Haushaltsausschuss.
Zudem zeigte nun auch die Stiftung Kulturerbe Bayern deutliches Interesse an dem Gebäudeensemble. Bei einem Ortstermin im tiefen Tal, zu dem Landtagspräsidentin Ilse Aigner eingeladen hatte, besichtigten Vertreter der Stiftung gemeinsam mit Rabl, Neuer und Aigner sowie vielen Journalisten das inzwischen sehr baufällige Gebäude vor einigen Wochen.
Wenn der Haushaltsausschuss heute über die Petition entscheiden wird, werden einige der Protagonisten jedoch nicht in München dabei sein können. Lorenz Sanktjohanser vom Verein zum Schutz der Bergwelt ist ebenso wie Neuer noch im Urlaub. Der Bayern Spieler weilt, wie man seinen Posts bei Instagram entnehmen kann, momentan in den Staaten. Dabei scheint der Keeper bei bester Laune zu sein. In New York tritt Neuer, für ihn eher ungewöhnlich, Ende Juni wie ein „Dressman“ auf. Wenige Tage später sieht man ihn wieder gewohnt bodenständig auf einem Rad. Darunter schreibt er „Tour de Florida … “. Wo sich Sanktjohanser entspannt ist uns leider nicht bekannt.
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Es wird also spannend. Doch selbst wenn die Petition abgelehnt werden sollte, heißt das noch nicht, dass die Investoren freie Bahn in der Valepp haben. Denn schon in der darauffolgenden Woche steht das Forsthaus wieder auf dem Sitzungsplan des Haushaltsauschusses. Dann entscheiden die Mitglieder über die tatsächliche Vergabe des Erbbaurechtes – diesmal aus Sicht der Staatsregierung Bayern – in nicht-öffentlicher Sitzung. Bisher war man davon ausgegangen, dass beide Entscheidungen in einer Sitzung fallen würden. Was die angesetzte zeitliche Trennung der Abstimmungen für einen Hintergrund hat, ist bisher nicht bekannt.
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