Sie kamen, sie blieben … und jetzt?

Rund um das Thema Asyl häufen sich derzeit die Fragen. Keiner weiß so recht, wie lange die Traglufthalle in Holzkirchen noch bestehen bleibt und was mit den anerkannten Asylbewerbern passiert. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick.

Was passiert mit der Traglufthalle am Moarhölzl und wo wohnen anerkannte Asylbewerber?
Was passiert mit der Traglufthalle am Moarhölzl und wo wohnen anerkannte Asylbewerber?

Wie viele Asylbewerber sind derzeit in der Traglufthalle am Moarhölzl?

In der Traglufthalle Holzkirchen sind momentan 162 Asylbewerber untergebracht. Laut Belegungsplan könnten dort 320 Menschen wohnen.

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Wie viele anerkannte Asylbewerber gibt es im Landkreis?

Derzeit sind es 92 anerkannte Asylbewerber im gesamten Landkreis, davon wohnen sieben in der Holzkirchner Traglufthalle. Diese anerkannten Asylbewerber, die weiterhin in der Traglufthalle untergebracht sind, werden „Fehlbeleger“ genannt, da sie eigentlich bereits woanders leben könnten.

Wie viele anerkannte Asylbewerber sind bereits in Wohnungen untergebracht?

Nach dem Auszug aus einer Unterkunft werden die anerkannten Asylbewerber nicht mehr vom Landratsamt Miesbach erfasst, sie fallen damit aus deren Zuständigkeit. Die jeweilige Gemeinde hat dann den Überblick, doch wie Holzkirchens Bürgermeister Olaf von Löwis erklärt, ist das auch nicht immer so einfach:

Es wohnen immer mehr Asylbewerber in einzelnen Wohnungen, allerdings habe ich die genauen Zahlen nicht auswendig im Kopf. Es ist schwierig, da den Überblick zu behalten, da anerkannte Asylbewerber sich nicht abmelden müssen und einfach ausziehen können.

Oft suchen sich diese dann selbstständig eine Wohnung, meist ziehen sie sogar ganz aus der Region weg. „Viele wollen dann in die Nähe ihrer Familie. Ein Asylbewerber zum Beispiel ist jetzt ganz weit in den deutschen Norden gezogen, da dort seine Angehörigen sind.“

Wer ist für die Wohnungssuche der anerkannten Asylbewerber zuständig?

Grundsätzlich sind die anerkannten Asylbewerber wie jeder andere auch selbst für die Wohnungssuche verantwortlich. Pressesprecher des Landratsamts Miesbach Birger Nemitz erklärt: „Als anerkannte Asylbewerber genießen diese Menschen auch Freizügigkeit – die Aufenthaltsbeschränkungen des Asylbewerberleistungsgesetztes gelten nicht mehr.“

Neue Unabhängigkeit für Flüchtlinge

Bedeutet im Klartext: Sie können jederzeit woanders hinziehen. Erfahrungsgemäß zieht es die Asylbewerber in die Großstädte, da es für sie dort leichter ist, eine Arbeitsstelle zu finden. Sollte ein anerkannter Asylbewerber allerdings selbstständig keine Wohnung finden, ist die jeweilige Gemeinde wieder zuständig: „Die Kommune muss dann eine Unterbringungsmöglichkeit schaffen.“

In welchen Wohnungen werden anerkannte Asylbewerber dann untergebracht?

Das Landratsamt Miesbach muss weitere Wohnungen beschaffen, zuständig sind aber vor allem die einzelnen Gemeinden. In Holzkirchen ist man bereits seit längerer Zeit mit vielen Privatpersonen in Gesprächen, erzählt Löwis:

Wir sind dabei, alle möglichen Grundstücke zu prüfen und stehen in Kontakt mit mehreren privaten Besitzern. Allerdings ist uns wichtig, nicht nur bezahlbaren Raum für anerkannte Flüchtlinge zu schaffen, sondern für alle Holzkirchner. Das eine geht mit dem anderen einher.

So gibt es unter anderem im Föchinger Bereich eine Möglichkeit, jedoch laufen laut Löwis hier noch die Gespräche. „Wir sind jedenfalls mit Volldampf auf der Suche nach Möglichkeiten.“

Im April 2016 kamen die ersten Asylbewerber in der Traglufthalle in Holzkirchen an - nach nur einem Jahr soll die Unterkunft aber wieder aufgelöst werden.
Im April 2016 kamen die ersten Asylbewerber in der Traglufthalle in Holzkirchen an – nach nur einem Jahr soll die Unterkunft aber wieder aufgelöst werden.

Wie lange sollen die beiden Traglufthallen in Holzkirchen und Rottach-Egern noch bestehen?

Der Mietvertrag zwischen dem Freistaat Bayern und der Berliner Firma ‘paranet’ gilt jeweils für ein Jahr. Das bedeutet: Im Februar 2017 läuft der Vertrag in Rottach aus, im April 2017 der in Holzkirchen.

Traglufthallen werden nach nur einem Jahr abgebaut

Es gibt zwar die Option auf eine Verlängerung, jedoch hat die Regierung von Oberbayern dem Landratsamt Miesbach bereits signalisiert, dass die Verträge der Traglufthallen nicht verlängert werden – außer die Flüchtlingszahlen steigen plötzlich wieder rasant an.

Wenn die Traglufthallen abgebaut werden, wo kommen dann die derzeit insgesamt 292 Asylbewerber hin?

„Das ist die nächste große Frage“, bringt es Löwis auf den Punkt. Die Unterbringung von Asylbewerbern und anerkannten Asylbewerbern seien zwei vollkommen unterschiedliche Paar Schuhe und beide Themen würde die Marktgemeinde separat angehen.

Für die Zeit nach dem Abbau der Traglufthalle werden derzeit ebenfalls einige Möglichkeiten geprüft. In Holzkirchen sei laut Löwis ein Kirchengrundstück im Gewerbe-Gebiet Ost eine Option. „Allerdings ist die Fläche zu klein, die müsste man dann mit dem privaten Nachbargrundstück erweitern.“

Wie schnell laufen derzeit die Anerkennungsverfahren und wie hoch ist die Quote?

Zuständig ist das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, kurz: BAMF. Das hat angekündigt, dass bis Ende August alle Asylbewerber in Deutschland einen Antrag auf Asyl gestellt haben sollen und bis zum Ende des Jahres alle Altfälle abgearbeitet sein werden. Nemitz vom Landratsamt Miesbach ist noch skeptisch:

Allerdings warten manche Asylsuchende schon seit Jahren auf das Ende ihres Verfahrens.

Die Anerkennungsquote liegt derzeit bei rund 70 Prozent. Die restlichen 30 Prozent sollten zurück in ihr Heimatland. Bezieht man das auf die derzeit 292 Asylbewerber in den Traglufthallen in Holzkirchen und Rottach würden zirka 204 Asylbewerber anerkannt.

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