Ein Kommentar von Nina Häußinger und Maxi Hartberger:
Inmitten von grünen Wiesen und Kuhglocken, direkt unter dem Kirchturm der Gemeinde Bad Wiessee gelegen, findet man jetzt alles, was das Youngster-Herz begehrt. Am Tegernsee vereinen sich im neuen Hotel von Korbinian Kohler alpenländischer Kuhglocken-Charme mit Boom-Boom-Thai-Style wie an keinem anderen Ort dieser Welt. Und damit hat das Bullshit-Bingo erst begonnen.
Denn die Pressemitteilung zur Wiedereröffnung liest sich ungewollt komisch. Es erinnert ein wenig daran, wie ein Mit-Fünfziger-Papa cool sein und mit der Jugend mithalten will. Eine „hippe Base für Freigeister“ soll’s werden. Ein „Crazy Place“ am Tegernsee für alle Junggebliebenen.
Sieht man mal von dem Fremdschäm-Moment ab, den man beim Lesen der neuen Hotel-Beschreibung unweigerlich verspürt, kann man durchaus zugeben: Die Optik stimmt. Wo früher einmal altes, dunkles Holz war, strahlt die neue Hotel-Fassade in hellem, modernem Stil. Auch lässt sich positiv argumentieren, dass hier in Bad Wiessee tatsächlich etwas Neues entsteht. Etwas, das es am Tegernsee so noch nicht gibt.
Tegernseer Gastro-Bullshit-Bingo
Korbinian Kohler (Double K) hat schließlich schon viel gesehen in seinem Leben: New York, London, Tegernsee und Pattaya. Der Mittfünfziger war die letzten Jahre umtriebig und hat in seinem Bussi Baby nun seine liebsten Ideen umgesetzt. Motto: je schlüpfriger, desto besser. Und da wären wir dann auch schon wieder beim Fremdschäm-Moment.
Der Schriftzug „Boom, Boom” soll künftig in großer Leuchtschrift quer über dem Hotel im Wiesseer Ortskern prangern. Lesen bald im Kurort eines oberbayerischen Dorfes alle – und für thailändische Bürger zumindest umgangssprachlich sehr verständlich – „Geschlechtsverkehr“ an einer Hotel-Fassade? Ist es das, was der Kurort mit Jodbad verkörpern will? Ein „Boom, Boom, Bussi Baby-Hotel“? Dann kann man Bad Wiessee nur gratulieren.
Double K hat es geschafft, aus dem ehemaligen – und zugegeben mehr als angestaubten – Kirchenwirt ein „In-Hotel für seine feierfreudige Klientel“ Ü16 zu schaffen. Kostenpunkt? Schlappe 235 Euro die Nacht – das Drei-Sterne-Hotel ist ja schließlich für junge Leute gedacht. Vielleicht gibt’s neben den Body Painting Workshops und den Karaoke-Nächten demnächst ja sogar eine Pingpong-Show – wäre jedenfalls konsequent.
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