Scharf bei Tegernseer Schlammbesichtigung

von Nicole Kleim

Eine einfache Ausbaggerung des Schlamms in der Schwaighofbucht wird immer unwahrscheinlicher. Alternativen kosten. Deshalb kommt jetzt die Umweltministerin an den Tegernsee.

Das Problem der zunehmenden Verlandung der Schwaighofbucht will die Stadt Tegernsee nun endlich klären.

Weder Freistaat noch Wasserwirtschaftssamt hatten sich bisher für die Entschlammung der Schwaighofbucht verantwortlich gefühlt. Wie berichtet, soll nun ein von der Stadt Tegernsee in Auftrag gegebenes Gutachten klären, wer für welche Maßnahmen zuständig ist.

Ein zusätzliches Bodengutachten soll klären, wie die zunehmende Verlandung in den Griff zu bekommen ist. Denn erst wenn die Beschaffenheit des Faulschlamms feststehe, könne über die weitere Vorgehensweise in der Schwaighofbucht entschieden werden, heißt es seitens der Stadt.

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Ausbaggerung überhaupt möglich?

Doch schon jetzt sei klar, dass eine einfache Ausbaggerung der 60.000 Kubikmeter Schlamm-Massen mit anschließender Versenkung im See immer unwahrscheinlicher werde, sagt Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn. Zumal Bereiche des Fischereischutzes und Abfallrechts dabei eine zusätzliche Rolle spielen würden.

Unklar sei außerdem, wo die Ablagerung überhaupt getrocknet werden können. Ob eine Wiederverwertung überhaupt möglich sei, oder ob der Schlamm als Sondermüll entsorgt werden könne, sei ebenfalls noch unklar. Eine neue EU-Wasserrechtsrahmenrichtlinie besage, dass die Qualität des Seewassers durch die Entnahme nicht verschlechtert werden dürfe. Dies könne aber der Fall sein, wenn der Schlamm entnommen wird. Um dies zu klären, wurde von der Stadt zusätzlich ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben.

Umweltministerin kommt am 14. September

Da sich der See im Eigentum des Freistaats Bayern befindet und die Finanzierung zudem nicht geklärt ist, hat die Stadt Tegernsee nun Umweltministerin Ulrike Scharf zu einem Ortstermin eingeladen. Am 14. September soll sie den Schlamm begutachten und die Sachlage klären.

Auch Vertreter des Rudervereins Tegernsee, des Vereins „Rettet den Tegernsee“, des Wasserwirtschaftsamtes, der Gemeinde Rottach-Egern, der Bundestagsabgeordnete Alexander Radwans sowie Mitglieder der Fischereifachbehörde werden an dem Treffen teilnehmen.

Der Schlamm – Dünger oder Sondermüll?

Der Verein „Rettet den Tegernsee“ geht davon aus, dass eigentlich nur organische Sedimente in dem Schlamm sein dürften. Denn im Einzugsbereich der Rottach gebe es weder Schwerindustrie, noch Metall- oder Chemie- oder lederverarbeitende Betriebe. Wäre das der Fall, so ließe sich der entnommene Schlamm verarbeiten und auch als Dünger wiederverwenden.

Betont wurde immer wieder, dass das Problem mitnichten nur der muffige Geruch sei. Da die geringe Wassertiefe immer mehr Wasservögel anlockt, weil sie dort leichter Nahrung finden, verunreinigen sie mit ihren Ausscheidungen das Wasser. Eine Gesundheitsgefahr für Badegäste. Die Fischerei-Experten dagegen sehen in dem Schlamm ideale Bedingungen für die Fischbrut.

Weil die Schwaighofbucht ein Badeplatz ist, hatten Bürger schon früher immer wieder gefordert, die Stadt möge den Schlamm beseitigen. Das Thema will die Stadt Tegernsee nun endlich geklärt wissen. Hagns Sorge bleibt die Finanzierung.

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