Und bist Du nicht willig …

Jeder hat sich das schon vorgestellt: Was macht man, wenn man mehrere Millionen gewönne? Schulden abbezahlen, Haus kaufen, schnelles Auto, die lange Reise. Vor allem aber nicht so werden wie die Geissens, sinnlos das Geld verprassen und nicht merken, dass man zu einer Witzfigur verkommt.

Was das mit dem Freisinger Unternehmer Franz Josef Haslberger und seinen umstrittenen Immobilienkäufen in Bad Wiessee zu tun hat? Mehr als man auf den ersten Blick denken würde.

Die Wiesseer Söllbachklause gehört Franz Josef Haslberger und bleibt bis auf weiteres geschlossen.
Die Wiesseer Söllbachklause gehört Franz Josef Haslberger und bleibt bis auf weiteres geschlossen.

Ein Kommentar vom Wiesseer Schriftsteller Martin Calsow:
Franz Josef Haslberger hat viele Millionen mit ehrlicher Arbeit erworben. Der Baustoffhändler wollte sie anlegen. Mitten im Landschaftsschutzgebiet, oberhalb der an gastronomischen Attraktionen nicht gerade reichen Gemeinde Bad Wiessee, wollte er eine alte Idee eines großen Hofs wieder aufleben lassen. Es gab viele Argumente dafür. Zum Schluss, nach vielen Runden im Gemeinderat und einem runden Tisch im Landratsamt, wurde das Projekt abgelehnt.

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So etwas passiert. Ärgerlich für jemanden, der eine große Idee hatte, sich intensiv engagiert hat. Was tun? Soll er weiter für sich und sein Projekt werben, sich Diskussionen stellen, erklären und sicher auch streiten? Franz Haslberger entscheidet sich nicht für diesen Weg. Er schweigt und schmollt. Wie einst Frau Schörghuber mit dem Gut Kaltenbrunn schließt er seine Immobilien – Ausflugslokale für Touristen und Einheimische – zu und nimmt übel.

Misstrauen und Verschwörungstheorien

Vielleicht ist Haslberger Transparenz und Diskurs nicht gewohnt; vielleicht kennt er aus seinem unternehmerischen Handeln nur das martialische Durchsetzen der eigenen Ziele um jeden Preis. Er kauft weiter Immobilien und Wald um den Ort herum. Verschwörungstheorien machen die Runde, manche glauben an Erpressung, wenige an ehrbare Absichten. Jeder Zukauf wird von nun an misstrauisch beäugt.

Gehört Franz Haslberger zu einer sozialen Gruppe, die in den letzten Jahrzehnten überall auf der Welt auffällig werden? Menschen, die zu viel Geld gekommen sind, suchen schöne, exklusive Plätze – die Touristiker würden von Premium-Destinationen sprechen – und wollen dort ihre persönliche Vorstellung von Wohnen und Leben mit aller Macht durchsetzen.

Es sind jene, die trotz Verbot mit Hubschraubern ins Tal fliegen, jene, die sich den örtlichen Bauvorschriften widersetzen, jene, die Wohnraum kaufen und leer stehen lassen. Es gab eine Zeit, da traf man diese Menschen beim Bäcker oder Metzger, sprach sie an, konnte ihnen Fragen stellen. Sie waren Teil der Gemeinde. Das ist vorbei. Für diese Menschen ist das Leben im Tal nur temporär, nur eine weitere Station zwischen den großen Städten und anderen Urlaubsorten.

Ringen um Kompromisse

Franz Haslberger lebt aber schon lange im Tal. Er täte gut daran, sich daran zu erinnern, dass nur jene, die ihren Reichtum auch im Sinne der Gemeinschaft etablieren, im Gedächtnis der Menschen bleiben. Unseren Vertretern in der Gemeinde wie auch im Landkreis fällt die sicher nicht immer einfache Aufgabe zu, mit Menschen wie Haslberger im Gespräch zu bleiben. Und wir sollten zudem froh sein, wenn sich private Investoren finden, die bereit sind, in die Zukunft des Tals zu investieren.

Ein Nein lässt sich leicht sagen, für Ideen und Kompromisse zu kämpfen, ist da schon schwerer. Das gilt vor allem bei der Klumpung an Gscheidhaferln im Tal. Leerstehende Gastwirtschaften helfen keinem. Im Gegenteil. Es wird auf nahezu obszöne Weise Geld „verbrannt“. Und das hat dann schon wieder etwas von den Geissens.

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