„Verstehen das Tal als eine große Gemeinde“

Es ist so üblich, dass die einzelnen Tal-Gemeinden bei vielen Themen ihr eigenes Süppchen kochen. Jüngstes Beispiel: Das Radkonzept. Jede Kommune arbeitet an seinem eigenen Projekt – anstatt sich zusammenzuschließen. Das wollen die Grünen nun ändern und stellen klare Forderungen.

v.li.: Christian Weber, Laura Wagner, Karl Schönbauer Marcus Staudacher und Thomas Tomaschek.

Von einem „historischen Ereignis“ war heute Vormittag im Gasthof zur Post in Bad Wiessee die Rede. Der Anlass: Die Grünen-Vertreter der Tal-Gemeinden Thomas Tomaschek (Rottach), Marcus Staudacher (Tegernsee), Karl Schönbauer (Wiessee), Laura Wagner (Gmund) und Christian Weber (Kreuth) trafen sich, um über ihr neuestes Vorhaben zu informieren.

Der Grünen Ortsverband Tegernsee Tal hat vergangene Woche einen Antrag gestellt. Das erklärte Ziel: ein talweit abgestimmtes Radverkehrskonzept. Heißt, in allen fünf Kommunen wurde ein identischer Antrag der jeweiligen Grünen-Fraktion gestellt. Laut den anwesenden Vertretern habe es so etwas noch nicht gegeben.

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In der Begründung für den Antrag heißt es: „Der Radverkehr im Tegernseer Tal nimmt jedes Jahr bedeutend zu. Seit Jahren wächst auch stetig der Individualverkehr. Vermehrte Konflikte zwischen Radfahrern, Autofahrern und Fußgängern sind die Folge.“ Einige Gemeinden hätten daher zu Recht erkannt, dass der Radverkehr neu strukturiert werden muss. Bisher haben sich deshalb die Gemeinden Bad Wiessee, Gmund und Rottach-Egern für das Prädikat „fahrradfreundliche Kommune“ beworben. Die Gemeinde Kreuth hingegen will das gesamte Thema angehen und lässt ein ganzheitliches Verkehrskonzept erarbeiten (wir berichteten).

Gmund ist Vorreiter – die anderen ziehen nach

Gmund ist bereits weiter als die anderen und hat das Siegel schon vor über einem Jahr erhalten. In Wiessee folgten zumindest schon eine Erstbefahrung und ein Radschutzstreifen durch die Ortsmitte, der allerdings vor allem für Kritik sorgte. Währenddessen hat die Stadt Tegernsee bisher zwar beschlossen, sich dem Vorhaben anzuschließen, passiert ist laut Stadtrat Staudacher seither aber nicht viel.

Heißt konkret: Jede Gemeinde verfolgt eigentlich dasselbe Ziel, ist aber unterschiedlich weit fortgeschritten und lässt sich unabhängig von den anderen Kommunen von dem Münchner Planungsbüro Kaulen beraten.

Die Grünen fordern deshalb: „Diese Aktivitäten der einzelnen Kommunen sollten in einem talweiten Konzept gebündelt und verknüpft werden, um ein optimales Ergebnis zu erzielen und Synergien zu schaffen.“ Die gemeindlichen Radwegenetze sollen an den Gemeindegrenzen ineinander übergehen, sich sinnvoll ergänzen und sind als Einheit zu betrachten.

Ein Tal, ein Ziel, ein Radkonzept?

Weiter heißt es in dem Antrag: „Das Konzept sollte talweit von EINEM Planungsbüro erstellt werden. Es besteht dadurch die Möglichkeit, dass unter anderem auch finanzielle Synergien durch ein gesamthaftes sowie einheitliches Konzept herausgearbeitet werden.“ Laut Tomaschek wurde beispielsweise in Gmund und Wiessee der Verkehrsfluss gemessen, „das müsste in Rottach ja dann nicht mehr gemacht werden.“ Damit würden sich die Gemeinden Geld sparen. Alleine Wiessee lässt sich das Radverkehrskonzept 37.000 Euro kosten. Tomaschek betonte daher:

Gerade das Thema Radfahren hört ja nicht an der Gemeindegrenze auf. Wir begreifen das Tegernseer Tal als eine große Gemeinde und in Bezug auf das Radfahren gibt es hier ein Riesenpotenzial zur Verbesserung.

Denn Probleme gebe es genug. Oftmals hätten Radfahrer gar keinen Platz, um auf der Straße zu fahren und müssen auf Gehwege ausweichen. Hier sei das Thema Sicherheit natürlich ausschlaggebend. „Im Straßenverkehr bin ich als Radfahrer nur ein Hindernis“, machte Tomaschek deutlich. Auch Querungshilfen, E-Bike-Ladestationen und eine Drosselung auf 30 km/h kamen zur Sprache.

Zudem sei die Beschilderung im Tal unzureichend. „Touristen und Ausflügler kennen keine Schleichwege wie die Einheimischen.“ Die Radwege müssen daher verständlich ausgewiesen werden. Das Ziel sei es laut Tomaschek, in rund zwei Jahren schon erste, konkrete Ergebnisse vorzuweisen. Aber eben mit einem talweiten Konzept. Darüber müssen nun die einzelnen Gemeinden in ihren kommenden Sitzungen im September/Oktober diskutieren.

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