Wiesn-Grippe, Syphilis und kaum Covid: Was der Herbst bringt

von Redaktion

Die Kleinen schleppen Viren und Bakterienfreunde aus der Schule heim, und das Oktoberfest sorgt für den Rest. Was tun? Hilfreiche Worte von Dr. Thomas Straßmüller:

Doktor Straßmüller in seiner Praxis. Foto: Redaktion

Wiesnzeit ist Grippezeit? Was erwarten sie in den nächsten Wochen? Spielt Covid eine Rolle?

Wir haben bereits in den letzten Wochen einen Anstieg der Erkrankungszahlen verzeichnet, der dann etwas rückläufig war. Saisonal bedingt erwarten wir in den nächsten Wochen wieder mehr Atemwegsinfekte, und sicher auch mehr Covid-19. Schwere, gefährliche Covid-Verläufe habe ich in letzter Zeit nicht mehr gesehen.

Ja, und auch um diese Frage kommen wir nicht herum: Ist die Wiesnzeit nach Ihrer Beobachtung auch eine Hoch-Zeit für sexuell übertragbare Krankheiten? 

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Dazu gibt es belastbare Zahlen, und in der Vergangenheit auch entsprechende Aufklärungskampagnen. HIV hat ja in den letzten Jahren durch verbesserte Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten vermeintlich seinen Schrecken verloren. Wohl eine der Ursachen, warum in den letzten zehn Jahren ein massiver Anstieg der Zahlen bei anderen Erkrankungen wie Chlamydien, Gonorrhoe, Hepatitis B, oder Syphilis zu verzeichnen ist. Für die Covid-Generation sei gesagt: FFP-2-Masken schützen hier nicht, Kondome schützen!

Nun zur Impffrage, ja, kein leichtes Thema: Wann ist Ihrer Meinung nach der beste Zeitpunkt für eine Boosterimpfung?

Der an XBB 1-Varianten angepasste Impfstoff ist diese Woche in den Praxen eingetroffen. Personen, für die eine Impfempfehlung zutrifft, und die in den letzten 12 Monaten weder eine Covid-Infektion, noch eine Covid-Impfung hatten, können sich damit ab jetzt boostern lassen. Das gilt hauptsächlich für Personen über 60 und Menschen mit Vorerkrankungen. Genaueres hierzu ist nachzulesen auf der Homepage des Robert-Koch-Intitutes. Lassen Sie sich hierzu von ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt beraten. 

Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Grippeimpfung in diesem Jahr?

Idealerweise ca. vier Wochen vor dem Höhepunkt der Grippewelle. Dieser ist in der Regel erst nach dem Jahreswechsel. Da die Grippewelle aber im letzten Jahr ungewöhnlich früh eintraf und es in der Vergangenheit immer wieder zu Engpässen beim Grippeimpfstoff kam, ist mein Rat:

Wer sich für eine Grippeimpfung entscheidet, sollte dies in den nächsten Wochen tun. Sie ist auch parallel zur Corona-Boosterimpfung möglich. 

Kinderimpfungen – welche Impfungen empfehlen Sie zum jetzigen Zeitpunkt?

Wenn es bei Ihrer Frage um Coronaimpfungen geht: Hier gibt es nur Empfehlung für Kinder mit bestimmten Erkrankungen. Wenn es um andere Impfungen geht: Hier gibt es ein empfohlenes Impfschema, das sich vor allem nach dem Alter der Kinder richtet. Fragen Sie hierzu Ihre Kinderärztin oder Ihren Kinderarzt. Auch Hausärztinnen und Hausärzte sind hier kompetente Ansprechpartner.

Noch einmal ein Rückblick auf die Pandemie: Uns ist aufgefallen, dass die Covid-Pandemie aus dem Bewusstsein der Entscheidungsträger verschwunden ist. Fragt man in der Verwaltung, bei der Polizei und selbst bei uns Medien nach, ob es eine Aufarbeitung der Zeit gab und geben wird, ist da schnell nur ein Schulterzucken. Das ist doch angesichts des Ausmaßes der Erkrankungen, aber auch der ergriffenen Maßnahmen (Lockdown, Schulschließungen etc.) seltsam. Sind wir zukünftig einer ähnlichen Situation gewappnet? 

Der Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine war etwa zeitgleich mit dem Scheitelpunkt der Omikronwelle, die Pandemie verlor damit ihren Schrecken. Neue Themen rückten ins Zentrum und es fand kaum eine Aufarbeitung der Pandemie statt, was ich persönlich schade finde. Wochen- und monatelang hatte man sich vorher allabendlich die Köpfe heißgeredet zu Fragen, auf die man jetzt wahrscheinlich eine Antwort wüsste. 

Auch ethische Fragestellungen wie: “In welchen Fällen dürfte ein Staat in die körperliche Unversehrtheit seiner Bürger eingreifen?” bleiben zumindest unscharf beantwortet. Diese fehlende Aufarbeitung stärkt uns nicht gerade für eventuelle folgende Pandemien. Allerdings glaube ich persönlich nicht, dass ich eine Pandemie dieses Ausmaßes noch einmal erleben werde. 

Was würden Sie heute rückblickend anders machen? Worauf sind Sie als Arzt und Mensch stolz? 

Rückblickend hätte ich mich z. B. früher und vehementer für die Öffnung von Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten starkgemacht.  Stolz bin ich auf den Zusammenhalt der Ärzteschaft im Landkreis Miesbach vor allem zu Beginn der Pandemie!

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