Befinden sich wieder Wölfe im Landkreis Miesbach? Erst Anfang Juni tauchte ein Video von einem vermeintlichen Jungwolf im Landkreis auf. Ein heiß diskutiertes Thema in der Region. Die einen begrüßen die Ansiedlung und Rückkehr der Wölfe, andere sehen Gefahren darin. Der letzte bestätigte Fall im Landkreis war ein Wolf auf Durchreise im April 2021 (wir berichteten).
Nachdem in den vergangenen Wochen drei tote Schafe sowie ein Skelett eines Rotwild-Kalbs aufgetaucht sind, meldet sich nun auch Wiessees Bürgermeister Robert Kühn zu Wort. Seit Beginn seiner Amtszeit habe das Thema “der Wolf und die Almwirtschaft” für Diskussionen gesorgt. Nach Gesprächen mit einem Ranger des Landkreises sowie der offiziellen Wolfsbeauftragten im Landkreis und der Lektüre eines Fachartikels über den Schweizer Biologen Marcel Züger ist sich Kühn sicher: Wölfe haben im Tal nichts verloren.
So erklärt der Bürgermeister: “Denn sollte sich der Wolf bei uns ansiedeln, werden wir uns von der traditionellen Almwirtschaft verabschieden müssen und damit eine wichtige Kulturlandschaft verlieren, die sich seit mehreren Hundert Jahren bei uns etabliert hat und die einen großen Anteil hat an der touristischen Attraktivität unserer Region” und fragt:
Wollen wir unser bisheriges Tourismus-Angebot erhalten oder wollen wir Platz machen für den Lebensraum des Wolfes?
In diesem Zusammenhang weist Kühn auf eine anstehende Veranstaltung in Miesbach hin – am 07.07 um 20.00 Uhr wird sich in der Oberlandhalle Miesbach eingehend mit dem Wolfsthema beschäftigt.
Etwas langsamer, bitte
Geht es um den Wolf, der sich angeblich gerade im Landkreis aufhält, müssen zuvor noch einige Fragen beantwortet werden. Allen voran: Ist das tatsächlich ein Wolf? Diese Frage wird vom Landesamt für Umwelt (LfU) folgendermaßen beantwortet. “Wird ein Verdacht auf Beteiligung eines großen Beutegreifers an die Fachstelle ‘Große Beutegreifer’ des Landesamtes für Umwelt gemeldet, nimmt das LfU Kontakt mit dem Nutztierhalter auf, um sich über genauere Angaben und wenn möglich Bildmaterial einen Eindruck von der Situation zu verschaffen”.
Liegen daraufhin Indizien auf eine Beteiligung eines Wolfes vor, so der Sprecher, werden die Hinweise dokumentiert und Spuren gesichert. Gibt es bereits einen begründeten Verdacht, werde der Tierkadaver von einem Tierarzt untersucht sowie eine genetische Untersuchung veranlasst. Ein Nachweis für einen Wolf ergibt sich laut dem Sprecher in der Regel aus genetischen Analysen. Etwa Speichel- oder Losungsproben – teils auch aus Bildmaterial.
Der Vorfall mit den drei toten Schafen im Landkreis sei dem Landesamt übrigens gemeldet worden. Aus der Pressestelle heißt es dazu:
Zum Zeitpunkt der Meldung lag der Todeszeitpunkt jedoch bereits so weit zurück, dass der Zustand der Kadaver eine Ermittlung der Ursache nicht mehr ermöglichte.
Ein Austausch mit dem Halter habe jedoch stattgefunden. Der vergangene Vorfall in Wiessee wurde dem LfU jedoch nicht gemeldet. Bei Rücksprache mit dem Miesbacher Landratsamt habe sich nur ergeben, dass der Fund eines Rotwild-Kalbes dort zwar gemeldet wurde, eine Ermittlung jedoch nicht mehr möglich war – der Todeszeitpunkt lag zu weit zurück.
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