Erschießen statt verscheuchen?

Am Tegernsee ging es 17 Graugänsen an den Kragen. War das die richtige Entscheidung nach so langen Überlegungen wie man mit den Tieren umgehen soll? Jetzt meldet sich die Tierschützerin Johanna Ecker-Schotte zu Wort.

Die Graugänse am Tegernsee / Archivbild

Eine Schar Graugänse sorgt bereits seit einigen Jahren für Unmut am Tegernsee. Die Tiere werden immer mehr – besonders ihre Hinterlassenschaften stören die Gemeinden rund um den See. Deswegen hat man nun gehandelt. Und 17 Graugänse erschossen – Vanessa Schallmoser, Sprecherin des Landratsamts Miesbach erklärte: “Die Gemeinden am Tegernsee haben einen Antrag zur Entnahme von Gänsen gestellt”.

Wir fragen bei Johanna Ecker-Schotte, der ersten Vorsitzenden des Tierschutzvereins Tegernseer Tal nach. Sie fragt sich, warum die Gänse jetzt, in der seit 15. Januar geltenden in der Schonzeit erschossen wurden, wenn die Problematik doch bereits mehrere Jahre bekannt ist. Weiters interessiert sich Ecker-Schotte dafür, ob alle Tiere sofort getötet wurden und keines der Tiere unnötig lange leiden musste. Wurde das dokumentiert, forscht die erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Tegernseer Tal nach.

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War das die richtige Entscheidung?

Nein, wenn auch die Population eventuell gewachsen ist und die Hinterlassenschaften für den Menschen ein Problem sind, meint Ecker-Schotte. Dadurch wächst nur noch mehr Unverständnis darüber, warum keine Vergrämungsmethoden eingesetzt wurden um die Gänsebestände zu reduzieren. Beispielsweise der Gelegeaustausch oder das Anstechen von Eiern. Für Genehmigungen wäre hier ihres Erachtens die Untere Naturschutzbehörde zuständig. Enttäuschend käme hinzu, dass der Antrag von den Gemeinden kam. Sie erklärt:

Eine Entnahme sollte die letzte Maßnahme sein, nicht die Erste.

Zum Abschluss findet die Tierschützerin klare Worte: “Wir stimmen Abschüssen natürlich nicht zu.” Das könne sie als Tierschützerin nicht verantworten, denn es ginge hier nicht, so sagt sie, um Vermeidung von weiterem Leid für ein Wildtier sondern um eine nicht überdachte Bestandsregulierung, denn die Brutzeit hat mit Sicherheit nicht nur bei Graugänsen bereits begonnen.

Ursprünglicher Artikel mit der Überschrift: „17 Graugänse am Tegernsee erschossen“

Seit einigen Jahren schon sprechen Gemeindevertreter rund um den Tegernsee von einer Gänseplage. Eine Schar Graugänse hat sich am See niedergelassen und vermehrt sich fröhlich weiter.

Schon in einer Wiesseer Bürgerversammlung im Dezember 2019 äußerten die Bürger ihren Unmut. “Die scheißen da die ganze Wiese voll”, meinte ein Wiesseer.

Am Wochenende scheint es nun einigen Gänsen an den Kragen gegangen zu sein. “Die Gemeinden am Tegernsee haben einen Antrag zur Entnahme von Gänsen gestellt”, bestätigt eine Sprecherin des Landratsamts Miesbach. Der Grund sei ein starker Anstieg der Population in den vergangenen Jahren.

17 Gänse am Tegernsee geschossen

Insgesamt 17 Gänse seien, wie es im Beamtendeutsch heißt, “entnommen” worden, andere sprechen von Abschießen. “Das Vorgehen wurde durch die Gemeinden um den Tegernsee angestoßen”, sagt die Sprecherin weiter. Es gebe einen Leitfaden der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, in dem verschiedene Maßnahmen zur Regulierung der Population empfohlen werden. Eine der Maßnahmen sei die Jagd auf Gänse. (Hier kann man das nochmal im Detail nachlesen.)

Die geschossenen Gänse werden nun von den Jägern verwertet. Ob das Federvieh in örtlichen Kochtöpfen der Restaurants landet, war nicht zu erfahren. Auch in Zukunft werden die Gänse am Tegernsee wohl nicht mehr sicher sein. “Da es sich bei den Gänsen um jagdbares Wild handelt, kann die Bejagung im Bereich Tegernsee weiterhin eine der relevanten Maßnahmen darstellen”, so die LRA-Sprecherin abschließend.

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