Das Geschäft mit den Bildern vom Leid

In den vergangenen Tagen hat nichts so sehr bewegt wie das Zugunglück in Bad Aibling. Viele Medien setzen bei der Berichterstattung bewusst auf Bilder vom Leid anderer Menschen. Die TS macht das nicht. Hier erklären wir, warum.

Bilder vom Unglück ja, aber nicht vom Leid anderer Menschen. / Foto: Thomas Gaulke
Bilder vom Unglück ja, aber nicht vom Leid anderer Menschen. /
Foto: Thomas Gaulke

Es gibt ein Video vom Innern des Zugwracks in Bad Aibling. Jemand hat gefilmt. Das ist in diesen Zeiten nicht ungewöhnlich. Statt die Hände zur Hilfe zu reichen, nutzt man sie zum Filmen. Websites leben davon, dieses Grauen von Stöhnen und Sterben dem gierigen Publikum zu zeigen.

Wir wussten von dem Video. Wir haben es nicht gebracht. Wir werden es auch nicht verlinken. „Es wurde lange in der Redaktion diskutiert, aber…“ ist der Einstieg in die lauwarme Entschuldigung vieler Redaktionen, die das Video im Fernsehen oder Web zeigten.

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Stöhnende und Sterbende sind kein Bild wert

Wir sitzen nicht auf dem moralischen Ross bei der Stimme. Aber auf eigenartige Weise kam niemand an diesem Tag bei uns auf die Idee, es zu zeigen. Vielleicht liegt es daran, dass so ziemlich alle bei uns die BOB zum Teil jeden Tag nutzen.

Vielleicht aber kennen wir unsere Grenzen. Die sind längst nicht immer fest gezurrt. Es gibt sehr wohl Grenzfälle. Das ist journalistischer Alltag. Aber das direkte Leid von Menschen zu zeigen, ist nicht mehr zu diskutieren.

Wir erklären das, um unsere Entscheidungen vor allem bei solchen Ereignissen transparent zu machen. Ja, wir hatten auch Bilder von Rettern. Das ist aus der Distanz, stört keinen und bildet für uns das Ereignis dennoch ab. Stöhnende und Sterbende gehören jedoch nicht dazu.

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