“Die meisten Menschen gehen nur von sich selbst aus, nehmen sich zu wichtig”

Ergänzung vom 19. Mai / 09:04 Uhr
Hans Ulrich Schachtner, der Kommunikationstrainer, der uns in der Erstausgabe unseres Magazins im Rahmen eines interessanten Interviews einen Einblick in das Thema “richtig kommunizieren” gegeben hat, legt heuer ein Tegernsee-Projekt auf.

Von Mai bis Dezember 2011 bietet er kostenfrei im Quirinal in der Tegernseer Seestraße 23 eine “dreigängige” Veranstaltungsreihe an. Zum ersten Mal findet das Programm heute Abend ab 18 Uhr statt. Und dann immer wieder an jedem dritten Donnerstag des Monats.

Um 18 Uhr geht es los mit dem Erlebnisvortrag “Innere Ruhe in ca. 3 Minuten”.
Um 19 Uhr findet der Vortrag “Besserer Umgang mit schwierigen Menschen” statt.
Und um 20.30 Uhr kann man sich die KabarettDVDVorführung “Wenn Dich der Partner schafft, dann ist es Partnerschaft!” anschauen.

Bei allen drei Veranstaltungen gilt freier Eintritt.

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Ursprünglicher Artikel vom 26. April:
In der Nähe von Ostin auf einem alten Bauernhof wohnt Hans-Ulrich Schachtner. Der Psychotherapeut beschäftigt sich seit 40 Jahren mit dem Thema „Kommunikation“.

In seinem Buch „Frech, aber unwiderstehlich! Der Magische Kommunikations-Stil“ behandelt er die Auswirkungen zwischenmenschlicher Kommunikation auf unser körperliches und emotionales Wohlbefinden. Rose-Marie Beyer von der Tegernseer Stimme hat sich mit Hans-Ulrich Schachtner über das Thema unterhalten:

Hans-Ulrich Schachtner im Gespräch

Herr Schachtner, ist über Kommunikation nicht schon genug geschrieben worden? Warum also noch ein Buch?
Weil ich mich gefragt habe, wie es kommt, dass trotz der Millionen von Büchern über Kommunikation und der unübersehbaren Flut von Ratgeberspalten so wenig Verbesserungen zu bemerken sind. Dass es so viele Singles gibt. So viele zerbrochene Ehen. Und dass das soziale Klima als kälter empfunden wird.

Sie schreiben von „magischer“ Kommunikation. Was ist das, und was ist das Ziel
davon?

Magische Kommunikation heißt, liebevoll zu agieren. So einfühlsam, dass es der andere gar nicht merkt. Ich gebe Ihnen dazu ein Beispiel: Neulich war ich mit meiner Partnerin in der S-Bahn unterwegs. Ein Mädchen probierte an ihrem Handy die Klingeltöne durch. Alle waren offenbar schon recht genervt. Ich ging hin und fragte sie freundlich, ob sie nicht irgendwas Entspannendes im Repertoire hätte, Schubert oder so. Sie musste lachen, merkte, dass hier was schiefläuft, und machte das Handy aus.

Mich nerven Klingeltöne in der Bahn einfach. Wie schaffen Sie es, in solchen
Situationen ruhig zu bleiben?

Da ist zuerst einmal die sogenannte Zoobrille: schmunzeln, statt aufregen. „Gottes Tiergarten ist groß.“ Werden Sie vorurteilsfreier, dann stört es nicht mehr so, wenn Affen sich kratzen oder Löwen stinken. Dann gibt es die „Verbündetenhaltung“: Im Grunde wollen wir doch all nur in Ruhe gelassen werden, Respekt bekommen, gemocht werden. Suchen Sie nach der Schnittstelle, den Gemeinsamkeiten und nicht nach der Trennlinie zu anderen Menschen. Das Dritte ist das magische Vorgehen: Egal, was mir der andere anbietet, ich kann das so lenken, dass es für uns beide vielleicht zum Besten ausgeht. Wenn wir es vernünftig angehen, hat jeder mehr davon.

Wie lernt man, „magisch“ zu kommunizieren?
Das wichtigste ist es, seine Grundhaltung zu ändern, hin zu einem positiveren Denken, zu einem liebevolleren Umgang. Dann kommen die Maßnahmen, die man Anwenden kann auch echt rüber. Welche Kniffe verwende ich für welches Ziel, wie gehe ich vor? Das kann man alles lernen.

Gibt es „den Kardinalsfehler“ in der Kommunikation?
Die meisten Menschen gehen nur von sich selbst aus, nehmen sich zu wichtig. Der andere interessiert sie überhaupt nicht.

Wie komme ich also mit richtig schwierigen Menschen zurecht?
Mit der „Verschwörertechnik“ könnte es klappen. Wenn sich jemand gern stur stellt oder häufig eine unsinnige Position einnimmt, zeigen Sie ihm, dass Sie auf seiner Seite sind. So gewinnen Sie sein Vertrauen am leichtesten.

Und mit nervigen Kindern?
Wenn ein Kind häufig die Gruppe stört, leidet es wahrscheinlich an zu wenig Aufmerksamkeit. Übertragen Sie gerade ihm zum Beispiel mehr Verantwortung als den anderen Kindern. So fühlt es sich geachtet und hat es nicht mehr nötig, sich ständig in den Mittelpunkt zu drängen.

Was macht Sie so sicher, dass gerade Ihr Kommunikationsstil angenommen und
umgesetzt wird?

Da bin ich mir gar nicht so sicher. Ich sehe auch, dass die Menschen die drei Werte, die dieser Kommunikationsstil einfordert, nicht immer hochhalten. Redlichkeit: „Ich sage die Wahrheit und stehe zu meinem Wort.“ Fairness: „Ich behandle andere so, wie ich auch selbst behandelt werden möchte.“ Rechtschaffenheit: „Ich trage die Bürde des Lebens auf meinen eigenen Schultern.“ Solange Menschen wie Dieter Bohlen, der die schwächere Position von anderen ausnutzt, in den Medien hoch gelobt werden, kann das nur schwer funktionieren.

Das klingt fast etwas frustriert. Haben Sie einen Wunsch für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass in unserer Gesellschaft etwas vorwärts geht, dass sich etwas bewegt. Das gesellschaftliche Klima sollte sich verbessern. Wir sollten uns wieder gemeinsam für gute Dinge einsetzen, um unsere Welt zu erhalten. Dann können wir zufrieden sein.

Kann man Sie auch live erleben, oder bleibt uns nur das Buch?
Live klingt etwas nach Star – so sehe ich mich nicht. Ich suche nach interessierten Leuten, die meine Ziele weitertragen. Ich halte zum Beispiel weltweit Vorträge, derzeit auf Koh Samui, Thailand und demnächst auch wieder am Tegernsee.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schachtner!

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