Golfplatz Piesenkam: Die unendliche Geschichte

Sepp Hartl meldet sich zurück auf „seinem“ Golfplatz in Piesenkam. Als neuer Berater kündigt der Altbürgermeister von Waakirchen wieder einmal große Veränderungen für den Platz an. Den meisten Bürgern würde es wahrscheinlich schon ausreichen, wenn der Golfplatzbetreiber einfach nur die Auflagen erfüllt. Gibt es Anlass zur Hoffnung?

Sepp Hartl, der neue Berater des Golfclubs in Piesenkam (oben links), die neuen Bürocontainer (oben rechts) und die straßentüchtigen Golfcarts (unten links)

Im kleinen Piesenkam, Teil der Gemeinde Waakirchen, wurde 2001 von Initiator und inzwischen Altbürgermeister Sepp Hartl (FWG) mit den Planungen für einen Golfplatz begonnen. Drei Jahre später holte Hartl Projektentwickler Karl-Heinz Krutz ins Boot und übergab dem Investor das Projekt. 2016 eröffnete der Golfplatz endlich. Viele Auflagen, wie eine Unterführung unter der MB6, die den Golfplatz durchschneidet, ein Hofladen, die Be- und Entwässerung oder das Clubhaus blieben bis heute unerledigt.

Jedes Jahr die gleiche Geschichte

Ebenso die medienwirksam angekündigten Aufmerksamkeiten für die Gemeinde, wie ein Kinderspielplatz, wurden bislang nicht realisiert. Die Folge: Immer wieder Ärger mit dem Landratsamt, der Gemeinde, den Golfspielern und nicht zuletzt den Bauern, deren 100 Hektar Grund Krutz seit 2004 pachtet. Jährlich berichtet die TS fast schon garantiert über die (Nicht-)Entwicklungen des Golfplatzes in Piesenkam. Einmal im Frühjahr und dann wieder im Herbst. Zusammengefasst haben alle Artikel jeweils einen ähnlichen Tenor.

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Am Anfang des Jahres schreiben wir über die aktuellen Pläne des in Rottach ansässigen Projekt-Entwicklers Karl-Heinz Krutz. Zudem auch über die Unternehmen, die er neu gegründet oder alternativ den Manager, den er engagiert hat, um diese in Piesenkam umzusetzen. Im Herbst erscheint dann der Artikel „des großen Scheiterns“ der Bemühungen des Projektentwicklers.

Auch in diesem Jahr bleibt Krutz seinen Gewohnheiten treu. Allerdings diesmal mit Sepp Hartl als neuen „Heilsbringer“ im Beraterstab seines Golfclubs. Hartl besteht auf seine Unabhängigkeit. Er sei kein Manager, sondern ein externer Berater. Ein Neuanfang etwa? Im März dieses Jahres outete sich jedenfalls Hartl bei den Kollegen der lokalen Presse. Natürlich hatte der gelernte Gärtner mit der Zusatzausbildung zum Golfplatz-Berater gleich alle Lösungen für die akuten Probleme in Piesenkam parat.

Oben drüber statt unten durch

Statt der seit Jahren vom Landratsamt geforderten Entschärfung bei der Querung der MB6 durch eine Unterführung, soll es in diesem Jahr mal eine Querungshilfe richten, berichtet Hartl den Kollegen. Breit genug für den Golfer und dessen Equipment, versteht sich. Das gepaart mit einem Tempolimit des Autoverkehrs soll dann die neue und deutlich günstigere Lösung werden. Hartl berichtete damals, dass die Planungen bereits auf Hochtouren laufen.

Hartls Nachfolger im Amt des Bürgermeisters Norbert Kerkel (FWG) reagiert wie in jedem Jahr auf die Nachfrage der TS gelassen. Ja, bestätigt Kerkel, er wisse, dass sein Vorgänger jetzt wieder in die Geschehnisse am Golfplatz in seiner Gemeinde involviert sei. Der Bürgermeister macht aber wie im Vorjahr deutlich:

Erst einmal muss der Betreiber liefern, vorher bereden wir hier gar nichts. Das gilt auch für das Engagement von Herrn Hartl.

Einen Vertrauensbonus für den kürzlich geehrten Altbürgermeister der Gemeinde gibt es sicherlich nicht, stellt Kerkel ebenso klar. Die neue Planung von Krutz, Hartl und dem neuen (und alten) Golfplatzarchitekten Huber für die oberirdische Querung an der MB6 werde nicht von der Gemeinde entschieden, informiert der Bürgermeister, das sei Sache des Landratsamtes.

Pläne bis Ende Mai nicht eingereicht

Dort nachgefragt, bestätigt uns eine Sprecherin zwar ein Treffen aller beteiligter Personen im Dezember 2021. Vor Ort sei die Möglichkeit der oberirdischen Lösung statt einer, wie bisher vom Bauamt geforderten Unterführung, diskutiert worden. Seither warte man aber vergeblich auf die Einreichung der entsprechenden Unterlagen (Stand 16. Mai 2022).

Vor zwei Wochen haben wir Hartl, der eigentlich schon längst Pensionär ist, auf dem Golfplatz getroffen. Der “rüstige Rentner” machte einen sehr engagierten Eindruck. Besonders als er über all die Fortschritte der letzten Monate berichtete:

Die Tiefenpumpe ist inzwischen installiert und läuft. Die Bewässerung kann jetzt per Computersteuerung erfolgen. Ein großer Schritt.

Ebenso informiert der gelernte Landschaftsgärtner stolz über die erfolgte Verlegung der 17. Bahn. Der Abschlag der Bahn, die parallel zur vielbefahrenen Kreisstraße verlaufe, sei durch den Umbau deutlich entschärft worden. Auf die Frage, warum denn seit Dezember 2021 der Bau der Querungshilfe nicht weiter vorangetrieben wurde, antwortet Hartl ausweichend. Das sei nicht seine Aufgabe, die Pläne zu erstellen und einzureichen, stellt der Berater klar und ergänzt noch:

Damit ist ein Architekt beauftragt. Ich weiß nicht, warum das bisher nicht geschehen ist.

Jedoch sei das nicht weiter schlimm, erläutert der Berater beschwichtigend, im Herbst sei es viel besser zu bauen als im Sommer.

Ansonsten sieht es am Golfplatz fast so aus wie im letzten Jahr, als sich Dominick Krauss damals bei der TS als neuer Manager des Piesenkamer Golfplatzes vorstellte. Das blaue Toilettenhaus steht noch, wie auch die Blumenrabatte mit den Fahnenstangen. Leider noch ohne Blumen. Darauf angesprochen lacht der Gärtner. Erstmal sei seine Priorität die Platzpflege, aber für ein paar Farbtupfer werde er schon noch sorgen.

Große Pläne, doch der Geschäftsführer bleibt ungesehen

Im Gespräch informiert Hartl über das, was alles in der nächsten Zeit auf der Anlage passieren soll. Von der staubfreien Piste zum Platz, über den Bio-Food Automaten, bis hin zu geselligen Grillabenden. In der Scheune, einem mitgepachteten ehemaligen Schafsstall, sollen in einem Container die neuen Büros entstehen. Hartl vermittelt, ähnlich wie seine angestellten Manager-Vorgänger, viel Enthusiasmus und Ernstahftigkeit. Wir werden im Herbst wiederkommen und uns überzeugen, was daraus geworden ist – quasi so wie in jedem Jahr.

Vielleicht kann uns Hartl dann auch endlich mit dem eigentlichen Chef der Golfanlage, dem Geschäftsführer des Golfplatzes bekanntmachen. Zwar ist Felix Krebs aus Quickborn seit über einem Jahr offiziell der Verantwortliche in Piesenkam, doch war er bisher weder telefonisch noch per Mail zu erreichen. Aber da geht es uns wie dem Altbürgermeister. Hartl hatte bisher auch noch nicht das Vergnügen seinen Auftraggeber persönlich kennenzulernen. Vielleicht klappt das ja im Oktober. Die Hoffnung stirbt wie immer zueltzt – im Herbst bekanntlich in Piesenkam.

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