Hoeneß will nicht der Reichste auf dem Friedhof sein

Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des FC Bayern, hat mit uns über Weihnachten, den FC Bayern und seine Spenden gesprochen.

Uli und seine Frau Susanne Hoeneß 2022 beim Seeadvent in Bad Wiessee. / Foto: REO

Schön, dass Sie sich Zeit genommen haben. Wie geht es Ihnen?

Gut.

Das ist schön. Wie verbringen Sie die Weihnachtstage?

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Ganz klassisch: Die Familie wird kommen, und wir werden in aller Ruhe zusammen sein und Weihnachten gemeinsam feiern. Sohn mit Schwiegertochter, Tochter mit Schwiegersohn und die Enkelkinder kommen, sowie man das halt klassisch kennt.

Gibt es auch eine Sause mit dem FC Bayern?

Nee, das ist dieses Jahr natürlich schwierig, weil wir ja bis zum 20. Dezember spielen, und die Spieler, wenn ich dann an die Südamerikaner und so denke, die wollen natürlich alle sehr schnell nach Hause. Oder unser Südkoreaner, Kim Min-jae, der hat im Sommer gar keinen Urlaub gehabt. Also, die werden den nächsten Flieger nehmen, um nach Hause zu kommen, und das ist ja auch richtig.

Jetzt läuft gerade die Serie “Gute Freunde: der Aufstieg des FC Bayern.” Können Sie sich damit identifizieren?

Ja, ich meine, man muss natürlich immer wissen, das hat natürlich ein Autor aus der Distanz gemacht; natürlich sieht man da nicht alle Parallelen, wie wenn man es selbst erlebt hat. Aber im Großen und Ganzen ist das eine gute Geschichte.

Sie spenden fleißig um die Weihnachtszeit, privat, und auch die FC Bayern Hilfe ist aktiv. Was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Ich war letzten Freitag in der Bayerischen Landesschule für Körperbehinderte. Da haben wir den Kindern Weihnachtgeschenke mitgebracht und auch einen Scheck über 25.000 Euro. Damit können sie sich Geräte, Computer usw. kaufen können. Das machen wir jedes Jahr. Wir waren über zwei Stunden mit den Kindern zusammen. In dem Fall nur Buben, wir haben Fußball gespielt, die haben Fragen gestellt. Das war köstlich. Da kommen mir fast die Tränen, wie sehr die Jungs mit fiebern. Die meisten im Bayern-Trikot. Das war ein unvergesslicher Nachmittag.

Und Sie spenden monatlich Bratwürste an die Tafel?

Wir spenden pro Monat an die Tafeln in München und Holzkirchen, die ja hier alle versorgt: Gmund; Miesbach; wir stiften im Monat zwischen drei und vier Tonnen. Das ganze Jahr über. Wir geben das ja nach Holzkirchen und von da wird es verteilt. Den größten Teil kriegt die Tafel in München. Alle zwölf Tage eineinhalb Tonnen.

Sie sind Ehrenpräsident beim FC Bayern und immer noch der mächtigste Mann beim FC Bayern, wie machen Sie das?

Das sagen die Leute so, ich hatte den Anspruch nie für mich. Ich bin ja nach wie vor im Aufsichtsrat des FC Bayern, der am Ende des Tages alle wichtigen Entscheidungen absegnen muss. Durch die Neuordnung im Verein, die wir in diesem Jahr vorgenommen haben, haben Karl-Heinz Rummenigge und ich natürlich zusätzliche Aufgaben übernommen, aber das ist nur eine temporäre Angelegenheit. Sie sehen ja, wir haben jetzt einen Sportdirektor installiert, wir werden weiterhin versuchen den Vorstand zu finden im nächsten Jahr, sodass der Karl Heinz und ich uns wieder etwas zurückziehen können. Uns ist es ganz wichtig, dass der Verein läuft. Indem Moment, wo alles gut läuft, setze ich mich auf meinen Berg und zum Spiel auf die Haupttribüne und genieße.

Sie können erst loslassen, wenn der Verein erfolgreich organisiert ist? Möchten Sie nicht auch gerne in Rente gehen?

Das Wort Rente mag ich nicht so gerne, weil ich der Meinung bin, solange man alle Sinne beieinander hat, kann man immer mitdenken und Ratschläge geben. Ich glaube, das wird noch lang so sein, dass unser Rat gefragt wird, wenn er benötigt wird. Wenn nicht, ziehen wir uns auf die Haupttribüne zurück.

Sie waren ja zu dreieinhalb Jahren Gefängnis wegen Steuerhinterziehung verurteilt, dann wurde es nur neun Monate. Können Sie sich noch an den allerersten Tag im Gefängnis erinnern?

Ich war nicht nur neun Monate im Gefängnis, das Freigängerhaus ist ja auch Gefängnis. Ich war insgesamt, die Hälfte von dreieinhalb Jahren im Gefängnis. Ich habe mich ja mental gut drauf vorbereitet. Mir vorgenommen, nicht mit gewissen Vorurteilen da hinzugehen, obwohl ich im Vorfeld viele gut und schlecht gemeinte Ratschläge bekam. Ich habe mir immer gesagt, ich lasse alles auf mich zukommen. Die ersten Wochen habe ich wenig gesagt, nur zugehört und zugeschaut und habe mich langsam in die Situation integriert.

Was war denn ein guter Rat?

Ein guter Rat war, dass man ein Ziel haben muss, eine Motivation. Zum Beispiel, mal wieder richtig Sport machen, Gewicht abzunehmen. Das war alles etwas, was ich mir vorgenommen hatte. Ich habe im Gefängnis fast 20 Kilo abgenommen. Ich kam da raus und war körperlich ziemlich fit.

Haben Sie für sich etwas in das Leben danach mitgenommen?

Ja, ich glaube, ich bin noch demütiger geworden. Und habe mir vorgenommen, noch großzügiger zu sein, und alles, was ich heute mache, alle meine zusätzlichen Einnahmen zu spenden: Ob das Vorträge sind oder anderes. Das sind mehrere 100.000 Euro, die ich spende. Das habe ich mir damals vorgenommen, dass wenn ich zurück bin, dann werde ich versuchen großzügiger den Schwächeren gegenüber zu sein, weil ich nicht vorhabe der Reichste auf dem Friedhof zu sein.

Herzlichen Dank für das Gespräch! Am Schluss haben wir noch ein Gegenteil-Spiel gespielt. Das könnt ihr hier nachhören. Wir sprechen über Fußballgucken, Bratwürste und Snoozen oder Aufstehen.

P.S. Das Interview haben wir vergangenen Donnerstag, 7. Dezember 2023, per Telefon geführt.

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