In Robert Kühns Welt könnte doch alles so schön sein: Was dem einen Bürgermeister sein Steg, ist dem jungen Kühn eine neue Luxus-Alm im Söllbachtal. Das Saurüssel-Anwesen soll ein schmückendes Element in Bad Wiessees touristischer Aufbruchsstimmung werden. Am kommenden Donnerstag feiert Haslberger mit seinen Fans aus nah und fern dort Eröffnung.
Feinschmecker-Caterer Frühauf wird auftischen, und nach Jahren des Daseins als Dorf-Aussätzigen darf Franz-Josef Haslberger wieder in der Gemeinde mitmischen – eine rührende Vorweihnachtsgeschichte. Bei all den vielen Baustellen, die der Kurort noch so hat (SME, Badeparkt etc.) ist das auch für Kühn ein Lichtblick.
Einige Fragen noch offen
Wäre da nicht die nervensägige “Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal” (SGT), die alles und jeden in Bewegung gesetzt hat, um den Haslberger-Komplex genau zu prüfen. Zusammen mit dem Verein “Schutz der Bergwelt” hatte die SGT vom bayerischen Ministerium für Verkehr und Bau einen Nutzungsstopp der Alm gefordert. Diese Punkte waren den Vereinen wichtig:
- Ist die Baugenehmigung überhaupt rechtens?
- Warum darf da oben ein überdimensionierter Ziegenstall hingeprotzt werden?
- Warum dürfen bundesstraßengroße Wege durch die Wälder zur Alm gestanzt werden?
- Warum darf über den Söllbach eine neue Brücke errichtet werden?
Zur Überraschung aller schmetterte das Ministerium die Fragen nicht ab, sondern folgte ihnen: War die Almhütte vor dem Umbau noch ein kleines, mehr oder verfallendes Bauwerk, zeigt sie sich nun mit Anbau und einem wenige Meter entfernten zweigeschossigen Holzhaus, welcher als Ziegenstall genutzt werden, soll, doch recht umfangreich. Warum darf der das? Das fragten sich nicht nur Besucher, sondern auch die SGT. Die Baubehörde im Landratsamt fand, dass die Gegend eh’ hochtouristisch und extrem frequentiert sei, da könne man schon mal munter bauen.
Ministerium räumt Zweifel ein
Für das Ministerium in München ist das nicht so klar. So schreibt es in einem Brief an die SGT: “…ist beispielsweise noch nicht hinreichend deutlich geworden, dass es sich wirklich um einen so stark frequentierten Bereich handelt, der eine gastronomische
Versorgung objektiv erforderlich macht und dafür insgesamt 240 Plätze vorgehalten werden müssen.”
Weiter heißt es: “Vor diesem Hintergrund werden wir dem Landratsamt Miesbach die aus unserer Sicht noch nicht hinreichend beleuchteten rechtlichen Aspekte aufzeigen. Es obliegt dann der Beurteilung der unteren Bauaufsichtsbehörde im Rahmen des ihr gesetzlich eingeräumten Ermessens dies zu würdigen. Dabei gehen wir selbstverständlich davon aus, dass das Landratsamt Miesbach beim Vollzug der Baugesetze alle rechtlichen Rahmenbedingungen einhalten wird.”
Landratsamt gibt Haslberger mehr Zeit
Ist das eine in nettem Juristendeutsch verfasste Ansage an das Landratsamt, jetzt doch mal richtig beim Betonbaron hinzuschauen? Deren Antwort spricht Bände. Denn die Miesbacher Beamten spielen den Ball wieder in Bürgermeister Kühns Feld zurück: “Gerne kommen wir der Anregung des Ministeriums nach und haben deshalb unverzüglich die Gemeinde gebeten, ihre ursprüngliche Einschätzung mit Zahlen (z.B. Auswertung Parkautomaten der Wanderparkplätze) zu untermauern.”
Den Ziegenstall sieht das Ministerium ebenfalls kritisch. Hier hatten im Sommer Vertreter des Landratsamts bei einer Vor-Ort Besichtigung die Stirn gerunzelt und von Halsberger einen Bauantrag gefordert. Der ist noch nicht eingegangen. Das Landratsamt erklärt dazu, dass das Bauamt Halsberger zur Beseitigung des Stalls “angehört” habe. Dem Bauherrn müsse “Zeit eingeräumt werden, um alternative Lösungen vor der Beseitigungsanordnung zu suchen”. Eine milde Herangehensweise, die private Bauherren bei ihren Projekten nicht immer im Landkreis gewohnt sind.
Hauptsache Entrecôte …
Auch der Wegeausbau wird derzeit noch “im Rahmen eines naturschutzrechtlichen Verfahrens überprüft”, so das Ministerium. Beim Brückenbau sei alles tipptopp gelaufen. Da zweifele das Ministerium “keinesfalls an der Rechtmäßigkeit des Verfahrens”.
Obwohl also noch einige Fragen offen sind, wird Halsberger zusammen mit seinem Partner Bürgermeister Robert am Donnerstag, den 16.12., das Restaurant auf 1.000 Höhenmeter eröffnen. Vor Wochen schon versprach Caterer Frühauf, dass auch ein Entrecôte (kein Ziegenfleisch) auf dem Speiseplan stünde. Vielleicht gibt es dazu einen angemessenen Rotwein? Dank Kühn ist die Luxus-Almbewirtschaftung nun ein neues Tourismus-Segment an der Westbank – alles umgeben von ungeklärten Baurechtsfragen.
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