UBO-Sichtungen auf der Saurüsselalm

Sind wir ehrlich. Der Wiesseer Alm-Titan Franz-Josef Haslberger ist beileibe nicht der einzige Bauherr im Tal, der nach dem Prinzip baut: Es darf auch ein wenig mehr sein – vielleicht merkt’s keiner. Nur wird Haslberger entweder mehr auf die Finger geschaut oder er übertreibt es einfach.

Schwarzbauten (oben) und UBOs (unten) auf der Saurüsselalm. /Quelle: der Redaktion bekannt

Man sollte meinen, Franz Josef Haslberger ist glücklich mit seinem kleinen Alm-Imperium in der Bergwelt von Bad Wiessee. Auch wenn es manchmal etwas länger dauern mag, scheint der Betonhändler doch immer genehmigt zu bekommen, wonach ihm baulich gelüstet. Sei es die private Lodge mit Schießstand und neuem Stall beim Bauern in der Au oder die Söllbachklause mit imposanter Tiefgarage aus mächtig viel HASIT-Beton aus der eigenen Produktion und auch die „Alpine SuperFood-Alm“, die nun Saurüsselalm heißt.

Die Geburt der Saurüssel-UBOs

Doch wie schon Konstantin Wecker einst attestierte: „Genug ist nicht genug, genug kann nie genügen“, lotet Haslberger auf seinen Almanwesen weiter die Belastbarkeit des hiesigen Landratsamtes und der Bürger aus. Munter tauchen immer wieder neue Bauten und Installationen auf – nennen wir sie einfach UBOs: Unbekannte-Bau-Objekte.

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Es schert den Family-Unternehmer dabei auch wenig scheint’s, wenn ihm mal wieder ein besorgter Bergschützer auf die Finger klopft und beim Landratsamt vermeintliche UBOs meldet. Allerlei Merkwürdiges kommt so ans Licht des Tals.

Die “offiziellen” Schwarzbauten auf der Alm

Offiziell anerkannt als „Schwarzbau“ war bisher nur der zweigeschossige Ziegenstall, dessen Rückbau das Landratsamt bereits anordnete. Vor einigen Wochen hinzugekommen sind der „Tanzboden” sowie eine neue riesige Sonnenjalousie auf der Terrasse vor der Alm. Diese beiden UBOs wurden einer Verhandlung auf der Saurüsselalm im Juni von der Vorsitzenden Richterin Cornelia Dürig-Friedl kurzerhand bei der Inaugenscheinnahme ebenfalls auf die Liste der Schwarzbauten gesetzt – begleitet von den Worten:

Die müssen weg – je schneller – je besser

Etwas verwunderlich war der ausbleibende Widerspruch aus den Reihen der bei der Verhandlung anwesenden Mitarbeiter des Landratsamtes. Immerhin hatte dessen Pressesprecherin noch im Oktober 2021 gegenüber der TS klargestellt, dass der “Tanzboden” in Wirklichkeit eine Freischankfläche sei und so auch genehmigt vom Amt.

Was aber wiederum einem Mitarbeiter des Gastronomiebetriebes der Alm wohl nicht bekannt war. Er war sichtlich bemüht zu demonstrieren, dass der Holzbau eigentlich ein Fahrradständer ist. Jedem neuen Gast mit Radl wurde noch vor dem Absteigen nahegelegt, das Gefährt doch oben auf dem Holzboden zu parken. Die Richterin ließ sich dadurch nicht von ihrer Entscheidung abbringen.

Was ist es nun? Tanzboden, Freischankfläche oder doch ein gewöhnlicher Alm-Fahrradständer?/ Quelle: Sabiene Hemkes

Wohl neu in der Sammlung der Saurüssel-UBOs, ist eine “Almwegbeleuchtung” und eine mysteriöse große Installation inmitten der Alm Wiese. Jedenfalls wurden uns entsprechende Fotos und Informationen zugespielt. Doch den Mitarbeitern der Tegernseer Stimme ist es aufgrund des allseits bekannten Hausverbotes nicht erlaubt selbst Recherchen vor Ort anzustellen. So ist es für die Radaktion schwierig, die Existenz der UBOs zu verifizieren.

Auf einigen der geschickten Fotos sind kleine graue Leuchten zu erkennen, die an den Zaunpfosten entlang des Almweges der Saurüsselalm angebracht worden sein sollen. Bei der Sichtung unserer eigenen Bilder von der Verhandlung, da durften wir das Almgebiet, wenn auch nicht das Almgebäude, betreten, haben wir dann tatsächlich die kleinen Lampen entdecken können.

Links sieht man den vergrößerten Bildausschnitt mit dem Zaunpfosten und der Lampe/ Quelle: Sabiene Hemkes

Auf den anderen Bildern sieht man blaue Rohre, Steinplatten und Leitungen, die den Anschein machen rund um die Alm auf der Wiese verlegt worden zu sein. In den Informationen heißt es unter anderem:

Wir vermuten, dass es sich um das Projekt einer Beleuchtung rund um die große Wiese handelt. Es wurde offensichtlich ein Kanal fürs Kabel gegraben, alle 30, 40 Meter befindet sich ein Betonsockel mit Kabelausgang

So auch die weiteren Sichtungen zweier Kabeltrommeln, die jeweils am ende des Almweges entdeckt wurden oder dem angeblichen Handymast mit Glasfaserkabel. Aber seht selbst.

Was hier zu sehen sein soll: links und rechts oben: Vorinstallation Beleuchtungsanlage Wiese/Waldrand – Unten links: Strecke auf der Kabel verlegt wurden. Unten rechts Kabeltrommel für Wegbeleuchtung/ Quelle: der Redaktion bekannt

Wir haben jedenfalls mal bei denen die wissen sollten, was oben auf der Alm passiert, nachgefragt, was es mit den UBO-Sichtungen auf sich hat.

Zuerst beim Landratsamt

Die Standardantwort auf fast alle unsere Fragen, die wir zu den drei offiziellen “Schwarzbauten” per Mail an das Landratsamt geschickt haben, lautete:

Über mögliche Rückbaumaßnahmen kann vor Abschluss der Einzelfallprüfung keine Auskunft erteilt werden.

Etwas auskunftsfreudiger wird das Amt bei den Fragen zu den UBOs im Beleuchtungs- oder Elektrobereich. Eine Beleuchtungsanlage sei nicht Teil der bestehenden Baugenehmigung, hieß es in der Antwort. Das Bauamt habe keine Kenntnis über eine solche Beleuchtungsanlage auf dem Almweg der Saurüsselalm. Alle weiteren Fragen seien vor dem Abschluss der Prüfungen des Sachverhaltes nicht zu beantworten.

Bei der unteren Naturschutzbehörde in Miesbach ist wohl auch nichts über eine Beleuchtungsanlage des Almweges bekannt. Denn auch hier lauten alle Antworten zu dem Thema: “Wir haben hierzu keine Kenntnisse und können daher keine Einschätzung abgeben.”

Beim Rechtsanwalt von Haslberger

Dann haben wir bei Herbert Kaltenegger, dem Bauanwalt von Herr Haslberger angefragt. Er hatte uns nach der Verhandlung auf der Saurüsselalm seine Bereitschaft signalisiert für Anfragen zu Verfügung zu stehen. Machen wir es kurz: unsere Mail mit den Fragen zur Lichtanlage und der Wieseninstallation bleib unbeantwortet.

Bürgermeister Robert Kühn

Kühn ist es eigentlich leid, wie er sagt, das ganze Theater da oben am Berg. Und außerdem sei seine Gemeinde ja gar nicht verantwortlich für das Treiben oben im Ort. Da solle man sich doch ans Landratsamt wenden. Am Ende plaudert der Bürgermeister doch etwas aus dem Nähkästchen: “Ich wundere mich schon etwas, dass der Tanzboden immer noch nicht abgebaut wurde.”

Ok, zur Mega-Jalousie auf der Terrasse sagt der Bürgermeister nur, er könne schon verstehen, warum der Bauherr das so gemacht habe. Sei halt schöner als die kleinen Werbeschirme. Aber eine Baugenehmigung brauche auch Haslberger dafür. Spannend wird es als Kühn über seinen letzten Besuch auf der Saurüsselalm berichtet:

Ich war am Wochenende oben an der Alm, um mir das Ganze mal selbst anzuschauen. Die Beleuchtungsanlage mit den kleinen grauen Lampen am Almweg habe ich dabei gesehen.

Doch von einer Lichtinstallation auf der Almwiese konnte Kühn nichts berichten. Er habe nur einige blaue Rohre gesehen. Die gehören aber zu einer Wasserleitung, die an der Alm verlegt worden sei, erklärte der Bürgermeister. Zu welchem Zweck es eine Wasserinstallation auf der Almwiese braucht, konnte der Bürgermeister auch nicht sagen.

Die hierarchische Ziegentreppe

Eine interessante Information lieferte der Gemeinde-Chef dann doch noch den Lesern der Tegernseer Stimme. Seiner Kenntnis nach sei der Ziegenstall bereits umgebaut und auch vom AELF oder dem Veterinäramt so abgesegnet. Auf unsere Nachfrage, ob denn das Gebäude jetzt wie gefordert einstöckig sei, lachte Kühn und erklärt:

Sie wissen, dass Ziegen eine starke Rangordnung haben? Die in der Hierarchie obenstehenden Ziegen würden natürlich auch im Stall weiter oben leben.

Deshalb gebe es jetzt im Ziegenstall eine “hierarchische Treppe”. Ob das nun nur bürgermeisterlicher Scherz war oder Teil einer UBO-Verschwörung bleibt dem Leser überlassen. Auch eine Nachfrage beim AELF und dem Landratsamt konnte die Existenz einer „hierarchische Ziegen-Treppe“ bisher nicht belegen.

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