Den Brennpunkt “Kogel” entschärfen

Vergangene Woche walteten erneut die Motorsägen am Kogel. Rund 30 Eschen mussten wegen Schädlingsbefall weichen. Für den Bund Naturschutz kein Grund zum Protest. Besonnen will man sich auch dem Thema „Entwidmung“ des Kogels annehmen.

Auch wenn die kranken Bäume Gefahren bringen können, blutet bei diesem Anblick das Herz eines Baumfreundes.
Auch wenn die kranken Bäume Gefahren bringen können, blutet bei diesem Anblick das Herz eines Baumfreundes.

Am Wochenende sichteten Baumfreunde die Überreste: rund 30 Eschen wurden am Kogel vergangene Woche umgeschnitten. Für Fred Langer, Vorsitzender des Bund Naturschutzes, keine Überraschung. Im Vorfeld habe es bereits eine Informationsbegehung vor Ort gegeben, was er sehr begrüßt habe und sich auch zukünftig wünsche, so Langer. Für ihn wurde man hier über die Gründe der Fällungsarbeiten von Förster Robert Wiechmann „vorbildlich informiert“.

In einem Hintergrundgespräch zum Sachverhalt erklärte auch Martina Lewald-Brudi vom Landratsamt bereits vor einigen Wochen den Grund für die anstehenden Fällungen. Die rund 30 Eschen müssten aufgrund eines Schädlingsbefalls im Kontext der Verkehrssicherungspflicht des Landratsamts am Naturdenkmal vorsorglich entfernt werden:

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Das Eschentriebsterben setzt vor allem den jüngeren Bäumen zu. Das ‚falsche weiße Stengelbecherchen‘, ein Pilz, zersetzt die Laubbäume. Sie sterben dann einfach ab.

Mindestens zweimal im Jahr findet eine Begehung des Kogels durch die Untere Naturschutzbehörde statt, weiß Lewald-Brudi. Rund ein Drittel des Mischwalds am Kogel sind Eschen, erklärt sie weiter. In einem „normalen“ Wald würde man kranke Eschen nicht fällen. Doch da das Landratsamt an einem Naturdenkmal die Verkehrssicherung zu garantieren hätte, müssten sie entfernt werden, um keine Gefährdung für Naherholungssuchende zu sein, so die Baumsachverständige.

Abenteuerspielplatz oder Naturdenkmal?

Der aktuelle Sachverhalt zeigt den ständigen Konflikt, in dem sich die Baumbeauftragen vom Landratsamt am Holzkirchner Naturdenkmal befinden. Normalerweise handelt es sich bei Naturdenkmälern nur um einzelne Bäume oder Baumgruppen – der Kogel hingegen ist ein bewaldeter Hügel, der laut Lewald-Brudi „höchster Nutzungsintensität“ unterliegt. Aufgeschüttete Wege und Bänke laden zum Verweilen ein. Mountainbiker bahnen sich ihre Trails.

Für das Landratsamt mehr und mehr „Abenteuerspielplatz“ statt schützenswertem Naturdenkmal, das es pflegen und für das es haften muss. So finden schon seit vergangenem Jahr Gespräche mit der Gemeinde Holzkirchen statt, um den Schutzstatus eventuell aufzuheben. Laut Aussagen des Bürgermeisters Olaf von Löwis (CSU) in der gestrigen Gemeinderatssitzung, wurde das Thema bisher aber nur mündlich vom Landratsamt an die Gemeinde herangetragen.

Auf Nachfrage will auch Geschäftsführer Robert Haunschild eines klarstellen: „Von unserer Seite geht das Ganze nicht aus – für uns ist alles in Ordnung so wie es ist“. Die Idee der Entwidmung komme allein aus dem Landratsamt. Bis das Landratsamt nicht Weiteres „anleiern“ würde, reagiere man auch seitens der Gemeinde nicht, so Haunschild.

Aufgrund eines Pilzbefalls musten wieder rund 30 Eschen am Naturdenkmal Kogel weichen.
Das Naturdenkmal Kogel ist ein beliebter Ausflugsort in Holzkirchen. Doch das hat nicht nur Vorteile.

Für Fred Langer steht fest: auch wenn vom Bund Naturschutz vornehmlich erwartet werde „laut zu schreien“, will er das Thema „Entwidmung“ in Ruhe angehen. Nach seinem Wissensstand wären bisher noch keine Verhandlungsergebnisse „spruchreif“ und Protest deshalb noch nicht notwendig, so Langer weiter. Den „gemeinsamen Nenner“ will Langer stattdessen finden.

Aus Naturschutzgründen wäre die Antwort nämlich recht einfach: den Status Naturdenkmal beibehalten und das Biotop vor Menschen schützen. Doch für Langer sollen sowohl Schutzzweck als auch Nutzungszweck am Kogel erhalten bleiben. Dafür will der Bund Naturschutz eng mit der Unteren Naturschutzbehörde, der Gemeinde und dem Landratsamt zusammenarbeiten.

Auch im Holzkirchner Gemeinderat möchte man nun Sachlichkeit in das Thema bringen. Auf der jüngsten Sitzung wünschte sich Irmi Ammer (SPD), dass ein Experte vom Landratsamt die Sachlage noch einmal konkret darlege, da das Thema riesige Wellen in der Bevölkerung schlage. Der Bürgermeister versprach sich darum zu kümmern. Robert Wiechmann (Grüne) stellte allerdings schon einmal klar: “Niemand bedroht dem Kogel.”

Eine Grundrichtung, die auch für Langer „klar und unstrittig“ ist: das Naturdenkmal soll erhalten bleiben. In nächster Zeit will er sich ausgiebig durch alle möglichen Quellen informieren. Einen Juristen in Sachen Verkehrssicherungspflicht zu Rate zu ziehen, kann er sich ebenfalls gut vorstellen. Durch diese Informationen, sachlichen Austausch und möglichst im „gemeinsamen Konsens“ will er den „Brennpunkt Kogel“ entschärfen.

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