Wiessee-Gletscher vor dem Aus?

Generationen von Kindern lernten hier Skifahren. Gäste aus aller Welt staunten über den nördlichsten Gletscher der Alpen. Aber jetzt haben Experten eine traurige Nachricht.

So sah der Wiessee-Gletscher in früheren Jahren aus / Archivbild

Einst schlängelte er sich vom Franzosenwald weit hinüber bis zum Finnerhof: Der Wiessee-Gletscher, eine eisgewordene Erinnerung an die letzte Eiszeit, als das Tegernseer Tal von einer meterhohen Schnee- und Gerölldecke bedeckt war, und lediglich Bürgermeister Sepp Bierschneider mit den ersten Kreuthern die Gegend beherrschte.

Der Gletscher am Ortseingang war das Symbol für Wintersport das ganze Jahr hindurch. Denn auf seinen Höhen konnte man leicht am Morgen den Abhang hinunterjagen, um am Mittag wenige Meter weiter beim Grieblinger im Nass des Tegernsees zu schwimmen. Das bot sonst nur der Libanon, und wer will da schon hin?

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Mit Höß ging es los – wieder einmal

Der große Schwund begann vor einigen Jahren mit dem Beginn der Hößschen Amtszeit. Alte Schwarzweißfotos zeigen noch die imposante Größe des Eismonsters. Aber die Klimaerwärmung nagt auch an diesem Koloss. Das lässt nicht einmal die Taljugend kalt: Seit einigen Wochen demonstriert eine Gruppe Tegernseer Gymnasiasten für den Erhalt des Gletschers und gegen die Ignoranz örtlicher Politiker. „Euer Gletscher ist unsere Zukunft“, so das Motto der Schüler, das aus einer schulinternen WhatsApp-Gruppen-Challenge entstanden ist.

Zwei Mal hatte schon die schwedische Aktivistin Greta T. ihr Kommen zugesagt, kam aber wegen der BOB immer zu spät. Die Schüler waren da schon im Bräu, um sich von den Strapazen des Widerstands zu erholen. Nur der grüne Gemeinderat Thomas Tomaschek, der sich eigens als Gletscherzunge verkleidet hatte, konnte mit dem attraktiven Teenager ein paar Worte wechseln. Fotos davon gibt es leider keine. Das Handy des Grünen war nicht aufgeladen.

Doch Wiessees Interimsbürgermeister Huber hat indes schon eine Idee für die Rettung: „Wir erhöhen die Parkplatzgebühren auf 30 Euro, bauen am Ortseingang eine Mautstation auf, bekommen von jedem Holländer, der hier durchfahren will, fünf Euro und schon reicht es für eine Rettung mit Matten, so wie sie es an der Zugspitze bei dem weitaus kleineren Gletscher auch gemacht haben“, ist sich der Steuer-Sozi sicher.

Der Gletscher in Wiessee im aktuellen Zustand. Schuld sind Höß und der Klimawandel.

Dagegen schäumt die Opposition. „Das Schmelzen des Gletschers hätte schon längst verhindert werden können, wenn die Mittel nicht für das Jod-Schwefelbad verbrannt worden wären. Aber so geht wieder ein Stück Wiesseer Heimat, und an wen bleibt es hängen? Genau: an den kleinen Privatvermietern“, klagte der CSU-Ortsvorsitzende Florian Sareiter kürzlich bei einem Fototermin und einer anschließenden Diskussionsrunde auf dem Gletscher.

Mit dabei Uli Hoeneß, der dort mit Doreen Dietel und Maria Furtwängler Gratis-Würstl nach Dschungelcamp-Rezept grillte. Das Loch, das der Grill im Eis hinterließ, wurde übrigens mit Eis aus dem nahegelegenen Golfclub-Restaurant aufgefüllt. „Hat keiner was gemerkt“, schmunzelte der Bürgermeister der Herzen, Florian Sareiter, zufrieden.

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