Gymnasium Tegernsee – Ein Schülerheim als Alleinstellungsmerkmal?

Die Eröffnung des Gymnasiums in Holzkirchen im Jahr 2014 stellt das Tegernseer Gymnasium vor große Herausforderungen.

Ein Alleinstellungsmerkmal muss gefunden werden, um somit den Fortbestand der altehrwürdigen Unterrichtsstätte zu sichern.

Derzeit sind 300 der insgesamt rund 930 Schülerinnen und Schüler aus Holzkirchen. Daher müssen in Zukunft Anreize geschaffen werden, die ein Abwandern des Holzkirchner Anteils an die dortige Schule verhindern.

Das Gymnasium Tegernsee braucht ein neues Konzept
Anzeige

Gleichzeitig müssen die Verantwortlichen jedoch auch die Nachfrage nach einem gebundenen Ganztagesangebot richtig einschätzen und das alles mit den bereits vorhandenen, sehr umfangreichen Bildungs- und Freizeitangeboten der Schule abgleichen.

Der Druck, der im Februar von einigen Seiten erzeugt wurde, hat bis auf ein paar kurze Diskussionen wenig gebracht. Wie geplant ist man heute, fünf Monate später, im Tegernseer Gymnasium einen großen Schritt weiter. Vor allem weiß man, was man nicht will – den von der Politik vehement geforderten, gebundenen Ganztagszug

Oberholzner für Ausweitung des Ganztagsangebots aber gegen gebundenen Ganztagszug

Denn insbesondere die Idee des Ganztages-Gymnasiums war auch in Tegernsee eine heiß diskutierte Angelegenheit. Eine offene Ganztagesbetreuung – sprich Förderung und Betreuung am Nachmittag – bietet das Gymnasium ja bereits an. Und die wird laut Schulleiter Werner Oberholzner von knapp 45 Schülern genutzt. Hauptsächlich 5-Klässler wie er betont.

In der Mensa des Gymnasiums herrscht mittlerweile großer Andrang

Doch ein gebundener Ganztageszug bindet Lehrer, externe Kräfte, Räume und Material. Ohne dass derzeit absehbar wäre, ob und wann die Nachfrage nach einem Ganztagesangebot so hoch sein wird, dass sie dies rechtfertigt. Und nur auf Vorrat macht so etwas keinen Sinn. Leiden würden die anderen Bildungsangebote.

Auf Nachfrage sprach sich ganz aktuell Werner Oberholzner aus den Gründen auch gegen einen strikt geregelten gebundenen Ganztagszug aus. Dieser verfüge über einen Mangel an Flexibilität und sei so eigentlich nur in größeren Ballungsräumen umsetzbar.

Nichts desto trotz befürwortet Oberholzner den Ausbau des bereits bestehenden offenen Ganztagsangebotes des Gymnasium Tegernsees mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Schüler und in Zusammenarbeit mit Vereinen. Dies vor allem, um den Hobbys und der Sportverbundenheit der Schüler neben einer intensiveren schulischen Betreuung noch Rechnung tragen zu können.

Finanzielle Unterstützung für das neue Konzept in Sichtweite

Laut Christoph Scholz, dem Vorsitzenden des Elternbeirates, sind die genauen Vorstellungen wie die zukünftige Schule aussehen muss, bereits relativ weit.

Wir wollen eine lebendige Schule am Nachmittag werden. Mit Wahlunterricht, Programmen und besonderen Angeboten wie Spanisch als dritte Fremdsprache, eine Orchesterklasse oder technischen Unterricht, der sich an der freien Wirtschaft orientiert.

Das bestehende System der offenen Nachmittagsbetreuung muss aufgebohrt werden.

Dabei sind wir überzeugt davon, dass das für uns – im Gegensatz zu einer gebundenen Ganztagesschule – der richtige Weg ist. Vor allem im Hinblick auf das geforderte Alleinstellungsmerkmal.

Scholz weiß, dass das Konzept der Schule mittlerweile dem Kultusministerium vorliegt und dort auf “sehr positives Echo” gestoßen sei. Und auch Landrat Jakob Kreidl wolle die zukünftigen Bemühungen finanziell unterstützen, so Scholz weiter

Denn ohne neue Ressourcen wird es mittelfristig nicht gehen. Der erste Schritt ist zwar einfach – “Wir müssen das einfach machen” – aber ohne zusätzliche Mittel wird es über die Zeit hinweg schwierig, das Niveau so weit oben zu halten, wie man es am Tegernseer Gymnasium gewohnt ist.

Aus dem Grund denken die Verantwortlichen einen Schritt weiter. Damit das Ganztagesangebot auch tatsächlich eine langfristig sichere Auslastung bekommt, möchte man an der Schule an ein Schülerheim etablieren, wie es früher bereits in Tegernsee existiert hat. Eine Art Internat für 50 bis 60 Schüler könnte entstehen, privatwirtschaftlich geführt – laut Scholz einzigartig im Umkreis von etwa 100 Kilometern.

Ein Schülerheim wie früher – die Zukunft des Gymnasiums könnte interessant werden

Die Idee von Rainer Dlugosch, dem stellvertretenden Direktor, stößt auf großes Interesse und soll im Optimalfall in etwa drei Jahren umgesetzt werden. Doch bis dahin, so Elternbeirat Scholz, sind noch einige Hürden zu nehmen. Unter anderem muss ein Unternehmer gefunden werden, der das Konzept auch umsetzen möchte.

Möglich also, dass das Tegernseer Gymnasium im Jahr 2014 ein Alleinstellungsmerkmal hat, an das vor knapp sechs Monaten noch keiner gedacht hat. Schon gar nicht diejenigen, die reflexhaft eine Ganztagesschule gefordert haben – ohne sich mit dem entscheidenden Dreigespann aus Bedürfnissen, Angebot und Bedarf umfassend auseinanderzusetzen.

Damit zeigen die Verantwortlichen am Gymnasium wie man am besten mit wenig zielführendem Druck umgeht. Wegducken und in Ruhe weiter arbeiten. Denn Druck von oben erzeugt oft nur Kopfschmerzen. Und die braucht tatsächlich keiner.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner