Wehr-Neubau: Endspurt im Planungsmarathon

Bereits seit einigen Jahren wollen die Talgemeiden und das Wasserwirtschaftsamt den Hochwasserschutz am Tegernsee ausweiten. Über die konkrete Umsetzung herrschte jedoch lange Uneinigkeit. Nun werden die Planungen für einen Neubau des Schumacher-Wehrs in Gmund konkreter.

Im Februar 2013 soll ein endgültiges Konzept vorliegen. Das sagte der Gmunder Geschäftsleiter Alfons Besel auf Nachfrage.

Das Schuhmacher-Wehr in Gmund dient dem Schutz vor Hochwasser. Der Neubau soll das noch besser erfüllen.

Das Thema Hochwasser rückt für viele Talbewohner jedes Jahr aufs Neue auf die Tagesordnung. Durch starke Regenfälle oder die im Frühjahr einsetzende Schneeschmelze tritt der Tegernsee regelmäßig über die Ufer. Manchmal heftiger und manchmal weniger stark.

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Gerade die Grundstücke in Seenähe sind davon jedes Jahr betroffen und haben mit Überschwemmungen zu kämpfen. Der Klimawandel dürfte dieses Problem in den kommenden Jahren noch weiter verstärken, Unwetter und starke Regenfälle werden auch bei uns häufiger werden. Diesem Problem sind sich sowohl die Talbürgermeister, als auch das bayerische Wasserwirtschaftsamt bewusst. Man arbeitet seit langer Zeit an einer Lösung.

Keine zwei Wehre

So planen die Talgemeinden seit langem das Tal besser vor Hochwasser zu schützen. Dem ursprünglichen Vorhaben der Rosenheimer Behörde im Mangfallbereich in Gmund zwei Wehre zu errichten, um den Wasserstand regulieren zu können, lehnten die einzelnen Kommunen jedoch bereits 2010 ab. “Eine Zwei-Wehr-Lösung wäre für das Ortsbild eine Katastrophe gewesen. Da auch das Steuerungsszenario nicht genau geklärt werden konnte, haben sich die Talgemeinden dagegen ausgesprochen”, so Alfons Besel, Geschäftsleiter der Gemeinde Gmund.

Eine Sichtweise, die auch das Wasserwirtschaftsamt nachvollziehen konnte, aus diesem Grund sah man sich nach einer anderen Lösung um, wie Paul Geisenhofer, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim erklärt:

Das ursprünglich geplante zweite Wehr oberhalb der Gmunder Eisenbahnbrücke hätte die Postkartenansicht von Gmund schon erheblich beeinträchtigt, aus diesem Grund konnten wir die Einwände der Gemeinde durchaus nachvollziehen und haben die Idee ein zweites Wehr zu errichten somit verworfen.

Schuhmacher-Wehr wird umgebaut

Ein neuer Plan musste also her. Dieser scheint nun gefunden. Es soll nur noch ein Wehr entstehen. Ein erster grober Entwurf sieht vor, das bereits bestehende Schuhmacher-Wehr etwas oberhalb der Gmunder Büttenpapierfabrik abzureißen und neu zu bauen. Dabei soll es künfitg höher ausfallen.

Darüber hinaus wird die Mangfall zwischen Seeauslauf und Wehr keilförmig bis zu einem Meter vertieft und durch Hochwasserschutz-Mauern gesichert. Das so entstehende stärkere Gefälle soll dann vor einem angekündigten Hochwasser möglichst viel Wasser aus dem See ableiten.

Im Februar dieses Jahres wurde am Seeabfluss in Gmund Gesteinsproben entnommen

“Im Zuge der neuesten Untersuchungen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass das neugebaute Wehr und die damit verbundenen Maßnahmen ausreichen, um den Hochwasserschutz im Tegernseer Tal angemessen steuern zu können, so Geisenhofer weiter. Noch 2010 hatte der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Bedenken geäußert, ob eine Ein-Wehr-Lösung ausreichend Steuerungsmöglichkeiten bieten würde. “Diese konnten nun aber beseitigt werden.”

Die Planungen für den Neubau werden nun weiter vorangetrieben, Ende Februar sei laut Besel mit einem endgültigen Entwurf zu rechnen.

Auch Anlieger kommen zu Wort

Einen konkreten Fahrplan bis zur Fertigstellung des Wehrs wollte Geisenhofer bislang jedoch noch nicht nennen. Das Projekt befinde sich derzeit noch in der Planungsphase, das Genehmigungsverfahren wird erst eingeleitet, wenn die Planung auch endgültig steht. “In der Zwischenzeit befinden wir uns in engem Dialog mit den Talgemeinden und den betroffenen Mangfall-Anliegern”, so Geisenhofer.

Gerade die Anlieger sollen intensiv mit einbezogen werden und können ihre Einwände während des gesamten Planungsprozesses einbringen. Die Angst vor “U-Boot-Aktionen” will man den Betroffenen dabei nehmen und sich möglichst zeitnah mit Ihnen zusammen an einen Tisch setzen. Doch warum ist Hochwasserschutz überhaupt notwendig?

Seespiegel kann bis zu 30 cm gesenkt werden

Die Gemeinden rund um den Tegernsee zählen zu den für Überschwemmungen sehr anfäligen Gebieten. Im Zuge von Starkregen oder Schneeschmelze kann der See schnell über die Ufer treten und dann sind nicht nur Grundstücke in direkter Ufernähe sondern auch die Bebauung im ortsinneren stark betroffen.

Wie stark, hängt dann von der jeweilien Überschwemmungswarnstufe ab. Durch den Neubau des Schuhmacher-Wehrs ist es zukünftig möglich, den See 24 Stunden vor starken Regenfällen um bis zu 30 Zentimenter abzusenken uns somit schon profilaktisch dafür zu sorgen, dass die Wassermengen schneller abfließen könnnen.

Durch das neue Wehr verringern sich die Hochwasser des Tegernsees

Das Wehr soll dann vom Wasserwirtschaftsamt bei Bedarf gesteuert werden. “Der Wasserspiegel wird im Allgemeinen nicht über das natürliche Maß steigen, das Wehr wird auch nur bei besonders starken Regenfällen zum Einsatz kommen, so der Tegernseer Bürgermeister Peter Janssen auf der Bürgerversammlung vergangene Woche.

Janssen reagierte damit auf die Frage einer besorgten Bürgerin, ob das natürliche Gleichgewicht des Sees durch die Nutzung des Wehrs beeinträchtigt werden würde. Die Kosten des gesamten Projekts wird der Freistaat Bayern tragen. Über die genaue Höhe könne man aber bislang noch nichts sagen, so Geisenhofer.

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