Jakob Kreidl: Rückzug auf Raten?

Bei der Podiumsdiskussion am vergangenen Mittwoch zeigte sich Jakob Kreidl angespannt, aber trotzdem souverän. Dabei versuchte der in die Kritik geratene Landrat die „persönlichen Verfehlungen“ von der „guten Arbeit der letzten sechs Jahre“ zu trennen.

Doch nur drei Tage später kommt nun die Ankündigung, dass Kreidl aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten will. Als Konsequenz aus der Entwicklung der vergangenen Wochen werde er die Amtsgeschäfte an seine Stellvertreter übergeben.

Jakob Kreidl - hier bei einer Wahlkampfveranstaltung in Schliersee - will nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten und hat die Amtsgeschäfte an seine Stellvertreter abgegeben / Quelle: Rolf Heinz Seyboldt
Jakob Kreidl – hier bei einer Wahlkampfveranstaltung in Schliersee – will nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten und hat die Amtsgeschäfte als Landrat an seine Stellvertreter abgegeben / Quelle: Rolf Heinz Seyboldt

In einer persönlichen Stellungnahme erklärt der weiter in der Kritik stehende Landrat, dass „die seit Wochen währenden Angriffe auf meine Person eine für mich zuletzt nicht mehr ertragbare und unmenschliche Schärfe angenommen haben“. Aus gesundheitlichen Gründe sehe sich Kreidl derzeit außer Stande, dienstliche Termine wahrzunehmen und öffentlich aufzutreten.

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Die Art und Weise der öffentlichen Diffamierung meiner Person und die tiefen Verletzungen auch durch einzelne Weggefährten haben mich bis über die Grenzen des Erträglichen belastet und mir gesundheitlichen Schaden zugefügt. Ich habe daher meine Vertreter gebeten, bis auf Weiteres die Führung der Amtsgeschäfte wahrzunehmen.

Als erster Stellvertreter fungiert derzeit Arnfried Färber von den Freien Wählern. Als weiterer Stellvertreter ist der Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing (CSU) bestellt. Vertreter im Amt ist Geschäftsleiter Martin Pemler.

Kein Plan für die Stunde x

Dabei sind die CSU-Vertreter, die heute telefonisch erreichbar waren, von der persönlichen Erklärung Kreidls völlig überrascht. „Ich weiß von nichts“, erklärt ein CSU-Bürgermeisterkandidat vom Tegernsee, der, wie er sagt, „momentan als Wahlkämpfer ziemlich viel einstecken muss“.

Offenbar hatte Kreidl seine Absicht, die Amtsgeschäfte aus gesundheitlichen Gründen ruhen zu lassen, auch nicht in seinem engeren Umfeld angedeutet. Völlig überrascht wurde auch Kreidls zweiter Stellvertreter als Landrat, Georg von Preysing:

Für mich kam das heute auch überraschend, als Kreidl mich mittags anrief und sagte, dass er eine persönliche Erklärung abgibt und erklären will, dass er seine Amtsgeschäfte ruhen lassen will. Morgen, so hat er mir erzählt, wolle er zum Arzt gehen. Wie lange er krankgeschrieben wird, weiß ich natürlich nicht.

Von Preysing will morgen mit dem ersten stellvertretenden Landrat, Arnfried Färber, abklären, wie die Vertretung geregelt werden soll. An einen Rückzug auf Raten glaubt der CSU-Bürgermeister von Gmund weniger. „Dass Kreidl gesundheitlich angeschlagen ist, hat man schon auf der Podiumsdiskussion am Mittwochabend in Miesbach gemerkt.“ Dies sei allerdings auch kein Wunder, so von Preysing, wenn man monatelang, wie Kreidl, unter Beschuss stehe. „Wie ernsthaft und langfristig dies ist, kann ich nicht beurteilen.“ Noch gebe es keinen Notfallplan für die Stunde X.

Wählbarkeit weiter gegeben?

Derweil betont Jakob Kreidl, weiter an seiner Kandidatur festhalten zu wollen. Er sei zwar öffentlich aufgefordert worden, darauf zu verzichten. Doch die Konsequenz wäre, so Kreidls Erklärung, dass bei einem Verzicht die CSU ohne Landratskandidaten in die am 16. März anstehende Kommunalwahl gehen müsste. Gleichzeitig sei ein Verzicht aus rechtlichen Gründen gar nicht möglich.

Bereits am 13. Februar hatten wir berichtet, dass ein Ausweg für die CSU und ihren Spitzenkandidaten aus der aktuellen Situation tatsächlich schwierig werden dürfte. „Jakob Kreidl könnte zwar symbolisch seinen Verzicht erklären. Aber sein Name würde trotzdem weiter auf dem Wahlzettel stehen“, erklärte ein Sprecher der Regierung von Oberbayern auf Nachfrage.

Kreidls Nominierung sei bindend und auch die Zustimmung könne er nun nicht mehr zurücknehmen. Die einzige Ausnahme wäre, wenn der CSU-Landratskandidat „seine Wählbarkeit verliert“. Das wäre möglich, wenn ein Attest ihm Dienstunfähigkeit bescheinigt. Dann, so die Behörde, würde die Wahl ausfallen und binnen drei Monaten nachgeholt.

Der Wähler soll entscheiden

Dabei fragen sich viele, welche Alternativen der Partei noch bleiben? Die wenigsten in der CSU erwarten einen Wahlsieg Kreidls. Zu schwer wiegen die persönlichen Verfehlungen der vergangenen Monate. Wenn der Landrat, trotz allem, am 16. März wiedergewählt werden würde, dürften die Ermittlungen und Nachforschungen weitergehen. Nach dem derzeitigen Stand und den im Raum stehenden Forderungen nach neuen Strukturen dürfte es beispielsweise kaum vorstellbar sein, dass Kreidl nach einer Wiederwahl ohne weiteres die Aufgaben als Aufsichtsratsvorsitzender der Sparkasse übernimmt.

Gleichzeitig gibt es für Kreidl aufgrund seiner aktuellen Stellungnahme kaum eine Möglichkeit auf einen wie auch immer gearteten Wahlkampf. Der Rückzug aus der Öffentlichkeit könnte somit auch ein stufenweiser Rückzug aus dem Amt und den Ambitionen auf weitere sechs Jahre als alter und neuer Landrat sein. Doch darauf deutet derzeit nichts hin. Denn die kurze Erklärung, zu der laut Landratsamt keine weiteren Nachfragen möglich sind, schließt mit dem Satz: „Es liegt nun am Wähler, am 16. März zu entscheiden.“

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