PETA-Demo wegen Hubertusmesse in Rottach-Egern

Am Samstag wurde die Hubertusmesse in Rottach-Egern gefeiert. Ein paar PETA-Mitglieder wollten auf das Tierleid durch die Jagd aufmerksam machen:

Verbannt auf dem Pausenhof? Die PETA-Mitglieder halten sich an die Vorgaben für ihre Demo-Installation. Foto: Julia Jäckel

Vor den Friedhofstoren – genauer auf dem Pausenhof – haben sich fünf Aktivistinnen und Aktivisten eingefunden. Sie sind zwischen 18 und 27 Jahren alt. Zwei liegen auf dem Boden im weißen Ganzkörperanzug mit dunklen roten Flecken, die das Blut symbolisieren sollen. Sie haben kunstvolle Papiermasken auf. Ein Hirsch und ein Fuchs liegen da, nebeneinander auf einer weißen Plane. Gegenüber ein junger Mann in Priestergewand, zielt fürs Foto mit einem Gewehr (Attrappe) auf die liegenden Viecher.

Sie finden das nicht besonders christlich. “Wir wollen generell, dass die Jagd abgeschafft wird, dass man die Tiere im Wald in Ruhe lässt,” sagt PETA-Aktionskoordinatorin, Ayshea Kelly, und legt wieder die flauschigen Bademäntel über das PETA-Wild. Ein Gottesdienst, der Jägern symbolisch den Segen für das sinnlose Töten wehrloser Mitgeschöpfe gibt, widerspreche den christlichen Werten – so steht es in ihrer Pressemeldung.

Drinnen treffen jetzt die ersten Jäger ein. Im Lodenmantel der Mann, im Dirndl die Damen. “Was machen die da?”, fragt ein kleiner Junge an der Hand seiner Mama, als er die Tierrechtler sieht, die jetzt mit ihren Plakaten die Friedhofsmauer hochkrabbeln. “Das muss jeder selber wissen”, spricht die Mutter zum Kind, das neugierig auf die Leinwände schaut.

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Drinnen auf dem Friedhofsgelände ist ein fescher Hirsch aufgebahrt, auf einem Wagen, verziert mit leuchtendem Blattwerk von Ahorn, Buche und Haselnuss. Der König des Waldes will das Symbol sein: Da es bei der Jagd um das “Riesengeschenk” gehe, das die Natur uns macht, spricht Franz-Josef Maier vom Bayerischen Jagdverband, der die Hubertusfeier zusammen mit Christian Liebl organisiert hat. Der Hirsch stehe symbolhaft für alle Tiere im Wald, “als Synonym für die gesamte Tier- und Pflanzenwelt,” so Liebl.

Hubertus von Lüttich und Hubertusmesse

Der heilige Hubertus von Lüttich lebte im 7. Jahrhundert und wurde später als Schutzpatron der Jäger verehrt. Die Ehrung des Hubertushirsches ist vor allem in einigen europäischen Ländern wie Deutschland, Österreich, Belgien und Frankreich verbreitet. Die Ehrung des Hubertushirsches beginnt oft mit einer speziellen Messe, die als Hubertusmesse bekannt ist. Diese Messe wird normalerweise in einer Kirche abgehalten und ist den Jägern und Naturschützern gewidmet. Während der Messe werden Gebete für einen sicheren und verantwortungsvollen Jagdausflug gesprochen, und der heilige Hubertus wird um Schutz und Führung für die Jäger gebeten. In vielen Jagdhäusern, Gaststätten oder Jagdvereinen findet man oft eine Darstellung eines Hubertushirsches, sei es in Form einer Statue oder eines Gemäldes. Dieser Hirsch symbolisiert die Ehrung und den Respekt vor der Natur und dem Wildtier, das gejagt wird. Eine zentrale Botschaft dieser Tradition ist der Respekt vor der Natur und dem Wildleben. Jäger werden ermutigt, verantwortungsvoll zu jagen, die Wildbestände zu schützen und die Ökosysteme zu erhalten.

PETA geht davon aus, dass sich die Tiere selber regulieren würden, etwa an Krankheiten sterben würden oder eben von anderen Tieren gerissen werden können. Ein Dorn im Auge ist ihnen auch das Thema der Zufütterung. Sie sehen darin eine unnötige Praxis, in der es darum gehe, Tiere für die Jagd zu ziehen. “Und dass alle Arten von Tieren geschossen werden”, ergänzt Ayshea. Für den Jagdverband ist das Zufüttern wichtig, weil das Wild nicht mehr wie früher in die Isarauen oder andere Regionen ausweichen kann und auf die menschliche Zuwendung angewiesen sei.

PETA kritisiert weiter, dass Vertreter der Kirche mit dieser Zeremonie die Jagdausübung segnen und damit fördern. Oftmals, so PETA, bilde die Hubertusmesse den Auftakt zu Drückjagden, “bei denen Hobbyjägerinnen und Hobbyjäger vor allem im Herbst und Winter durch die Wälder ziehen, um Tiere zu hetzen und zu töten.”

“Das ist kein Auftakt zur Jagd”, widerspricht Christian Liebl. Für ihn ist die Zeremonie ganz klar eine “Dankesfeier, wo wir unserem Schutzpatron danken fürs ganze Jahr und dem Herrgott für eine reiche Ernte.” Noch ein Streitpunkt? PETA ist überzeugt davon, dass “der heilige Hubertus vom Jäger zum überzeugten Jagdgegner wurde”.

Für Liebl stimmt das so nicht; vielmehr stehe in der Legende, dass dem Hubertus ein Hirsch erschienen sei und er im Anschluss die Jagd eingeschränkt habe, aber eben nicht aufgehört. Er hat “das Übermaß der Knallerei auf ein erträgliches Maß beschränkt”, erklärt Liebl.

Maier sagt am Telefon, dass er das Gespräch mit PETA suchen will, weil es ihm eben auch um Tierschutz gehe und dass er dafür nach Stuttgart fahren will.

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