Wir haben uns in den Talgemeinden rund um den See einmal umgesehen: was hat sich baulich in diesem Jahr eigentlich getan? Was wurde abgerissen und was wird neu gebaut? Wir haben die wichtigsten Projekte zusammengefasst und geben einen Ausblick auf das kommende Jahr. Heute: Rottach-Egern.
Rottach zieht Konsequenzen
Auch in Rottach-Egern hat sich baulich in diesem Jahr einiges getan. Zwar gibt es keine vergleichbaren Bauprojekte wie die Bohne in Tegernsee oder das Jodbad in Bad Wiessee, dennoch hatte die Gemeinde 2018 einiges zu tun mit den vielen Bauanträgen – vor allem von Privatpersonen. Dabei ging es stets um das eine: immer das Maximum aus einem Grundstück rausholen. Genau dieser Gewinnmaximierung versucht Rottach-Egern schon seit langem mit Bebauungsplänen einen Riegel vorzuschieben.
Denn mit dem Bauwerber, der das Maximum herausholen möchte, im Gespräch zu einer vernünftigen Lösung zu kommen, hat sich in der Vergangenheit selten bewährt. Die Erfahrung des Rottacher Ortsplanungsausschusses zeigt, dass der Konsens dort den Kürzeren zieht, wo der Profit im Vordergrund steht. Daher ist die Gemeinde immer öfter mit der Aufstellung von Bauleitplanungen gefordert. Ob im Gebiet Kobell- und Werinherstraße, der Forellen- und Fischerstraße, vielfach entlang der Karl-Theodor-Straße oder im Bereich der Hagrainer und Sonnenmoosstraße. Inzwischen ist die Gemeinde beim 27. Bebauungsplan angelangt.
Und auch die Gestaltungssatzung wurde den aktuellen Entwicklungen angepasst. Im Juni entschied sich die Gemeinde dazu, Paragraph 5 der Gestaltungssatzung für Garagen und Stellplätze zu ändern, um die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer zu gewährleisten. Auch der dritte Paragraph mit der Gebäudestellung, Höhenentwicklung, und den Abstandsflächen wurde angepasst, um das eigene Ortsbild zu bewahren. Vor allem auswärtige Architekten hätten mit ihren baulichen Elementen das ortstypische Erscheinungsbild noch nicht verinnerlicht, so damals die Begründung.
Rottach kämpft mit all den zur Verfügung stehenden Mitteln dieser Maximalbebauung in ihrer Gemeinde entgegen zu wirken. Und das wird sich wohl auch im kommenden Jahr fortsetzen – denn die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Grundstücke am beliebten Tegernsee bis zum Maximum ausgereizt werden sollen – ganz nach dem Motto: Hauptsache die Kasse klingelt.
Hier einige Beispiele zum Nachlesen:
- Schnell noch retten, was in der Hagrainer Straße zu retten ist
- „Riesen-Hüttn“ erzürnt Bürgermeister Köck
- Die zweifelhaften Praktiken eines Bauherrn
- Wohnung auf einer Doppelgarage in der Baumgartenstraße abgelehnt
- Rottacher bleiben standhaft gegen massives Bauvorhaben in der Auenstraße
Umstrittenes Projekt in der Werinherstraße
In diesem Zusammenhang kann bei dem Bauvorhaben in der Werinherstraße wohl von einem der größten Aufreger in Rottach im Jahr 2018 gesprochen werden. Auf dem über 6.000 Quadratmeter großen Grundstück, das nur durch den Fuß- und Radweg vom See getrennt ist, lebte früher der „Wunderheiler vom Tegernsee“, Krebsarzt Josef Issels, in einer prächtigen Villa mit altem Baumbestand. Doch die neuen Eigentümer, die „W2 Verwaltungs GmbH“ aus Grünwald, wollen mehr rausholen. Mittlerweile klafft eine riesige Baugrube auf dem Grundstück in Traumlage. Für ihre vier Häuser mit zwölf Wohneinheiten und einer Tiefgarage mit zweigeschossigem Swimmingpool musste deshalb auch nahezu der gesamte Baumbestand weichen.
Gerade für die Nachbarn vollkommen unverständlich. Im Oktober äußerte der unmittelbare Anlieger Andreas Toth gegenüber der Tegernseer Stimme deutliche Kritik an dem Vorhaben: „Es handelt sich gerade hier um den sensibelsten Raum des Wasserschutzgebietes des ehemaligen Mündungsarms der Weissach“. Doch nicht nur der fahrlässige Umgang mit der Natur treibt Toth auf die Palme. Auch die Lärm- und Staubentwicklung macht den Anliegern zu schaffen. Mittlerweile wird seit rund zehn Monaten gebaut, entstanden ist bisher eine große Baugrube mit einer Bohrpfahlwand aus Beton, in der „sogar ein Trump-Tower Platz finden würde“.
Hier nochmal zum Nachlesen:
- Rottacher Anwohner über “Trump-Tower” im Schorn verärgert
- Kahlschlag auf Rottacher Ufergrundstück
- Bedenken wegen der Grundwasserströme und der geplanten Tiefgarage
Luxuschalets in der Lärchenstraße
In der Lärchenstraße 6 ist derzeit ein weiteres Bauprojekt im vollen Gange, das in diesem Jahr unter all den anderen Baustellen etwas untergegangen, aber eigentlich beachtenswert ist. Das Einfamilienhaus mit Schwimmbad, das vorher auf dem Grundstück stand, ist bereits abgerissen. Das Bauloch ist inzwischen ausgehoben worden und der Verkauf der Wohnungen hat begonnen. „Wieder mal Topqualität in Toplage, wie es das seit zehn Jahren am Tegernsee bei uns gibt.“
So wirbt die Immobilienfirma Grund & Wohnen für ihre geplanten Wohnungen in Rottach-Egern. Insgesamt handelt es sich um vier exklusive Gebäude: Die Lärchen-Chalets und die Lärchenhöfe. Die zwei Chalets (Zweifamilienhäuser) haben jeweils nur zwei Wohnungen, die zwei Lärchenhöfe jeweils vier bis fünf samt Tiefgarage und Lift.
Dem Antrag auf Vorbescheid habe die Gemeinde laut Rottachs Bauamtsleiterin Christine Obermüller zustimmen müssen, weil sich der Bau ins Ortsbild eingefügt habe. Dabei hat sich die Gemeinde an das im Jahr 2016 genehmigtes Bauprojekt am Weißachdamm 16-18 orientiert. Wie auf der Immobilienseite von Grund&Wohnen zu entnehmen ist, soll der Bau im Sommer 2020 fertiggestellt werden. Obermüller geht allerdings davon aus, dass die Gebäude bis 2019 stehen werden. Laut Webseite der Immobilienfirma sind die ersten Wohnungen bereits verkauft worden. Wer Interesse hat: zwischen 9.700 Euro bis 13.850 Euro zahlt man pro Quadratmeter.
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