Gewinner 2022: Lokalpolitik
Siebenhütten: Kreuth macht’s Wiessee vor

Es kann so einfach sein: Kreuths Gemeinderat hat mit Familie Bogner ohne viel Tamtam die Neuerrichtung von Siebenhütten beschlossen. Ein echter Gewinn. Haslberger und Wiessee sehen dagegen blass aus.

Ab nächstem Jahr wird es in Kreuth ein neues Siebenhütten-Gebäude geben. / Quelle: Redaktion

Warum kompliziert, wenn’s auch einfach geht? Während andernorts im Tegernseer Tal monatelang über Almen und Chalets gestritten wird und die Behörden sich immer wieder mit den gleichen Schwarzbauten beschäftigen müssen, zeigt sich die Gemeinde Kreuth mal wieder von seiner gelassenen Seite. 

Keine Streitereien, kein müdes Mahlen der Behörden-Mühlen, kein Chichi und Luxus-Tamtam. Im Gegenteil: Ein paar Ortstermine, ein paar Gespräche und schon wird im Gemeinderat gemeinsam mit Einheimischen ein neues Projekt in die Wege geleitet. Schön, wenn Kommunalpolitik zur Abwechslung so entspannt abläuft.

Alte Siebenhütten-Alm: Besucheransturm nicht mehr gewachsen

Aber nochmal von Anfang an: Siebenhütten unterhalb der Blauberge, hinter Wildbad Kreuth, ist eines der beliebtesten Ausflugsziele im Tal – für Familien, Einheimische und Touristen. Eigentümerin ist die herzogliche Familiengesellschaft Wildbad Kreuth. Betrieben wird Siebenhütten seit zwölf Jahren durch die Rottacher Gastro-Familie Bogner.

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Doch in diesem Jahr musste die Alm geschlossen bleiben. Im Mai verkündete ein Schild an dem alten Gebäude: „Mehrere 100 Jahre hab i gearbeitet. Jetzt bin i krank und miad. Drum duats’ versteh, dass i mi a bissal ausruah’n muas.“ Die denkmalgeschützte Alm aus dem 15. Jahrhundert war dem enormen Besucheransturm der letzten Jahre nicht mehr gewachsen. Eine Lösung musste her.

In der Zwischenzeit wurde Josef Wolfgang Bogner auf einen historischen Heustadel aufmerksam. Die Idee: Ähnlich wie beim Voitlhof sollte der 150 Jahre alte Stadel an den Tegernsee geholt werden. Doch der Denkmalschutz machte der Idee einen Strich durch die Rechnung. Gemeinsam mit der Gemeinde und den Behörden schmiedete die Familie Bogner einen neuen Plan.

Eine Alm und keine Eventlocation in Kreuth

Im November kam das Vorhaben dann in den Gemeinderat. Ein Neubau soll’s werden. Der Clou dabei: Die neue Alm soll zu einem Teil in den Hang eingebaut werden und so einen Naturkeller bilden. Die Gestaltung des neuen Gebäudes wird natürlich an die anderen Hütten angelehnt. Der Gemeinderat fand’s durchwegs positiv – allerdings wurden einige Bedingungen aufgestellt.

Denn eines, was das Bergsteigerdorf keinesfalls in seinem Ort haben will, ist eine Saurüsselalm 2.0 wie in Bad Wiessee. Dies wurde sehr deutlich, als festgelegt wurde, dass der Neubau ausschließlich der Bewirtung von Wanderern und Ausflüglern in der Sommersaison dienen muss: 

Uns ist es ganz wichtig, dass die Abendnutzungen ausgeschlossen sind. Wir sehen das Problem ja jetzt in anderen sogenannten „Almwirtschaften“, dass das ausgenutzt wird. Es soll eine einfache Wanderwirtschaft bleiben und keine Eventlocation werden. Aus dem Kreuther Gemeinderat, 10.11.2022

Laut Bogner soll mit dem Neubau im Frühjahr begonnen werden, sobald es die Schneelage zulässt. Die Eröffnung ist für den Sommer geplant. „Wir sind sehr zufrieden, da es nun als ein gemeinsames Projekt aller beteiligten Gremien, Ämter-Behörden, Verpächter und Pächter auf den Weg gebracht wurde“, so Bogner. Für das gesamte Tal sei die Zukunft eines wichtigen Ausflugsziels gesichert – „das war das Ziel, wir freuen uns sehr!“

Behörden und Betreiber arbeiten Hand in Hand

Zwischen Schließung, Neuplanung und Umsetzung von Siebenhütten liegt also knapp ein Jahr, wenn alles gut läuft. Währenddessen werden beispielsweise in Wiessee weiterhin Gerichtsverfahren abgewartet, Anträge versemmelt und Schwarzbauten geduldet – ganz nach dem Motto: Mei, is hoid so. 

Für uns ist Siebenhütten jedenfalls ein klarer Gewinner 2022. Chapeau an die Gemeinde Kreuth und die Bogners – wenn’s doch immer so glatt laufen würde im Tal…

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