Teuer-Teurer-Tegernsee

wohnen tegernsee-2Wohnen im Tegernseer Tal wird immer mehr zu einem unbezahlbaren Luxus. Miet- und Kaufpreise für Wohnungen und Häuser steigen weiter an. Das zeigt eine aktuelle Analyse von Immobilienscout 24. Die Verlierer der Entwicklung sind vor allem junge Familien.

Spitzenreiter Rottach-Egern

Am Tegernsee und auf Sylt zeigt sich momentan einmal mehr, dass die Preise in einmaligen Lagen nach oben hin keine Grenzen kennen. Hauspreise von zwei Millionen Euro sind keine Seltenheit. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Immobilienscout24.de. Doch nicht nur die Kaufpreise erreichen langsam schwindelerregende Sphären. Auch die Kaltmieten am Tegernsee sind seit 2009 stetig gestiegen.

„Der Durchschnittspreis ist geprägt von unterschiedlichen Lagequalitäten. Spitzenpreise von 15 Euro pro Quadratmeter sind keine Seltenheit“, erklärt Michael Kiefer, Chefanalyst bei Immobilienscout24.de. Kostete der Quadratmeter in Tegernsee im April 2009 noch 8,68 Euro Kaltmiete, werden heute schon 10,37 Euro im Schnitt fällig. Damit sind die Preise innerhalb von fünf Jahren um fast 20 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Juni 2013 haben die Preise bis heute um immerhin 7 Prozent zugelegt.

Aktueller Spitzenreiter im Tal ist Rottach-Egern mit 10,91 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Am günstigsten kommt man dafür in Kreuth mit „nur“ 8,49 Euro pro Quadratmeter weg. „Wir haben die Angebote aus der Region, die wir auf unserer Plattform haben, herangezogen. Diese werden dann gemittelt und gewisse Ungleichheiten wie Größe und Baujahr rausgerechnet. So kommt der Mittelwert zustande“, erklärt Kiefer die aktuellen Zahlen.

Anzeige

Wichtigste Kriterien zur Preisbestimmung von Miet- oder Kaufobjekten sind vor allem das Baujahr, die Ausstattung eines Objekts und natürlich die Lage. So muss man für den beliebten Seeblick schon mal bis zu 20 Euro pro Quadratmeter rechnen. Ein Ende der steigenden Preise ist nach Einschätzung des Immobilienökonoms nicht in Sicht. Die Entwicklung werde anhalten und der Durchschnittspreis wird pro Jahr um etwa drei bis fünf Prozent ansteigen, prophezeit Kiefer.

Junge Familien und Normalverdiener als Opfer der Entwicklung

Damit wird es für weniger betuchte Talbewohner und vor allem für junge Familien immer schwerer, geeigneten Wohnraum zu finden. Eine Lösung zur Entspannung der Lage könnten Einheimischenprogramme mit vergünstigten Konditionen sein. Gmund hat für ein solches Projekt auf dem Landbaderfeld im vergangenen Jahr neues Bauland ausgewiesen. Auch in den anderen Talgemeinden ist man sich des Problems bewusst und sucht nach Möglichkeiten, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Bad Wiessee hat einen kommunalen Eigenbetrieb gegründet, um seine rund 200 gemeindeeigenen Wohnungen auf Vordermann bringen zu können.

Auch Rottach-Egern versucht, hier Abhilfe zu schaffen, wie Bürgermeister Christian Köck vergangene Woche im TS-Interview erklärte: „Es muss etwas sein, was bezahlbar ist und auch von der Lage her passt. Hier gibt es einige Ideen, die wir aber noch weiterentwickeln müssen. Das Potential unserer Gemeindewohnungen wurde nochmal geprüft. Es gilt, diese noch effektiver zu nutzen.“

Auch in Rottach-Egern ist bezalhbarer Wohnraum Mangelware. Bild: Bernd Reuschenberg
Auch in Rottach-Egern ist bezalhbarer Wohnraum Mangelware. Bild: Bernd Reuschenberg

Zudem müsse man schauen, welche Grundstücke sich eigneten, um ein neues Objekt zu errichten und so bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, so Köck weiter. Denselben Weg wie in Gmund will Rottach allerdings nicht einschlagen. Aufgrund fehlender Flächen wird kein neues Bauland ausgewiesen. So oder so lassen sich Einheimischenprogramme aber nicht von heute auf morgen umsetzen. Es braucht eben geeignete Flächen oder Objekte. Bis die Gemeinden im Tal den dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum geschaffen haben, werden die Preise im Tal weiter ansteigen.

Hilfe durch die Mietpreisbremse?

Abhilfe könnte da die von der Bundesregierung für 2015 geplante Mietpreisbremse in Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt schaffen. Bei Neuvermietungen darf der Mietpreis per Gesetz dann künftig höchstens zehn Prozent über dem Niveau der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Durch diese Regelung werden die Bundesländer ermächtigt, Gebiete auszuweisen, in denen die Mietpreisbremse für die Dauer von höchstens fünf Jahren gelten soll.

Ob darunter auch der Tegernsee fallen wird, ist derzeit noch fraglich. Aus Sicht von Michael Kiefer ist aber auch die Mietpreisbremse kein probates Mittel auf dem überhitzten Wohnungsmarkt im Tegernseer Tal. „Ich denke, es wird eine bundesweite Vorgabe geben. Selbst wenn die Mietpreise im Tegernseer Tal auf dem derzeitigen Niveau festgesetzt werden, können sich viele junge Familien und viele Einheimische die Preise nicht leisten“, betont Kiefer. Düstere Aussichten also für die Normalverdiener im Tegernseer Tal.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner